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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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und dort in die locker aufgeworfene Erde und warf sie wild in die allgemeine Richtung von Eunice Greshams Grab, wobei mehr danebenging als hinein und immer wieder Erdbrocken die Lowes trafen – was der Anlass für ihre Flüche war. Der kleine Mann schaufelte unbeirrt weiter, während Gordon und Denny versuchten, ihn mit den Ellbogen abzudrängen und hin und wieder drohend die Schaufel schüttelten. Die gnomartige Gestalt antwortete jedes Mal mit einer Tirade von Flüchen und schoss zwischen den beiden Lowes hin und her.
    »Lasst mich bloß in Ruhe! Es muss richtig gemacht werden! Ihr wisst nicht, wie man das macht! Ich kannte Eunice fast sechzig Jahre! Ich will, dass sie anständig begraben wird!«
    »Mach, dass du aus dem Weg kommst, du verrückter alter Kerl!«, schimpfte Denny und holte mit der Schaufel aus. Er verfehlte den Kopf des Alten nur um Haaresbreite.
    »Sprich nicht so mit mir, Denzil Lowe! Ihr beide habt mir meine Arbeit weggenommen, habt ihr! Ihr seid nicht besser als Diebe, genau wie euer Vater! Ich erinnere mich noch an euren Vater! Er war ein Tagedieb! Und ihr kommt nach ihm! Ihr habt hier nichts zu suchen! Verschwindet von hier, alle beide! Ihr blutigen Amitöre, ihr!«
    »Geh – mir – aus – den – Füßen!«, heulte Denny. Pater Holland brach mit wehender Soutane über die drei herein wie ein heiliges Donnerwetter.
    »Sofort aufhören!«, röhrte er.
    »Was um alles in der Welt glaubt ihr, was ihr hier tut!« Die drei Schaufler erstarrten mitten in der Bewegung. Denny erholte sich als Erster von seinem Schrecken. Er stützte sich auf seine Schaufel und sagte:
    »Der verrückte alte Kerl ist mitten aus dem Nichts hier aufgetaucht, Reverend! Ich hab ihn noch nie gesehen! Er muss in den Büschen auf der Lauer gelegen haben!«
    »Das is’ mein Job!«, keifte die verschrumpelte Gestalt. James Hollands Unterkiefer sank herab. Er stand dort, als könnte er seinen eigenen Augen nicht trauen und als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Markby trat vor, und bei seinem Anblick wichen die beiden Lowes misstrauisch zurück. Nicht so ihr Kontrahent, der mit der Schaufel in den knotigen, von dicken blauen Adern durchzogenen alten Händen trotzig vor dem Superintendent stehen blieb. Sein dünnes, gelblich graues Haar hing ihm wirr in die runzlige Stirn, und sein unrasiertes Kinn zitterte vor Zorn.
    »Mischen Sie sich bloß nich’ da ein!«, keifte der Alte.
    »Wen haben wir denn da?«, sagte Markby, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Das nenne ich eine Überraschung. Nat Bullen! Und wir dachten schon, Sie wären tot!«
    »Denken Sie, was Sie wollen!«, keifte der Alte.
    »Aber ich lebe noch!« Die Diskussion ging noch für kurze Zeit weiter, bis es Markby gelang, den ehemaligen Totengräber davon zu überzeugen, die beiden Lowes in Ruhe ihre Arbeit fortsetzen zu lassen und den Vikar, Meredith und Alan Markby zur Pfarrei zu begleiten. Sie saßen alle am großen Tisch in der Küche. Mrs. Harmer stellte missbilligend ein Tablett mit Bechern frisch gekochten Kaffees vor ihnen ab.
    »Haben Sie nichts Stärkeres da?«, fragte der alte Bullen hoffnungsvoll.
    »Das nasskalte Wetter geht mir schrecklich in die Knochen. Ein Schluck Whiskey wäre nicht verkehrt. Oder Brandy.«
    »Du kannst dich glücklich schätzen, dass du überhaupt in meine Küche darfst, Nat Bullen!«, fauchte Mrs. Harmer.
    »Denk bloß nicht, dass du hier drin anfangen wirst zu trinken! Ich weiß alles über dich!« Bullens runzlige Gesichtszüge verzerrten sich zu einem spöttischen Grinsen, als die Haushälterin ihm den Rücken zuwandte.
    »Eine alte Unke ist sie! Das war sie schon immer! Ihr Mann hat sich mit der Kellnerin vom The George vergnügt, weil er es bei ihr nicht ausgehalten hat!« Mrs. Harmer wirbelte herum, das Gesicht zorngerötet, und rückte gegen Bullen vor.
    »Das hat er nie getan! Du verlogener alter Trunkenbold!« Pater Holland hielt es für angebracht einzuschreiten.
    »Ich bin sicher, Sie irren sich, Nat. Schon gut, Mrs. Harmer, bitte regen Sie sich nicht auf. Vielleicht sollten Sie besser gehen. Wir wissen alle, dass Nat einen schrägen Sinn für Humor hat.« Sie stapfte hinaus.
    »’s ist aber wahr!«, sagte Bullen halsstarrig.
    »Und einmal wurden sie von einem anderen ihrer Liebhaber gestört, der überraschend vorbeigekommen war! Joe Harmer ist mit heruntergelassenen Hosen aus dem Lokal geflüchtet!« Bullen kicherte böse.
    »Sie war ein ziemliches Flittchen, diese Kellnerin!« Er zog

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