Kerzenlicht Für Eine Leiche
Freund gegangen?«, schlug Meredith vor.
»Wie lange ist er denn schon weg?«
»Es ist alles meine Schuld«, sagte er. Gestern Abend, als er seinen Bruder fand – hängend –, war er völlig außer sich!
»Die Lowes sind nicht wie andere Leute. Sie stehen sich sehr nah. Sehr, sehr, sehr nah«, korrigierte er sich.
»Sie haben ihr ganzes Leben zusammengelebt. Soweit ich weiß, war keiner von beiden je verheiratet. Und es gibt auch keine Verwandten, von denen ich wüsste. Was Freunde angeht – ich glaube nicht, dass sie welche brauchten. Sie waren sich auf ihre Weise selbst genug und lebten recht isoliert von allen anderen. Denny war vor Jahren Soldat in der Army. Sie haben ihn ins Ausland geschickt, nach Deutschland glaube ich. Manchmal hat Denny halb im Scherz erzählt, dass er weit gereist sei, doch das war auch schon alles. Gordon ist ein paar Jahre jünger und musste deshalb nicht zum Wehrdienst. Er war nie außerhalb von Bamford. Es mag merkwürdig erscheinen, doch die beiden schienen recht glücklich zu sein. Offensichtlich gab es mehr, als es den Anschein hatte …« Seine Stimme versagte.
»Gordon leidet vielleicht unter einem mentalen Aussetzer.« Meredith dachte über die Möglichkeiten nach.
»Vielleicht ist er nicht im Stande, Dennys Tod zu akzeptieren. Aber wenn es so ist und er umherwandert, wird irgendjemand ihn finden.«
»Ich hoffe sehr, dass er hierher zu mir kommt.« Pater Holland seufzte.
»Ich hätte ihn letzte Nacht hier behalten sollen.«
»Sie konnten ihn wohl kaum einsperren, James!«, entgegnete Meredith. Er antwortete mit einer Geste der Hilflosigkeit.
»Alan scheint ganz sicher zu sein, dass sie ihn finden. Wohlbehalten finden. Ich wünschte, ich wäre mir genauso sicher.«
»Wenn Alan das sagt, dann werden sie ihn auch finden«, antwortete Meredith fest.
Doch Alans Sicherheit schwand von Minute zu Minute. Nachdem er die einheimische Polizeistation informiert hatte, war er ins Bezirkspräsidium zurückgefahren, um seine Mannschaft zusammenzutrommeln. Auf dem Weg zum Besprechungszimmer sprang eine wartende Gestalt auf, um ihn abzufangen.
Markby wich ihr aus, ohne sie weiter zu beachten. Doch als er seinen Namen rufen hörte, blieb er stehen und wandte sich um.
»Major Walcott!«, rief Markby entschuldigend und schüttelte seine Hand.
»Bitte verzeihen Sie, ich habe nicht gesehen, dass Sie es sind. Ich bin sehr in Eile, wenn Sie verstehen.«
»Nein, nein, bitte entschuldigen Sie sich nicht«, sprudelte der Major heraus.
»Es ist ganz und gar meine Schuld! Ich … ich habe mich gefragt, Alan, ob Sie vielleicht einen Augenblick Zeit für mich erübrigen könnten. Ich sehe, wie beschäftigt Sie alle hier sind. Was für ein Betrieb! Trotzdem, ich wäre Ihnen dankbar.«
»Um ehrlich zu sein, Major, das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir haben gerade einen Notfall. Wenn Sie vielleicht mit einem meiner Leute …?«
»O nein!« Major Walcott blieb hartnäckig.
»Ich möchte mit Ihnen reden. Es ist … es ist eine recht persönliche Sache, und delikat obendrein.« Er blickte Markby geheimnisvoll an.
»Oh, ich verstehe.« Diese Art von Eröffnung bedeutete im Allgemeinen, dass es um eine Angelegenheit äußerster Trivialität ging, die keine Menschenseele außer dem Betroffenen interessierte. Höflich versuchte er, sich von seinem Besucher zu lösen.
»Nun, dann vielleicht später am Tag, Major. Vielleicht kommen Sie später noch einmal vorbei, ja?«
Mit diesen Worten ließ er Walcott stehen und rannte weiter in das Besprechungszimmer, wo Bryce, Prescott und zwei oder drei andere bereits warteten.
Prescott unterhielt die Übrigen mit der Pantomime einer älteren Frau.
»Hexensabbate, denken Sie nur!«, sagte er mit hoher Falsettstimme und betätschelte dabei einen imaginären Dutt.
»Also gut, alles herhören!«, sagte Markby als sie aufsprangen.
»Gordon Lowe ist verschwunden, möglicherweise selbstmordgefährdet! Wir müssen ihn finden! Lassen Sie alles andere stehen und liegen!«
»Ich war bei dieser alten Dame, Mrs. Etheridge, Sir.« Prescott war rot angelaufen, verlegen, weil er von Markby ertappt worden war, und eifrig darauf bedacht, sich zu erklären.
»Gleich heute Morgen, genau wie Sie es gesagt haben.«
»Das muss definitiv warten, Sergeant. Sie hatte nichts Neues zu berichten, oder?«
»Sie glaubt anscheinend, dass es irgendwo in der Gegend einen Teufelsanbeterkult gibt.«
»Unwahrscheinlich!«, verwarf Markby Mrs. Etheridges Theorie.
»Louise,
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