Kesrith – die sterbende Sonne
Gefühl der Wärme überkam Niun, ein tiefes und beinahe sinnliches Gefühl, die niederen tierischen Funktionen des Dus-Gehirns, das sich mit sehr wenig begnügen konnte.
Dies lieh es ihm. Er blickte auf, sich einer Gegenwart bewußt, und erblickte zwei fremde Dusei auf der Sandsteinkante über ihm. Er hatte keine Angst. Dieses Dus kannte ihn, und sie kannten ihn; und wie die Wärme kam das auf einem Niveau, das unterhalb dem der Vernunft lag. Es war eine Tatsache. Es war so zuverlässig wie der Felsen, auf dem sie standen, Mri und Dus. Es nahm seinen Schmerz auf, schmolz ihn und fütterte ihn wieder mit einer Kraft, die so langsam und mächtig war wie seine eigene.
Und als er zur Höhle zurückkehrte, trottete das große Tier hinter ihm her, ein fügsamer Gefährte, ein komischer und freundlicher Bursche, der – als er den Menschen erkannte – plötzlich gar nicht mehr komisch und nicht mehr freundlich war.
Mißtrauen erreichte Niuns Geist durch die Impulse des Dus; aber es klang ab, als das Dus den unmittelbaren Schrecken des Menschen spürte. Dieser fürchtete sich, also war er harmlos. Das Dus schob den Gedanken an den Menschen beiseite und ließ sich quer vor dem Eingang nieder, strahlte Impulse der Wache und des Schutzes aus.
»Es ist gekommen«, sagte Niun und nahm seine Pistole wieder aus Meleins Hand entgegen. »Es sind noch mehr da draußen, aber keines von ihnen auch nur entfernt vertraut.«
»Der alte Pakt«, sagte Melein, »ist zwischen ihnen und uns immer noch gültig.«
Und Niun wußte, daß sie keinen besseren Wächter hätten haben können, daß er diese Nacht würde schlafen und sich sicher sein können, daß nichts, was Melein schaden konnte, an diesem Dus vorbeikam. Dafür war er überwältigend dankbar. Die Erschöpfung, die er beherrscht hatte, kam nun wie eine Flut auf ihn herab. Das Dus hob den Kopf und gab das Stöhnen des Vergnügens von sich, ein Lächeln mit aufgesperrtem Maul und heraushängender Zunge. Sie zuckte und verschwand wieder in dusiner Selbstzufriedenheit.
Niun sprach mit dem Tier, äußerte die kurzen, sinnlosen Wörter, die die Dusei liebten, berührte seinen schweren Kopf und erfreute es. Und dann ergriff er die Tatze und drehte sie um, deren Größe leicht mehr halten konnte als ein Mann in seinen Händen. Die Klauen krümmten sich nach innen, zogen Niuns Handgelenk gegen die feuchte Tatzenfläche: ein Reflex. Es riß Niuns Haut auf und ließ das Gift hinein. Das hatte Niun gewollt. In solch kleinen Mengen würde das Gift ihm nicht schaden, sondern ihn gegen dieses Dus immunisieren, so daß er es nicht mehr fürchten mußte. Er zog die Hand zurück, liebkoste den flachen Schädel und entrang dem Tier damit einen rollenden Ton der Zufriedenheit.
Weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, sich mit dem Schmutz des Menschen in der Nähe schlafen zu legen, nahm er dann einen Armvoll Kleiderstoff und forderte den Menschen auf, mit ihm zu kommen, und führte ihn hinter die Felsbank.
»Bade«, forderte er Duncan auf, warf den Stoff zu Boden, als Duncan bestürzt zu sein schien, beugte er sich hinab und demonstrierte mit einer Handvoll Sand auf seinem Arm, was er meinte. Während der Mensch sich reinigte, saß Niun mit gefalteten Armen da, die Augen immer irgendwie abgewandt. Die neugierigen Ha-dusei sahen von der Höhe aus zu, versammelten sich alarmiert und streiften im Kreis herum, als sie die merkwürdige blaßhäutige Kreatur sahen.
Duncan sah irgendwie angenehmer aus, nachdem er das Blut aus dem Gesicht geschrubbt hatte und die Tränenstreifen gleichmäßig mit dem Staub verwischt worden waren. Er schüttelte sich den Staub aus dem Haar, sammelte seine abgelegte Kleidung auf und fing an, sich anzuziehen. Aber Niun riß ein Stück von dem Stoff ab und zerriß es auf eine Weise, daß man es tragen konnte. Er warf es dem Menschen zu, der es zweifelnd anlegte, als sei das für ihn eine beabsichtigte Schande. Dann dachte Niun daran, die Kleider aufzusammeln, die der Mensch abgelegt hatte, und entdeckte Taschen, voll mit Dingen, die der Mensch nicht erwähnt hatte.
Er öffnete die Hand und zeigte das Messer, das er gefunden hatte. Duncan zuckte die Achseln.
Niun billigte ihm zumindest zu, daß er keine Tollkühnheit vorgehabt, sondern auf den richtigen Augenblick gewartet hatte. Der Mensch hatte die Runde gut gespielt, auch wenn er sie verloren hatte. Niun warf ihm eine zweite Rolle aus schwarzem Stoff zu. »Verschleiere dich«, sagte er. »Deine Nacktheit beleidigt
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