Kerzenlicht Für Eine Leiche
Erzählen Sie es mit Ihren eigenen Worten. Machen Sie sich keine Gedanken, ob es wirr oder schräg klingen könnte. Wir werden es schon richtig einordnen.«
»Gut.« French räusperte sich.
»Wir fuhren immer wieder zu den verschiedensten Veranstaltungen, um für die Verpflegung der Gäste zu sorgen. Manchmal waren es Clubs oder Betriebsfeiern, manchmal private Gesellschaften, Hochzeiten, alles Mögliche. Vieles davon fand in den Abendstunden statt. Eines Tages erschien Kim nicht zur Arbeit, obwohl sie eingeteilt war, und Mr. Shaw, unser damaliger Chef, war stinksauer, weil wir deswegen zu wenig Leute waren. Er rief bei ihr zu Hause an, und wer auch immer antwortete, wusste nichts über Kimberleys Verbleib. Shaw meinte, wenn sie keine verdammt gute Erklärung parat hätte, würde er sie auf die Straße setzen. Aber sie tauchte nie wieder auf. Niemand hat je wieder etwas von ihr gesehen oder gehört. Die Polizei soll eine Untersuchung eingeleitet haben, weil die Verwandte, bei der Kimberley gelebt hat, ihr Verschwinden meldete.«
»Sind Sie sicher? Die Polizei hat die Angelegenheit untersucht?«, fragte Markby scharf. In Gedanken drückte er die Daumen. Gütiger Gott, hoffentlich haben die Akten überlebt!
»Ja. Die Beamten kamen ins Geschäft und redeten mit Mr. Shaw. Am Ende kam die Polizei zu dem Schluss, dass Kimberley von zu Hause weggelaufen sei, und damit war der Fall erledigt.«
»Für jeden außer Ihnen, wie mir scheint«, stellte Markby leise fest. French errötete.
»Ja. Ich meine, ich war nicht sicher. Es kam mir eigenartig vor.«
»Woher wussten Sie, dass sie schwanger war?«, fragte Markby unvermittelt. Das plumpe Gesicht seines Besuchers drückte Erschrecken aus.
»Hey, hören Sie, es war nicht von mir! Ich weiß nicht, von wem sie schwanger war! Sie hat es nicht gesagt! Der einzige Grund, weshalb ich es weiß, ist … Eines Abends auf der Arbeit, wir waren im Golfclub … ich erinnere mich noch, sie nannten es Captain’s Dinner. Partytime war für die Verpflegung zuständig. Kim war auch dabei, aber irgendwann am Abend verschwand sie, und ich ging sie suchen. Ich fand sie auf der Toilette. Sie kam heraus, und sie sah schrecklich aus. Ich fragte, ob alles in Ordnung sei und ob sie weitermachen könne. Sie sagte, ihr fehle nichts, und bat mich, niemandem etwas zu sagen, weil es sonst Shaw zu Ohren kommen würde.« French entspannte sich. Die Worte sprudelten nun aus ihm hervor.
»Ich fragte, ob sie krank sei. Wissen Sie, wenn man mit Essen umgeht, kann man nicht vorsichtig genug sein. Wenn Kim krank gewesen wäre, hätte sie gar nicht erst zur Arbeit kommen dürfen. Aber sie lachte nur und sagte: ›Sei nicht albern! Ich bin schwanger, das ist alles.‹« French grinste schief.
»Ich war nicht überrascht. Sie gehörte normalerweise zu den eher Dünnen, aber in den Wochen davor war sie ziemlich dick geworden und ihr Gesicht aufgedunsen, wissen Sie?«
»Haben Sie Kimberley nach dem Vater des Kindes gefragt?«
»Ich nahm an, dass es wohl ein Freund gewesen sein muss. Ich fragte sie, was sie zu tun gedenke und ob ihr Freund zu dem Kind stehen würde. Sie sagte – ich erinnere mich noch ganz genau: ›Oh, keine Angst, mir wird es gut gehen. Ich werde bestens versorgt sein, ganz bestimmt sogar.‹« Markby hob die Augenbrauen.
»Hat sie das tatsächlich gesagt? Wie war ihre allgemeine Stimmung? Und wie lange vor ihrem Verschwinden war das?« French dachte über die beiden Fragen nach.
»Vielleicht zwei Wochen. Sie war nicht beunruhigt oder besorgt. Im Gegenteil – sie klang sogar irgendwie triumphierend. Ich habe nicht mehr mit ihr darüber geredet. Ich wusste, dass sie es früher oder später Shaw sagen musste, aber das war ihr Problem, nicht meins. An dem Tag, an dem sie verschwand, traf ich sie mittags in der Stadt. Wir waren nicht verabredet oder so; es war reiner Zufall. Eine Woche vorher hatte sie sich von mir einen Fünfer geliehen. Sie sagte: ›Oh, Simon! Ich gebe dir das Geld heute Abend auf der Arbeit zurück.‹ Wir unterhielten uns ein paar Minuten. Ich weiß nicht mehr, worüber – belanglose Dinge. Dann sagte sie, dass wir uns ja am Abend sehen würden – irgendeine Tanzveranstaltung – und dass sie den Fünfer ganz bestimmt nicht vergessen würde. Aber wie gesagt, sie ist nicht zur Arbeit erschienen.« French machte eine abfällige Geste.
»Sehen Sie, Kimberley wäre doch bestimmt nicht weggelaufen, nur weil sie mir fünf Pfund schuldete, oder? Sie hatte definitiv vor, mir
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