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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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auf sich nahm. Sein Herz schmerzte um Meleins Bürde wegen, aber er versuchte nicht, sie zu tragen. Melein würde ihrer Ehre teilhaftig werden. Er hatte seine, und sie war ungeheuer viel einfacher.
    Der She'pan zu gehorchen. Das Volk zu rächen.
    Er starrte während seiner wachen Intervalle den Menschen an, und einmal wußte er in der Dunkelheit, daß auch der Mensch wach war und ihn betrachtete. Sie sprachen nicht miteinander.

19
    Der Tag begann ruhig, mit nur den Geräuschen des Windes und dem Atem des Dus. Niun blickte sich um und entdeckte, daß Melein bereits wach war und mit gekreuzten Beinen am Eingang saß, wo das Licht der Dämmerung sie umrahmte. Sie wirkte gesammelt, als sei sie schon längere Zeit so dagesessen, um in den letzten Nachtstunden allein ihre Gedanken zu ordnen.
    Niun stand auf, während Duncan noch reglos dalag, trat zu Melein und setzte sich nahe der Fieberwärme des schlummernden Dus in den kalten Sand. Seine Beine waren wegen des Giftes noch schwach und sein Arm bis zur Schulter hinauf steif und heiß, aber es würde vorübergehen. Sein Geist war immer noch ruhig, und die wirren Gedanken des Dus berührten ihn nach wie vor. Er hatte keine Angst, auch nicht in Anbetracht ihrer Lage. Er wußte, daß es der Mut des Dus war, und daß er schmelzen würde, sobald eine Krise kam und ein Mann darauf angewiesen war, nachzudenken. Aber so hatte er Ruhe, und war glücklich darüber. Er dachte, daß Melein sich vielleicht auch an etwas von der Art erfreute, denn ihr Gesicht war ruhig, als ob sie über irgendeinen privaten Traum meditiert hätte.
    »Hast du lange geschlafen?« fragte er sie.
    »Solange, wie ich es nötig hatte. Ich bin gestern erschüttert worden. Ich denke, ich werde einen langen Marsch immer noch schwierig finden. Aber wir werden heute marschieren.«
    Er hörte das und wußte, daß sie zu einer letzten Entscheidung gekommen war, aber es wäre nicht respektvoll gewesen, sie danach zu fragen und weiterhin davon auszugehen, daß er ihr Verwandter war, was er nicht länger sein konnte.
    »Wir sind fertig«, sagte er.
    »Wir folgen dem Weg nach Sil'athen«, sagte sie, »und weitere in die Berge hinein, und wir werden einen Schrein finden, von dem das Kel in unserer Generation nichts gewußt hat. Bevor wir beide geboren wurden, war dem Kel befohlen worden, es zu vergessen. Die Pana, Niun, sind nie im Edun aufbewahrt worden. Es war eine Zeit des Krieges. Die She'pan hielt es nicht für gut, daß die Pana im Edun waren, und sie hatte recht.«
    Er berührte vor Verehrung ihre Stirn, ihn fror, von den Dingen nur zu hören, von denen sie gesprochen hatte, aber sein Geist schwang sich daran empor. Es veränderte nichts, hatte keine Beziehung zu ihren eigenen trostlosen Aussichten. Aber das Heilige existierte, und selbst, wenn sie hingingen, um es mit ihren eigenen Händen zu zerstören, würde es nicht durch Feinde zugrunde gegangen sein.
    Der Auftrag der Götter also. Das war etwas, das es wert war, getan zu werden, etwas, das er gut begreifen konnte.
    »Wisse«, sagte sie des weiteren, »daß wir die Pana an uns bringen werden, und wir beide werden sie an einen Ort bringen, wo wir in Sicherheit sind. Und wir warten. Wir warten, bis wir einen Weg von Kesrith finden, oder bis wir wissen, daß es keinen gibt. Hat das Kel dazu eine Meinung?«
    Er überlegte, dachte an Duncans Angebot, daran, es Melein mitzuteilen, aber legte diesen Gedanken beiseite. Es würde einen Augenblick dafür geben, falls sie noch solange lebten, um das eine zu tun. »Ich denke«, urteilte er vorsichtig, »daß wir beim Töten von Menschen umkommen werden, wenn sie uns danach zu Tode jagen. Aber ich für meinen Teil würde lieber zu den menschlichen Behörden gehen und mich mit ihnen gegen die Regul verbünden. Ich bin so erbittert.«
    Sie hörte ihm aufmerksam zu, den Kopf zur Seite geneigt, und runzelte die Stirn. »Aber«, sagte sie, »es herrscht Frieden zwischen Regul und Mensch.«
    »Ich glaube nicht, daß er von Dauer sein wird. Nicht für immer.«
    »Aber würden die Menschen nicht lachen – wenn man bedenkt, ein einziger Kel'en, der alleine versucht, seinen Dienst gegen alle Regul aufzunehmen?«
    »Die Regul würden nicht lachen«, sagte Niun grimmig, und sie nickte in Anerkennung dieser Tatsache.
    »Ich will das jedoch nicht«, sagte sie. »Nein. Ich weiß, was Intel geplant hat: uns wieder in die Dunkelheit zu führen, auf die lange Reise zu gehen und das Volk während dieser Dunkelheit zu erneuern. Und ich

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