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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gefrühstückt? Ich bin nämlich auf dem Weg zum Cottage der Lowes.«
    »Ich komme mit Ihnen. Mrs. Harmer ist hier. Ich sage ihr nur eben Bescheid für den Fall, dass Gordon anruft.« Der Vikar eilte auf die Hintertür zu. Sie fuhren in Markbys Wagen zu der schmalen Straße, wo die Cottages standen, und parkten dort. Die unbefestigte Fahrbahn war übersät mit Schlaglöchern, die an diesem Morgen mit Wasser gefüllt waren. Der Abfall der Bewohner stand in großen Pfützen, und der Hund lag matt vor seiner Kistenhütte, zu voll gefressen, um mehr als ein symbolisches Kläffen von sich zu geben, als Markby und James Holland vorübergingen. Das Cottage der beiden Lowes war noch immer verlassen. Das Fenster, das Markby bei seinem letzten Besuch aufgebrochen hatte, war von der Polizei mit Brettern vernagelt worden und zeigte keine Spuren von neuerlicher Gewaltanwendung.
    »Heute können wir uns auf zivilisierte Weise Zutritt verschaffen«, sagte Markby, nachdem das Hämmern gegen die Vordertür ergebnislos geblieben war.
    »Ich habe den Schlüssel zur Hintertür.«
    »Wo haben Sie denn den her?«, fragte Pater Holland neugierig, als Markby den altmodischen großen Schlüssel aus der Tasche zog.
    »Aus Dennys Habseligkeiten. Er war in seiner Tasche. Ich bin sicher, Gordon hätte nichts dagegen, dass wir ihn benutzen. Besser, als noch einmal einzubrechen.« Das Cottage war noch genauso, wie sie es beim letzten Mal verlassen hatten. Nichts deutete darauf hin, dass in der Zwischenzeit ein Besucher in einem der Zimmer gewesen wäre. Die Luft roch abgestanden. Auf dem Boden unter dem Briefkastenschlitz lag Post. Markby hob sie auf und blätterte sie durch.
    »Ein Totoschein. Werbepost. Ein Brief vom Finanzamt – viel Glück den beiden. Kein persönlicher Brief, nichts Handgeschriebenes.«
    »Wer sollte den Lowes auch schreiben?«, entgegnete der Vikar einfach. Markby hob die beiden Gratis-Zeitungen auf, die ebenfalls auf dem Fußabtreter gelegen hatten, und legte sie zusammen mit der übrigen Post auf den kleinen Dielentisch.
    »Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Gordon in der Zwischenzeit nicht hier gewesen ist.«
    »Und was machen wir jetzt?« Pater Holland sank auf einen wackligen Stuhl und legte die Hände auf die Knie.
    »Er kommt bestimmt nicht hierher zurück. Ich spüre es in meinen Knochen.«
    »Das ist die Feuchtigkeit, weiter nichts«, entgegnete Markby herzlos. Insgeheim begann er die Befürchtungen des Vikars zu teilen, doch er klammerte sich an die Hoffnung, dass Gordon noch immer lebte. Sie hatten die Felder und Wälder hinter den Cottages gründlich abgesucht, genau wie sämtliche Scheunen und Schuppen in der näheren Umgebung. Eine Leiche wäre entdeckt worden, keine Frage. Es sei denn natürlich, irgendjemand hatte sie vergraben. Wie es mit Kimberleys Leiche geschehen war. Und bei Kimberleys sterblichen Überresten hatte es zwölf Jahre gedauert, bis sie gefunden worden war. Markby hoffte inbrünstig, dass es bei dem verschwundenen Gordon nicht genauso endete. Und dass er nicht in die gleiche Falle ging wie die ermittelnden Beamten vor zwölf Jahren, die Kimberleys Verschwinden untersucht hatten und zu dem Schluss gekommen waren, dass es der jungen Frau aller Wahrscheinlichkeit nach gut ging und dass sie einfach von zu Hause weggelaufen war. Was nicht gestimmt hatte. Markby war sicher, dass Gordon nicht weggegangen war. Gordon Lowe war ein Landbewohner der alten Sorte und ein Gewohnheitstier obendrein. Das hier war sein Unterschlupf, seine Hütte. Hierher würde er irgendwann zurückkehren, falls er noch lebendig und wohlauf war. Je länger er verschwunden blieb, desto übler sah es damit aus. Eine andere Möglichkeit war, dass er unter Gedächtnisschwund litt. Und wenn schon – wo steckte er bloß?
    »In Ordnung, James«, sagte er.
    »Kommen Sie, wir probieren es bei der Nachbarin.« Die Frau war draußen im Garten, wie schon beim letzten Mal. Und wie beim letzten Mal hängte sie frisch gewaschene Wäsche auf – entweder, weil sie der wässrigen Sonne leichtfertig vertraute oder weil sie auf diese Weise ein Auge auf Markby und Holland werfen konnte, die in Gordons Hütte herumschnüffelten. Markby ging zum Zaun, der die beiden Grundstücke abtrennte.
    »Guten Morgen! Wir suchen noch immer nach Gordon Lowe. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?« Sie zog die Klammer aus dem Mund, die sie mit den Zähnen gehalten hatte, und antwortete:
    »Gordon? Nein.«
    »Haben Sie niemanden gesehen? Keinerlei

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