Kerzenlicht Für Eine Leiche
jungen Frau … die Gesellschaft zum Schutz von Lars Holden wird augenblicklich handeln. Jeder, angefangen beim Vorsitzenden des Wahlausschusses und seinem politischen Berater bis hin zu seiner Mutter! Vielleicht wollen sogar seine Abgeordnetenkollegen oder das Kabinett ein Wort mitreden – schlimmstenfalls. Oh, und natürlich seine Verlobte, die kennen zu lernen ich an diesem Samstagabend das Vergnügen hatte und die einen nicht zu unterschätzenden Gegner abgeben würde, falls wir sie verärgern.« Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Also werde ich die Vernehmung durchführen, und falls etwas schief geht, werde ich es ausbaden.«
»Wann glauben Sie, dass Sie …?«, begann Bryce. Markby sah auf seine Armbanduhr.
»Heute Morgen gehe ich zu einer Beerdigung.«
»Ich habe mich schon gefragt, warum Sie eine schwarze Krawatte tragen.« Ihr verschmitztes Grinsen gewann die Auseinandersetzung mit professionellem Ernst. Er verzog das Gesicht.
»Es ist Eunice Greshams Beerdigung. Sie ist die alte Dame, die eigentlich im Grab ihrer Eltern beigesetzt werden sollte, bis die Lowe-Brüder das Skelett von Kimberley Oates gefunden haben. Jetzt kommt sie auf den neuen Friedhof. Der Punkt ist, dass Mrs. Holden ebenfalls dort sein wird, Lars Holdens Mutter. Und vielleicht sogar Lars Holden selbst. Möglicherweise finde ich eine Gelegenheit, mit Margaret zu reden. Was Lars betrifft, wäre es wahrscheinlich besser, unter vier Augen mit ihm zu reden. Ich gehe nach Gehör vor.« Er grinste unerwartet und tippte auf das Foto.
»Royal Schools of Music«, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin.
»Ich gehe nach Gehör vor.«
»Jawohl, Sir«, erwiderte Bryce pflichtschuldig.
»Ich verstehe.«
»Oh? Nun ja, Sie können am Montagmorgen schließlich keinen brillanten Humor erwarten.«
»Wie alt ist er eigentlich genau, dieser Lars Holden?«, fragte sie unvermittelt.
»Nach den Bildern seiner Wahlkampagne zu urteilen, scheint er noch recht jung zu sein. Vor zwölf Jahren, als dieses Foto entstand, kann er nicht viel mehr als ein Student gewesen sein.«
»Nach meiner Rechnung«, sagte Markby und blickte ins Leere, »muss Lars damals etwa neunzehn gewesen sein, höchstens. Was uns einen interessanten neuen Aspekt liefert, finden Sie nicht? Nach Simon Frenchs Worten hat Kimberley immer wieder mit Kunden geflirtet, in der Hoffnung, ein reicher Mann würde ihrem Charme erliegen und sie von all dem wegbringen.«
»Er sieht recht attraktiv aus, dieser Holden«, sagte Louise Bryce.
»Wahrscheinlich hatte er keine Schwierigkeiten, Mädchen zu kriegen. Aber Sie haben Recht, Sir, es wird den Holdens nicht gefallen, darüber befragt zu werden, kein bisschen.«
»Du hättest wirklich nicht mitkommen müssen«, murmelte Markby.
Der Gottesdienst in der Kirche hatte nicht lange gedauert, doch er war gut besucht gewesen. Besser, dachte Markby, als es ohne die Gerüchte der Fall gewesen wäre, die um das immer noch hinter einer polizeilichen Absperrung verborgene Gresham-Grab auf dem alten Friedhof kreisten.
Ein Leichenwagen hatte Eunice Greshams Sarg das kurze Stück zum neuen Friedhof gefahren, der sich unmittelbar an den alten Kirchhof anschloss. Der Sarg war ausgeladen und von den Sargträgern zu dem frisch ausgehobenen Grab getragen und hinabgesenkt worden. Pater Holland hatte eine feierliche Rede gehalten und das letzte Gebet gesprochen. Truelove, der Nachlassverwalter, hatte im Namen aller Anwesenden eine Schaufel Erde hineingeworfen, und alles war vorbei. Wenigstens das Wetter hatte mitgespielt.
Die meisten Zuschauer verschwanden unmittelbar nach der Zeremonie wieder. Zu Pater Hollands unübersehbarer Missbilligung hatte sich auch Truelove mit fast unanständiger Hast verabschiedet. Vielleicht, dachte Markby nachsichtig, vielleicht hat er noch einen Termin. Jetzt gingen er und Meredith langsam zum Tor. Vor ihnen ging Pater Holland mit Margaret Holden. Beide waren in eine Konversation vertieft.
Lars und Angie Pritchard, die während der gesamten Zeremonie selbstbewusst neben ihrem Verlobten gestanden hatte, näherten sich Markby und Meredith. Angie trug die Sorte von schwarz-weißem Kostüm, die man in London zu Beerdigungen anzog. Der Rocksaum endete ein ganzes Stück über den Knien und betonte ihre langen Beine in den schwarzen Strümpfen. Während der Grabrede Hollands hatte Markby bemerkt, wie der Blick der Sargträger mehr als einmal zu Angie gewandert war.
»Wir sind nicht mit Mutter gekommen«, erklärte
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