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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Verhandlung zur Feststellung der Todesursache geben; muss ich dort erscheinen?«
    »Ihr Erscheinen wird erforderlich sein. Ich denke allerdings, der Coroner wird die Verhandlung so lange vertagen, bis wir die Tote identifiziert und die genauen Umstände ihres Todes festgestellt haben. Die erste Verhandlung wird wahrscheinlich für Mittwoch anberaumt werden.« Der Vikar nickte.
    »Ich bin froh, dass Sie die Untersuchungen leiten, Alan. Es ist ein großer Trost für mich, auch wenn …« Er unterbrach sich und legte die Stirn in Falten.
    »Wollten Sie und Meredith nicht irgendwann in nächster Zeit Urlaub machen? Auf dem Kanal? Ich hoffe, dass Ihre Pläne nicht durchkreuzt wurden. Meredith freut sich doch so sehr darauf.« Markby seufzte.
    »Nicht mehr, nach allem, was geschehen ist. Ich werde ihr schonend beibringen, dass wir unsere Bootstour verschieben müssen, auf irgendwann später im Jahr. Ich weiß nicht, wie sie darauf reagieren wird. Ich weiß nur, dass sie sich sehr darauf gefreut hat.«
    »Sie wollte ein Buch von mir ausleihen, über die inländischen Wasserstraßen. Sie hat mich deswegen besucht, aber genau an diesem Tag haben die Lowes den Leichnam entdeckt … mein Gott. Nun ja, wir sehen uns ja am Samstagabend, nicht wahr? Wenn ich recht verstanden habe, sind wir alle bei unserem Abgeordneten zum Abendessen eingeladen.«
    »Auch das noch …«, murmelte Markby düster. Zum ersten Mal während des Gesprächs lächelte Pater Holland.
    »Ein Ärger kommt niemals allein.« Er streckte Markby die Hand entgegen, um sich zu verabschieden. Dann stieß er unvermittelt hervor:
    »Wer auch immer der Mörder ist – sobald er erfährt, dass wir das Opfer gefunden haben, wird er einen gewaltigen Schreck bekommen. Ich frage mich, was er tun wird?«
    »Mit ein wenig Glück begeht er einen entscheidenden Fehler«, antwortete Markby grimmig.
    KAPITEL 4
    DER SEHR Ehrenwerte Lars Holden, MP, saß am Schreibtisch in seinem beengten Büro, das er mit einem weiteren Abgeordneten teilte. Für einen Außenstehenden, der an der extravaganten viktorianisch-gotischen Fassade der Houses of Parliament vorbeigeht, scheinen die Gebäude in jeder nur denkbaren Hinsicht wie geschaffen für die Erledigung der Staatsgeschäfte, die im Innern getätigt werden. Wer allerdings einen großen Teil seines Arbeitslebens hinter den berühmten Portalen verbringt, weiß nur zur gut, dass insbesondere das Unterhaus für die Bedürfnisse der heutigen Zeit längst viel zu klein geworden ist. Es gibt nicht genügend Sitze in der Kammer, sollte irgendwann einmal jeder Abgeordnete beschließen, zur Sitzung zu erscheinen. Büroraum ist denkbar knapp, und wer keinen zur Verfügung gestellt bekommt, findet sich an einem Tisch in der Bibliothek wieder. Andere teilen sich ihr Büro mit anderen Abgeordneten. Im Augenblick jedoch hatte Lars das Büro für sich allein. Sein parlamentarischer Kollege war als
    »Beobachter« in irgendeinem afrikanischen Krisengebiet unterwegs. Lars genoss die ungewohnte Privatsphäre. Tatsächlich hatte er sogar ausgesprochen gute Laune. Nur noch ein paar Tage, und das Unterhaus würde in die Sommerferien gehen. Er rieb sich munter die Hände. Es waren schmale Hände mit langen, schlanken Fingern. Seine Mutter hatte stets gehofft, dass er eine Laufbahn als Musiker einschlagen würde (sie selbst war eine gewesen), doch Lars hatte seit seiner frühesten Kindheit gewusst, was er wollte. Die Dinge unter Kontrolle haben, am Puls des Geschehens sein. Er hatte hier sein wollen, ein Mitglied des
    »besten Clubs von London«. Und er war hier. Zugegeben, er hatte noch keine Größe erreicht. Doch die politischen Beobachter waren sich einig, dass Lars jemand war, den man im Auge behalten musste. Er hatte bereits den ein oder anderen kleineren Posten innegehabt, und die nächste Umbesetzung des Kabinetts würde so gut wie sicher zu einer Beförderung führen. (Wohl unterrichtete Kreise wussten zu berichten, dass der Premierminister das Kabinett im Herbst umbilden würde, gleich nachdem das Parlament aus den Ferien zurück war. Verzeihlich, dass Lars das Gefühl bevorstehender Größe genoss.) Ja, er war auf dem richtigen Weg. Glücklich lächelnd angesichts dieser Aussichten murmelte er vor sich hin:
    »Sehen wir mal, was wir heute zu erledigen haben.« Ruth, seine Sekretärin, hatte ihm soeben einen Stapel Post aus seinem Wahlkreis auf den Tisch gelegt. Wie üblich hatte sie die Briefe geöffnet und nach Dringlichkeit und Interesse sortiert.

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