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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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besänftigend.
    »Warum gehst du nicht in die Küche und kochst uns allen einen Kaffee?«
    Glyn funkelte Markby an, doch dann erhob er sich und stapfte nach draußen. Markby hörte das Klappern von Geschirr und Tassen.

    »Seit Jack tot ist, glaubt er, dass er sich um mich kümmern muss«, erklärte Susan Tempest und lächelte ihren Besucher nervös an.

    »Ich bin nicht in der Absicht gekommen, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten«, sagte Markby.
    »Ich wollte mich lediglich mit Ihnen unterhalten. Wir müssen eine Akte über Kimberley Oates anlegen, verstehen Sie? Wir müssen wissen, wo sie war, was sie gemacht hat, wen sie während ihrer letzten Tage gesehen hat. Hatte sie Kontakt zu irgendjemandem? Hat sie etwas geschrieben oder telefoniert? Weiß irgendjemand einen Namen, den wir noch nicht kennen, eine Person, die wir befragen könnten? Wir müssen wissen, was für ein Mensch Kimberley war. Und das scheint schwierig zu werden.«

    »Da hätten Sie sich mit meiner Mutter unterhalten müssen.« Susan wandte den Blick ab, zum Fenster und hinaus auf das Meer.
    »Sie hat Kimberley großgezogen. Ich kann Ihnen nichts über sie sagen. Ich kannte sie nicht, nicht mehr, seit sie ein Jahr alt war. Vermutlich denken Sie jetzt, ich war eine schlechte Mutter.«

    »Es ist nicht an mir, so etwas zu denken«, entgegnete Markby protestierend. Sie drehte den Kopf zu ihm und starrte ihn trotzig an.
    »Ich wollte sie nicht im Stich lassen. Als ich nach Wales kam, dachte ich, ich könnte ein neues Leben anfangen. Ein neues Heim für uns beide schaffen. Wenn alles fertig gewesen wäre, hätte ich Kim zu mir geholt. Ich blieb mit ihr in Verbindung, schrieb Briefe und schickte Geschenke. Ich meinte es wirklich ernst! Aber ich war sehr jung, und ich hatte keine Ahnung, wie schwer es werden würde! Ich wusste, dass es Kim gut ging. Ich wusste, dass Mutter sich um sie kümmerte. Und nach und nach wurde mir klar, dass ich ganz allein nicht mit einem Baby fertig werden konnte und zugleich einen Vollzeitjob annehmen, um für ein anständiges Heim zu sparen. Also verschob ich den Tag immer weiter in die Zukunft. An dem ich Kimberley zu mir holen würde, meine ich.« Die Tür schwang auf, und Glyn trampelte mit einem Tablett herein, auf dem drei dampfende Becher Kaffee mit Löffeln darin standen. Er stellte das Tablett ungeschickt auf den Tisch.
    »Warum hast du nicht die guten Tassen genommen?«, tadelte ihn seine Mutter.
    »Was soll der Superintendent denn denken?«
    »Es ist ihm sicher egal«, entgegnete Glyn.
    »Das ist es tatsächlich. Ich persönlich trinke meinen Kaffee immer aus Bechern.« Markby bemächtigte sich eines stark aussehenden Gebräus. Glyn war zu einem Stuhl gegangen und hatte sich darauf fallen lassen. Er funkelte Markby an und rührte laut in seinem Kaffee.
    »Jedenfalls«, fuhr seine Mutter fort, »eines Tages lernte ich Jack kennen. Er hatte eine gute Arbeit, und ich wusste, wenn ich ihn heirate, könnten wir eine Hypothek aufnehmen und uns ein Haus kaufen. Aber das war nicht der Grund, aus dem ich ihn geheiratet habe. Ich liebte ihn. Er war ein sehr attraktiver Mann …« Ihr Blick wanderte zu einer Fotografie.
    »Er war ein guter Ehemann und ein guter Vater für Glyn und Julie. Er hatte eine starke Persönlichkeit, wenn Sie wissen, was ich meine. Er glaubte daran, dass ein Mann Herr in seinem eigenen Haus sein sollte. Er mochte es nicht, wenn jemand ihm widersprach. Er wollte immer das Sagen haben, und er hatte sehr konkrete Vorstellungen über das, was richtig war und falsch. Er war jedenfalls nicht die Sorte Mann, dem ich … dem ich hätte sagen können, dass ich schon ein Kind hatte. Also verschwieg ich es. Wir heirateten. Dann wuchs in mir die Angst, dass Mama mich finden und mit Kimberley im Arm vor der Tür stehen könnte. Deswegen … deswegen habe ich nach und nach aufgehört zu schreiben. Ich weiß, ich habe nie eine Adresse angegeben, aber ich hatte trotzdem Angst, dass Mama mich irgendwie finden könnte. All die Jahre hat mich die Angst verfolgt. Dann, viele Jahre später, kam eines Tages die Polizei bei mir vorbei und sagte, dass Kim von Mutter weggelaufen sei. Sie wollten wissen, ob ich sie gesehen hätte. Alles kam heraus. Jack war außer sich vor Wut. Aber damals hatten wir schon die Kinder, und irgendwie fanden wir wieder zusammen. Ich gestehe, dass ich schreckliche Angst hatte, Kimberley könnte den Weg zu mir nach Wales finden. Jack hatte schließlich gesagt: ›Also gut, reden wir nicht mehr

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