Kerzenlicht Für Eine Leiche
Krematorien in die Atmosphäre entweichen. Heutzutage müssen wir uns alle in amtlich zugelassenen Leichenkitteln begraben lassen.« Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Eunice Gresham nichts davon gewusst – sie hätte es sicherlich nicht gutgeheißen! Markby strich über den Schnellhefter auf seinem Schreibtisch.
»Ja. Wie es aussieht, war der Körper in ein einzelnes Stück großen, billigen Stoffs gewickelt. Die Spurensicherung hat die verbliebenen Fetzen untersucht. Es war ein ziemlich schwerer Stoff, möglicherweise für Vorhänge oder für Sitzbezüge, jedenfalls nicht für Kleidung. Die Spurensicherung glaubt, dass er im Ausland hergestellt wurde, die Art von Stoff, die auf Jahrmärkten feilgeboten wird, wo man schnelles Geld damit machen kann. Bestimmt wurde er nicht kommerziell eingesetzt, jedenfalls nicht mehr in den letzten Jahren, denn er ist hoch entzündlich. Damals waren die Bestimmungen nicht so streng wie heute und die Menschen im Allgemeinen weniger über die Gefahren informiert.«
»Diese junge rothaarige Beamtin, Inspector Bryce, hat gesagt, die Knochen hätten zu einer jungen Frau gehört?« Pater Holland beugte sich vor und stellte seinen leeren Becher auf Markbys Schreibtisch.
»Sie scheint von der kühlen Sorte zu sein, die sich nicht von ihrer Aufgabe nach unten ziehen lässt. Bewundernswert. Wirklich bewundernswert.« Markby verkniff sich ein Lächeln.
»Ja«, sagte er.
»Die Tote war vermutlich zwischen sechzehn und zwanzig Jahren alt. Wir wissen noch nicht genau, woran sie gestorben ist.« Markby wurde ernst, zögerte und blickte dem Priester direkt in die Augen.
»Sie war zum Zeitpunkt ihres Todes schwanger. Im Bereich der Gebärmutter fanden sich Knochenreste eines vier oder fünf Monate alten Fetus.« Pater Holland vergrub das Gesicht in den offenen Handflächen, während Markby wartete. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf.
»Ich habe das Skelett nicht völlig freigelegt gesehen. Ich gestehe, ich bin froh darüber. Der Kopf hat mir gereicht. Inspector Bryce hat nichts davon gesagt. Sie hat kein Baby erwähnt. Wann wurde die Tote begraben?« Seine Stimme bekam einen aufgeregten Unterton.
»Und wie hat man es gemacht? Ich meine, ohne dass es irgendjemand bemerkt hat? Ich weiß nur eins – ich habe die Bestattungszeremonie nicht durchgeführt.«
»Wir haben mit Denny und Gordon gesprochen. Wir wissen, dass das Grab 1962 zum letzten Mal offiziell geöffnet wurde, also muss die unautorisierte Bestattung später stattgefunden haben. Die Lowes beharren darauf, dass das Grab während ihrer Zeit als Totengräber nicht angerührt wurde. Sie hätten es bemerkt. Sie arbeiten seit zehn Jahren dort. Also wurde die Tote wahrscheinlich vor elf oder zwölf Jahren begraben, allerhöchstens vor dreizehn. Die Gerichtsmedizin geht eher von einem der früheren Jahre aus, unter Vorbehalt.« Durch Pater Hollands massigen Leib ging ein Ruck, und der dünne Stuhl knarrte protestierend.
»Natürlich! Als ich die Gemeinde übernommen habe, wurde der alte Friedhof noch genutzt. Er befand sich auf Kirchenland. Ein alter Trunkenbold namens Bullen war damals Totengräber. Er war längst über das Rentenalter hinaus und seit Jahren ein Ärgernis, aber es war fast unmöglich, sich seiner zu entledigen. Bullen hatte seine Freunde, trotz seines schlechten Benehmens, und er war entschlossen zu bleiben. Bullen war eins meiner ersten Probleme in der Gemeinde. Gott sei Dank änderten sich die Umstände, und damit kam die Lösung. Der Kirchhof war voll und musste geschlossen werden. Die Bezirksverwaltung eröffnete den neuen Friedhof auf eigenem Land und stellte eigene Totengräber ein, die beiden Lowes. Und Bullen blieb nichts anderes übrig, als schimpfend in die längst überfällige Rente zu gehen.« Markby lächelte.
»Ich erinnere mich an Nat Bullen, aus meiner ersten Zeit in Bamford. Niemand wurde so häufig wie er wegen ungebührlichen Benehmens in der Öffentlichkeit mit aufs Revier genommen. Am Ende gab es kaum noch ein Pub in ganz Bamford, das er betreten durfte. Vielleicht hat er aufgrund seiner Arbeit mit dem Trinken angefangen.«
»Er fiel immer wieder kopfüber in die Gräber, die er ausheben sollte«, sagte Pater Holland böse, dann runzelte er die Stirn.
»Ich bin vor etwas mehr als elf Jahren nach Bamford gekommen. Das heißt, die Tote könnte kurze Zeit vor Appletons Ruhestand bestattet worden sein.« Er seufzte erleichtert, dann blickte er Markby entschuldigend an.
»Ich muss
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