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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Erregung.
    »In dem anderen wohnt ein schrecklicher alter Mann namens Bullen. Er ist es, der mir diesen Brief geschrieben hat. Gott allein weiß, warum.« Lars deutete auf den Schreibtisch.
    »Dieser Bullen macht nichts als Scherereien. Er zahlt keine Miete, wissen Sie? Er sitzt einfach nur in unserem Cottage, Jahr um Jahr, und verlässt niemals das Haus, außer um das Pub weiter oben an der Straße zu besuchen. Dafür geht sein gesamtes Geld drauf. Für das Trinken.«
    »Ein glücklicher Bursche«, sagte Ruth.
    »Klingt nach einem idealen Ruhestand.«
    »Es ist lächerlich! Ich weiß nicht einmal, ob er mir seine Stimme gibt! Ich habe Mutter immer und immer wieder gesagt, dass es nicht den geringsten Grund gibt, warum wir, das heißt ich, diesen Bullen unterstützen sollten. Und wissen Sie, was sie mir jedes Mal antwortet? Dass Bullen doch nur ein armer alter Mann sei, der nichts außer seiner Rente hätte und ›bestimmt nicht mehr lange lebt‹.« Lars’ Gesichtsausdruck wurde immer zorniger.
    »Er schwimmt in Alkohol und macht wahrscheinlich so lange damit weiter, bis er hundert ist! Und dabei ist er schon so alt wie Methusalem und einfach nur widerlich! Gott allein weiß, warum Mutter mit diesem Taugenichts so nachsichtig ist! Normalerweise ist sie eine durch und durch vernünftige Frau. Sie kennen Mutter – meinen Sie nicht auch?« Er starrte Ruth wütend an. Auf Ruth wartete Arbeit.
    »Ihre Mutter ist eine sehr vernünftige Person, und ich bin sicher, dass sie in Ihrem besten Interesse handelt. Was diesen alten Mann betrifft, so denke ich, dass Ihre Mutter einfach nur freundlich sein möchte. Wenn Sie Ihren Kaffee kalt trinken wollen, Sir, meinetwegen – ich habe zu viel zu tun, um neuen aufzusetzen.« Sie marschierte nach draußen. Lars seufzte. Zweifellos hatte Ruth Recht. Mutter war eine vernünftige und freundliche Person. Doch sie konnte auch eigensinnig sein … und im Fall von Bullen hegte er seit neuestem den Verdacht, dass mehr hinter der Sache steckte. Seine Mutter legte eine Verschlagenheit an den Tag, die ihrer nicht würdig war. Lars packte die Fensterbank so fest, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. So ging das einfach nicht. Besser, wenn er es hinter sich brachte. Lars blickte zu seinem Schreibtisch zurück. Er war überrascht, dass der alte Trunkenbold seine Sinne noch weit genug beisammen hatte, um etwas mit einem Stift zu Papier zu bringen. Lars kehrte zu seinem Sessel zurück und setzte sich. Er nahm Bullens Brief zur Hand. Was wollte der Kerl?
    »Sehr geehrter Mr. Holden, Sir«, stand dort in ungelenker Schrift.
    Ich dachte, Sie solten wisen, was die getan haben. Da gibts ein Geschwätz hier im Dorf, und ich habs für Sie ausgeschnitten. Keine Sorge, alles komt in Ordnung, aber das hätten die wirklich nich tun solln. Das ist alles die Schuld von diesem Denny Lowe. Die hätten ihm nie meinen Job geben dürfen.
    Hochachtungsfoll Nat Bullen
    Lars las den Brief zweimal, doch er ergab beim zweiten Mal genauso wenig Sinn wie beim ersten Mal. Stattdessen ließ er den Schreiber als ein verschrampeltes altes Gespenst in der Ecke des Zimmers materialisieren. Lars bildete sich ein, sogar die Whiskeyfahne zu riechen. Entweder das oder Schwefel. Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass an Bullen etwas Teuflisches war.

    »Jetzt ist er vollkommen übergeschnappt«, sagte er zu sich selbst. Wirre Briefe. Was kam als Nächstes? Die Forderung, dass man ihm seinen Job als Totengräber zurückgab? Oder – wahrscheinlicher – dass Lars ein neues Badezimmer oder eine Zentralheizung oder sonst was in seinem Cottage einbauen ließ. Damit Bullen es gemütlicher hatte und er noch länger dort wohnen würde? Ha!

    »Ich hab’s für Sie ausgeschnitten.« Es musste einen beiliegenden Zeitungsausschnitt geben. Hatte Ruth ihn im Umschlag übersehen? Normalerweise schlitzte sie die Umschläge mit einem Brieföffner auf. Er suchte auf seinem Schreibtisch und stand im Begriff, nach draußen zu gehen’ und sie zu fragen, als er das Stückchen Zeitungspapier auf dem Teppich unter dem Schreibtisch erspähte. Der Luftzug des offenen Fensters musste es vom Briefstapel geweht haben. Lars bückte sich und griff danach.
    GEHEIMNISVOLLER LEICHENFUND AUF DEM FRIEDHOF!, lautete die Schlagzeile.
    Arbeiter der Bezirksverwaltung haben auf dem Friedhof von All Saints in Bamford einen schaurigen Fund gemacht. Beim Öffnen des Grabes von Walter Gresham (Bürgermeister von Bamford in den Jahren 1936–37 und

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