Kerzenlicht Für Eine Leiche
geheiratet haben soll. Aber ich bin nicht ganz sicher.« Sie ließen ihn gehen. Er schoss aus dem Büro, und wenige Minuten später hinterließen die quietschenden Reifen eines neuen Porsche Spuren im Asphalt des Parkplatzes, als er zu seinem Restaurant zurückraste. Prescott beobachtete es von seinem Fenster aus.
»Hoffen wir nur, dass die neue Radarfalle draußen in Bamford ihre Arbeit macht. Vielleicht kriegen sie diesen Kerl wenigstens wegen zu schnellen Fahrens an den Haken, wenn schon nicht anders.«
»Beten wir lieber, dass er sich nicht auf der Straße totfährt!«, sagte Louise Bryce.
»French ist im Augenblick unsere einzige Spur. Fangen Sie an, nach dieser Jennifer Jurawicz zu suchen. Es dürfte nicht schwer sein, sie zu finden! Wie viele polnische Familien kann es damals in Bamford schon gegeben haben? French sagt, dass sie möglicherweise geheiratet hat. Falls ja, dann aller Wahrscheinlichkeit nach in einer katholischen Kirche. Bitten Sie den Pfarrer, in seinem Register nachzusehen. Gehen Sie zur katholischen Grundschule. Vielleicht ist sie dort zur Schule gegangen. Vielleicht gibt es sogar noch eine Adresse der Familie? Existiert so etwas wie ein polnischer Club oder eine Vereinigung? Sie muss aufzuspüren sein!« Mit diesen Worten verließ Bryce das Büro, um einer anderen Spur zu folgen, die sie zu Kimberleys ehemaligem Arbeitgeber führte.
Bryce hatte vorher im Büro von Partytime Caterers angerufen und Bescheid gesagt, dass sie auf dem Weg war. Niemand dort hatte sich erboten, der Polizei Zeit und Mühe zu ersparen und selbst zum Bezirkspräsidium zu kommen. Im Gegenteil, Bryce hatte sich einen Termin geben lassen müssen, um überhaupt irgendjemanden sprechen zu können, und das erst nach einem heftigen Wortwechsel mit der Sekretärin der Geschäftsführung.
Mit schockierter Stimme hatte diese Person Bryce in Kenntnis gesetzt, dass ohne Termin überhaupt nichts lief.
»Mrs. Stapleford hat einen engen Terminplan.«
»Genau wie ich!«, hatte Bryce in das Telefon gefaucht, doch dann hatte sie sich den Termin geben lassen. Partytime war in einem einstöckigen Fertiggebäude am Stadtrand untergebracht, zwischen einer belebten Hauptstraße und dem Sportgelände einer privaten Vorbereitungsschule. Die Schule selbst lag hinter hohen Mauern und Bäumen verborgen. Nicht so Partytime, das für jeden Vorbeifahrenden deutlich sichtbar war; man hatte sämtliche die Sicht behindernden Bäume gefällt, mit oder ohne Genehmigung. Der Name der Firma leuchtete in frischen Farben auf einem hellen Schild neben dem Eingang, dekoriert mit einer skizzierten Kochmütze und Papierschlangen. Man hatte keine Mühen gescheut, um den Eindruck eines florierenden Unternehmens zu erwecken. Auf dem Firmenparkplatz standen mehrere Fahrzeuge zusammen mit einem Lieferwagen, der das Logo der Firma trug.
Bryce betrat das Gebäude und bemerkte neben einem durchdringenden Geruch nach Curry alle Anzeichen durchorganisierter Effizienz und erst kürzlich zurückliegender weitläufiger Modernisierung.
Ursache dafür war sicherlich die neue Geschäftsführerin, Pauline Stapleford, eine Dame unbestimmbaren Alters mit kurz geschnittenem, kastanienbraun gefärbtem Haar. Sie besaß die Art von konturloser, schlanker Figur, die bei Frauen ab einem gewissen Alter als elegant galt, und trug dazu passend ein maßgeschneidertes graues Kostüm mit einem unvorteilhaft weit ausgeschnittenen Pullover, der den Blick in tiefe Abgründe enthüllte, nur unzureichend bedeckt von einer schweren goldenen Kette. Ihre Nägel waren rot lackiert, und an den Fingern trug sie dicke Ringe.
Sie begrüßte Bryce mit einem:
»Nun, Inspector, ich kann nicht mehr als zehn Minuten für Sie erübrigen, höchstens. Ich habe einen Termin mit einem wichtigen Kunden.«
Bryce biss auf die Zähne und zwang sich zu einem Lächeln. Selbstverständlich hätte sie darauf hinweisen können, dass Morduntersuchungen einen gewissen Vorrang hatten, doch das hätte bei Stapleford wohl kaum gezogen. Sie erklärte den Zweck ihres Kommens.
Als sie fertig war, antwortete Stapleford mit einem verächtlichen Schnauben.
»Zwölf Jahre! Hören Sie, meine Liebe, was glauben Sie eigentlich, wie viel Platz wir haben, um alte Formulare und Rechnungen aufzubewahren?«
»Aber Sie müssen doch Belege für das Finanzamt aufbewahren!«, entgegnete Bryce mit wachsender Verbitterung. Es war die einzige Möglichkeit, mit Stapleford fertig zu werden.
Die Geschäftsführerin lachte freudlos
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