Kerzenlicht Für Eine Leiche
trübe in die Cornflakesschachtel. Der Inhalt war bis auf ein paar letzte Flocken und eine Ansammlung Krümel verschwunden. Er schüttete den Rest für die Vögel auf seine Terrasse und schob zwei Scheiben Brot in den Toaster. Er hätte sich ein Ei kochen können, doch das hätte Zeit und Mühen gekostet. Also begnügte er sich mit dem Toast und bestrich ihn dick mit Marmelade. Heute würde seine Putzhilfe kommen. Er war immer bemüht, sein Haus zu verlassen, bevor sie kam, teilweise, weil es ihr so lieber war, doch hauptsächlich, weil er sich schämte, ihr zu begegnen. In einem Haus, in dem nur ein Mann allein lebte, sollte es eigentlich nicht so unordentlich aussehen, aber das tat es. In einer symbolischen Geste sammelte er einen Stapel alter Zeitungen ein und schob sie in eine Tragetasche, um sie irgendwann zur Altpapiersammlung zu geben – wahrscheinlich erst dann, wenn es so viele geworden waren, dass sie das Haus zu verstopfen drohten. Dann ging er nach draußen, um einen raschen Blick in sein Treibhaus zu werfen. Auch dort musste er dringend aufräumen und Ordnung schaffen. Es war eine der Arbeiten, die er sich für seinen Urlaub vorgenommen hatte. Den Urlaub, der jetzt nicht stattfand. Die Tomaten in ihren Zuchttöpfen entwickelten sich ausgezeichnet. Auch die Fuchsien blühten hübsch. Doch in einer Ecke stapelten sich die leeren Töpfe, zusammen mit halb leeren Komposttüten und Gießkannen, halb gefüllt mit trübem Wasser. Flaschen und Schachteln mit den verschiedensten chemischen Gartenhilfen standen staubbedeckt und mit längst überfälligem Verfallsdatum auf den Regalen. Spinnen hatten ihre Netze zwischen den Metallstreben gezogen. Wenn er nicht bald etwas dagegen unternahm, würde das Treibhaus bald Besuch von unwillkommenen Gästen erhalten, Weiße Fliegen, rote Spinnen, Läuse und dergleichen mehr. Verwahrloste Treibhäuser zogen alles mögliche Ungeziefer an.
»Und Geräteschuppen«, sagte er laut zu sich selbst. Schuppen wie der auf dem alten Friedhof, wo Denny ein unzeitiges Ende gefunden hatte. Wo aller Wahrscheinlichkeit nach Kimberley Oates Leichnam gelegen hatte, eingewickelt in ein grell gemustertes Stück Stoff, bevor er heimlich vergraben worden war. Der Gedanke an die beiden Lowes, speziell an Gordon, ließ Markby zurück ins Haus hasten. Wenn er sofort losfuhr, konnte er bei der Pfarrei vorbeifahren und James Holland aufsammeln. Sie konnten ein weiteres Mal beim Cottage der Lowes vorbeischauen. Mit ein wenig Glück war Gordon nach Hause gekommen. Oder sie fanden wenigstens Hinweise, dass er in der Zwischenzeit zu Hause gewesen war. Er schaltete seinen Anrufbeantworter ein und verließ das Haus. Was der Grund war, dass Meredith, die vielleicht fünf Minuten später bei ihm anzurufen versuchte, nur seine aufgezeichnete Stimme in der Leitung hatte, die sie aufforderte, eine Nachricht zu hinterlassen. Und einer Maschine von ihrer Entdeckung zu erzählen, das erschien ihr kaum befriedigend. Sie murmelte ein paar unfreundliche Worte und knallte den Hörer auf die Gabel. Wahrscheinlich war Markby bereits zur Arbeit gefahren. Sie würde später im Bezirkspräsidium anrufen.
Markby war nicht zum Präsidium unterwegs. Der Regen hatte aufgehört, obwohl es den Pfützen nach zu urteilen den größten Teil der Nacht geschüttet hatte. Doch jetzt war die Sonne hervorgekommen, und die nassen Mauern und der Asphalt der Straßen glitzerten, als wären sie übersät mit Flitter. Zumindest der Morgen versprach trocken zu bleiben. Die Wettervorhersage hatte sich wie gewöhnlich wieder einmal geirrt.
Der Garten des Pfarrhauses war nass und roch nach frischem Grün und fetter Erde. Eine Amsel war auf dem Rasen zugange und pickte Würmer heraus, die der Regen an die Oberfläche getrieben hatte. Pater Holland inspizierte seine Yamaha in der Garage.
»Hallo Alan«, begrüßte er Markby. Er wischte sich die Hände an einem ölverschmierten Lappen ab und fügte hoffnungsvoll hinzu:
»Irgendwelche Neuigkeiten?«
»Von Gordon? Ich fürchte nein. Ich hatte gehofft, Sie wüssten etwas.« Der Vikar schüttelte den Kopf.
»Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Ich glaube langsam wirklich, dass der arme Kerl eine Dummheit gemacht hat.«
»Dann hätten wir inzwischen wahrscheinlich seinen Leichnam gefunden«, tröstete ihn Markby.
»Die Tatsache, dass wir nichts haben, lässt vermuten, dass er noch lebt und sich bewegt. Ich würde wirklich sehr gerne den Grund dafür wissen. Haben Sie schon
Weitere Kostenlose Bücher