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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Furcht, es könnten härtere Zeiten kommen – und der Lebensstil der Lowes war hinreichend beschrieben. Geiz galt bei den Brüdern als Tugend.
    Und so erledigten sie ihre Wocheneinkäufe stets spät am Samstagnachmittag, wenn frische Produkte häufig im Preis reduziert waren. Meist bekamen sie ein großes Stück Braten für zwei Drittel des normalen Preises. Außerdem kauften sie einen Sack Kartoffeln, Gemüse und Mohren, alles billiger und heruntergesetzt. Andere Einkäufe umfassten Speck, Würstchen, den stärksten Käse, den sie finden konnten, und eine Haushaltspackung Margarine.
    Leicht verderbliche Waren wurden in dem alten, brummenden Kühlschrank verstaut, bis auf das Fleisch. Das wurde in einem antiken Fliegenschrank aufbewahrt, einem Metallkasten mit einer perforierten Tür, der im Luftzug des Küchenfensters an die Speisekammertür genagelt war und stets Schmeißfliegen in grauen Scharen anzog. Fleisch in einem Kühlschrank, so die Überzeugung der Lowes, verlor sein Aroma. Man konnte sagen, was man wollte – ihr Sonntagsbraten hatte stets reichlich Aroma und mehr als einmal auch einen recht ausgeprägten Geruch.
    Sonntags bereitete Gordon den Braten, zusammen mit Bratkartoffeln und gekochtem Gemüse und Karotten. Sie gaben sich nie mit Nachtisch ab, außer an Weihnachten, wenn sie einen Fertigpudding kauften. In dieser Hinsicht wichen sie vom Vorbild ihrer Mutter ab, die eine geschickte Hand für gekochte Puddings gehabt hatte, die gestürzt, aufgeschnitten und mit reichlich Sirup oder Marmelade oder Eierlikör serviert worden waren.
    Montags und dienstags aßen die Lowes die Reste vom Sonntagsbraten, entweder durch den alten, schweren Fleischwolf gedreht, der fest mit dem Küchentisch verschraubt war, oder einfach nur kalt in Scheiben geschnitten, mit dem restlichen Gemüse kurz in Bratfett aufgewärmt.
    Spätestens mittwochs war das Sonntagsessen aufgezehrt, und den Rest der Woche aßen die beiden Brüder irgendwelche Kombinationen aus Würstchen, Käse und Speck mit reichlich in dicke Scheiben geschnittenem Brot.
    Ein moderner Ernährungswissenschaftler hätte ihre Kost als erschreckend reich an Fett und arm an frischem Gemüse bezeichnet. Früchte kamen praktisch nicht vor, es sei denn, ein Nachbar brachte einen Sack mit
    »Fallobst« vorbei, was hin und wieder geschah. Doch Denny und Gordon waren bisher ausgezeichnet mit ihrer Ernährung zurechtgekommen, was sie auf ein Leben an der frischen Luft und die harte körperliche Arbeit als Totengräber zurückführten, zusammen mit gelegentlichen Nebenjobs als Gärtner.
    Das Abendessen an diesem Tag bestand aus Würstchen und Bratkartoffeln. Sie saßen nebeneinander und aßen vor dem laufenden Fernseher. Sie sahen eine Gameshow. Die hysterischen Mitspieler gewannen luxuriöse Preise, die für den Lebensstil der Lowes vollkommen irrelevant waren: Reisen nach Las Vegas, aufgemotzte Autos, Kisten voller Champagner, gigantische Stofftiere, die zu groß waren, als dass ein Kind damit hätte spielen können, Geschirrspüler und Mikrowellenöfen. Die Lowes sahen, wie all diese Dinge auf dem Schirm den Besitzer wechselten, überreicht von einem jubelnden Showmaster in mitternachtsblauem Jackett mit einer blonden, vollbusigen Assistentin an der Seite. Jede neue von Flitter bedeckte Auslage wurde mit weiterem Schreien und Kreischen aus den Rängen des unsichtbaren Publikums begrüßt – und mit vollkommenem Schweigen auf Seiten der beiden Lowe-Brüder.
    Nach einer Weile fragte Gordon, ohne die Augen vom Schirm zu nehmen:
    »Schätze, die Polizei wird der Sache auf den Grund gehen, wie?«

    »Kann man nich’ sagen.« Denny öffnete die Ketchupflasche und stülpte sie über seinem Teller um.
    »Schätze schon«, sagte Gordon und schob sich eine Gabel voll Bratkartoffeln in den Mund. Die Gewinnerin auf dem Bildschirm brach über den Gewinn einer Reise nach EuroDisney für die ganze Familie in Freudentränen aus. Das Publikum im Studio tobte begeistert.
    »Schätze auch«, sagte Denny. Das Tomatenketchup wollte nicht aus der Flasche kommen. Denny grunzte unwillig und schlug heftig mit der flachen Hand auf den Flaschenboden. Rote Soße schoss in einem dicken Klumpen hervor und ließ seine Würstchen in rotem Blut ertrinken. Unbeeindruckt machte er sich daran, die rote Pampe mit einem Stück Brot aufzuwischen.
    »Dann stimmt’s also? Was die Leute damals erzählt haben?«
    »Oh, sicher.« Dennys kleine stechende Wieselaugen leuchteten, und sein Mund, verschmiert mit

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