Kerzenlicht Für Eine Leiche
gibt es bereits einen Obduktionsbericht im Fall Denzil Lowe?«
»Jawohl, Sir. Er ist zwar noch vorläufig, doch das Ergebnis ist interessant. Ich war gleich heute Morgen unten beim Leichenbeschauer.« Sie verzog das Gesicht.
»Der Tote weist eine Verletzung am Hinterkopf auf. Eine Platzwunde mit Schwellungen. Das Blut hat sich darunter gesammelt, und der Schädel hat mutmaßlich einen Haarriss davongetragen. Dr. Fuller sagte, dass der Verstorbene seiner Meinung nach einen heftigen Schlag gegen den Kopf erhalten hat, heftig genug, um ihn bewusstlos zu machen, bevor er aufgehängt wurde. Er untersucht gegenwärtig die Schädelfraktur, um ganz sicherzugehen, und wird Sie unterrichten, falls Sie nicht vorher zu ihm nach unten kommen.« Es überraschte Markby nicht wirklich.
»Tatwaffe?«, fragte er.
»Irgendein schwerer, stumpfer Gegenstand. Ein Hammer vielleicht. Oder eines der Werkzeuge im Schuppen. Wir haben noch nichts Passendes gefunden. Wir suchen noch immer den Friedhof ab. Wir brauchen Gordon Lowe; er muss uns sagen, ob etwas fehlt.«
»Dann überprüfen Sie eben sämtliches Werkzeug! Ich will jeden Einzelnen an diesem Fall haben! Ich will Gordon Lowe! Und ich will ihn wohlbehalten und lebendig!«
Sie fanden Gordon nicht.
Sie erkundigten sich in den anderen Häusern in seiner Straße, sie suchten den Garten der Lowes und die übrigen Gärten ab, sie durchsuchten Anbauten und Schuppen. Die Suche wurde auf die angrenzenden Felder ausgedehnt. Der alte und der neue Friedhof wurden durchkämmt, zusammen mit dem öffentlichen Park. Jeder, der die Lowes bekanntermaßen jemals als Gärtner beschäftigt hatte, wurde befragt. Beamte besuchten die Pubs, in denen die beiden Brüder verkehrt hatten. Das einheimische Krankenhaus wurde auf eingelieferte Verletzte überprüft, die lokalen Arztpraxen angerufen, ob Gordon Lowe oder sonst jemand aufgetaucht war, der unter Amnesie litt.
Nichts. Gordon war spurlos vom Erdboden verschwunden. Gegen dreizehn Uhr fünfundvierzig verließ Markby sein Büro, um sich in der Kantine rasch ein Sandwich und einen Kaffee zu holen. Er traf auf eine einsame Gestalt, die geduldig und kerzengerade im Empfangsbereich auf einem Stuhl saß.
»Gütiger Gott, Major! Sind Sie immer noch hier?« Das schlechte Gewissen meldete sich.
»Haben Sie etwa den ganzen Morgen gewartet?«
»Nicht schlimm«, versicherte ihm Walcott hastig.
»Ich habe sowieso nichts zu tun. Ich dachte, wenn Sie vielleicht fünf Minuten erübrigen könnten – obwohl Sie offensichtlich einen sehr gehetzten Tag haben.«
Er konnte den Mann jetzt wohl kaum noch nach Hause schicken. Resigniert fragte er – in der Hoffnung, dass es nicht um eine Spende für irgendeine politische Partei ging:
»Was gibt es denn, Major?«
»Es geht um einen Geldbetrag«, sagte Major Walcott verlegen. Hätte er gesagt, es ginge um pornografische Filme, er hätte schwerlich noch verlegener dreinblicken können.
»Geld?« Hatte der Major etwa allen Ernstes vor, ihn wegen Geld anzugehen? Markby starrte seinen Besucher leeren Blickes an.
»Was für Geld?«
»Das Geld, das ich diesem Mädchen gezahlt habe. Kimberley Oates.«
Stille. Schließlich durchbrach Markby das Schweigen.
»Leider kann ich im Augenblick nicht mehr tun, als Sie zu einem Pint einzuladen, Major. Ganz in der Nähe gibt es ein Pub, in dem vernünftige Sandwiches serviert werden. Ich habe Mittagspause, und ich schätze, Sie können auch eine Kleinigkeit vertragen. Und während wir essen, können Sie mir die ganze Geschichte erzählen.«
KAPITEL 16
ES WAR ein kleines Pub. Bis Markby und Major Walcott ankamen, war es vierzehn Uhr geworden, und die Gäste gingen zu ihrer Arbeit zurück. Die Küche hatte bereits geschlossen, doch wie üblich waren noch Sandwichs im Angebot. Sie nahmen jeder ein Pint und setzten sich in die Ecke. Vor ihnen stand ein Teller mit Räucherlachs-Sandwichs. Major Walcott schien nicht sonderlich viel Appetit zu haben. Er knabberte lustlos an einem Sandwich, während Markby zulangte und darauf wartete, dass der Major von sich aus zu erzählen begann.
»Margaret kam vorbei, um mit Evelyne zu reden«, sagte Walcott unvermittelt. Er räusperte sich und fuhr fort:
»Sie hat gesagt, dass Sie bei ihr gewesen wären. Sie haben nach diesem Mädchen gefragt, Kimberley Oates. Sie schienen zu glauben, Margaret hätte ihr Geld gegeben. Sie hat sich sehr aufgeregt wegen dieser Anschuldigung.«
»Das tut mir Leid«, sagte Markby mit einem Mund voller
Weitere Kostenlose Bücher