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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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und schielte zu ihm. Der Erste, der geschrien hatte, untersuchte angeekelt seine Hand.
    »Hundescheiße!«, fluchte er.
    »Ich hab in Hundescheiße gegriffen.«
    Am Mittwochmorgen wurde die gerichtliche Untersuchung zur Feststellung der Todesursache der unbekannten Frau und des Babys eröffnet, die man auf dem Friedhof von All Saints, Bamford, gefunden hatte. Der Coroner stellte fest, dass die Beerdigung nicht genehmigt war, und räumte der Polizei Zeit ein, um den Fall zu untersuchen. Das Verfahren war in Minutenschnelle vorbei.
    Es regnete erneut. Der winzige Raum, in dem die Verhandlungen stattfanden, roch muffig und nach feuchten Regenmänteln und Reinigungsmittel von der Toilette ein paar Türen weiter. Zwei Frauen mittleren Alters sowie ein jüngerer Mann, die im hinteren Teil des Raums gesessen hatten, hasteten unverzüglich nach draußen. Nur wenige Menschen hatten der Verhandlung beigewohnt, und wer gekommen war, gehörte größtenteils zur Presse.
    Markby wehrte die Reporterin der Bamford Gazette ab, eine sympathische junge Frau mit kurzem dunklen Haar. Deutlich schwieriger war ein junger Mann einer landesweiten Boulevardzeitung abzuweisen.

    »Unsere Leser mögen diese Art von Story«, sagte der Gentleman.
    »Hätten Sie vielleicht ein paar grässliche Details, Super?«
    Markby mochte es nicht, wenn man ihn
    »Super« nannte, und als er bedrängt wurde, um spektakuläre Details preiszugeben, fauchte er nur:
    »Nein!«
    Doch einen Herrn von der nationalen Presse schüttelte man nicht so leicht ab.
    »Nun machen Sie schon! Irgendwas! Was ist mit vermissten Personen? Sie müssen doch Vermutungen bezüglich der Identität der Toten haben? Irgendwelche einheimischen Schönheiten, die unter merkwürdigen Umständen verschwunden sind? Irgendwelche unaufgeklärten Verbrechen?«
    »Nicht in Bamford«, sagte Markby kühl.
    »Soweit Inspector Dawes von der Bamforder Polizei mitgeteilt hat, wurde letzte Nacht unten an der Straße in den Spirituosenladen eingebrochen. Fragen Sie dort nach, wenn Sie eine Story wollen. Oh, und auf der Hauptstraße wurde eine Blitzanlage installiert, mit bemerkenswerten Resultaten.«
    »Danke«, sagte der Reporter sarkastisch. Pater Holland hatte sich misstrauisch im Hintergrund gehalten. Er kam heran, als der Reporter auf der Suche nach erfolgversprechenderer Beute davonstapfte.
    »Widerlicher Kerl. Stellen Sie sich vor, er hat tatsächlich an der Tür der Pfarrei geklingelt! Ich hab ihm gesagt, dass er sich um seinen eigenen Dreck scheren soll.«
    »Ihr Geschäft ist auch sein Geschäft«, entgegnete Markby.
    »Jedenfalls ist das die übliche Antwort dieser Burschen. Trotzdem kann es sein, dass wir die Presse noch brauchen. Macht also keinen Sinn, sich aufzuregen.«
    »Ich bin jedenfalls froh, dass es vorbei ist.« Sie hatten den Verhandlungsraum verlassen und gingen den Korridor hinunter. Pater Holland sah erleichtert aus und machte daraus auch keinen Hehl.
    »Für Sie fängt es jetzt wahrscheinlich erst richtig an, wie?« Sie überholten den Reporter, der Denzil Lowe aufgespürt hatte und sich nun bemühte, ihm und seinem Bruder löffelweise Beschreibungen der Exhumierung zu entlocken.
    »Ja, ja, wir haben eine Menge Knochen ausgegraben«, berichtete Denzil gerade.
    »Nicht viele neue, natürlich nicht. Aber jede Menge alter Knochen. Manchmal hat sich ein Fuchs einen Weg hineingegraben und sie angefressen. Natürlich findet man auch noch Handgriffe von Särgen und Stücke von verrottetem Holz.«
    »Aber wenn ich recht verstanden habe, gab es diesmal keinen Sarg?« Im Vorbeigehen sagte Markby laut:
    »Das Verfahren ist noch vor Gericht anhängig, Denny. Es könnte zu einem Prozess kommen. Achten Sie auf das, was Sie ihm erzählen.«
    »Sie haben gehört, was der Superintendent gesagt hat«, sagte Denny mürrisch zu dem Reporter.
    »Ich kann Ihnen wirklich nichts mehr erzählen.«
    »Dann will ich meinen Fünfer wiederhaben!«, fauchte der Schreiberling.
    »Den kriegt er bestimmt nicht wieder«, murmelte Markby zu Pater Holland gewandt. Der Geistliche kicherte leise vor sich hin.
    KAPITEL 5
    MEREDITH HATTE der Gerichtsverhandlung ebenfalls beigewohnt, auch wenn sie selbst keinen Grund dafür hätte nennen können. Sie war keine Zeugin, doch sie fühlte sich wie eine. Außerdem gab es einen rein praktischen Grund – sie wollte mit Alan reden. An diesem Tag mussten sie eine Entscheidung wegen ihres Urlaubs fällen. Es schien eine triviale, ja selbstsüchtige Sache im Vergleich zum

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