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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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werde dich nicht für irgendwelche Versprechungen von Sicherheit vermieten. Nein. Wir beide gehen unseren eigenen Weg.«
    »Wir haben weder ein Kath noch Kel'e'ein«, rief er und senkte seine Stimme plötzlich zu einem halben Flüstern, denn er wollte Duncan nicht aufwecken. »Für uns gibt es keine weiteren Generationen mehr, keine Erneuerung. Wir werden niemals wieder aus der Dunkelheit hervorkommen.«
    Sie blickte ruhig in die Dämmerung. »Falls wir die letzten sind, werden wir ein ruhiges Ende haben, und falls wir nicht die letzten sind, dann liegt der Weg zur sicheren Ausrottung des Volkes darin, unsere Leben in Verfolgung von Tsi'mri-Kriegern und Tsi'mri-Ehren und all den Dingen zu verschwenden, die das Volk in diesem unglücklichen Zeitalter beschäftigt haben.«
    »Was gibt es sonst noch?« fragte er. Es war eine verbotene Frage, und es fiel ihm ein, sobald er sie ausgesprochen hatte, und nahm sie mit einer ablehnenden Geste zurück. »Nein, tu was du willst!«
    »Wir sind frei«, sagte sie. »Wir sind frei , Niun. Und ich werde uns auf nichts anderes verpflichten, als die Pana zu finden und herauszufinden, ob noch andere von unserer Art überlebt haben.«
    Er sah auf und begegnete ihrem Blick und erkannte ihre Tapferkeit mit einem Kopfnicken an. »Es ist unmöglich für uns, das zu tun«, sagte er. »Das Kel teilt dir das mit, She'pan.«
    »Das Kel der Dunkelheit«, sagte sie mit weicher Stimme, »ist nicht völlig unwissend. Deshalb ist sein Dienst schwerer. Nein, vielleicht ist es unmöglich. Aber ich kann nichts anderes akzeptieren. Glaubst du nicht daran, daß die Götter immer noch das Volk begünstigen?«
    Er zuckte im Bewußtsein seiner Unwissenheit die Achseln, so hilflos, wie es ein Kel'en in Wortspielen immer war. Er wußte nicht, ob sie mit Ironien spielte oder nicht.
    »Ich werfe uns beide«, sagte sie dann. » Shon'ai .«
    Das begriff er, ein Mysterium, das das Kel leicht verstehen konnte: er machte eine Faust, eine Pantomime, die das Auffangen beim Shon'ai darstellte, und das Herz wurde ihm leichter.
    »Shon'ai« , wiederholte er, »das ist gut genug.«
    »Dann sollten wir gehen«, sagte sie.
    »Wir sind fertig«, sagte er. Er raffte sich auf, ging zu Duncan und schüttelte ihn. »Komm!« wies er ihn an, und während Duncan anfing, sich zu regen, machte Niun aus ihren verbliebenen Habseligkeiten ein Bündel. Das Wasser wollte er selbst tragen, und er sah auch eine kleine, leichte Feldflasche für Melein vor, denn es wäre nicht klug gewesen, Duncan in dieser Beziehung unabhängig von Melein abhängig zu machen, sollte es Schwierigkeiten geben – obwohl weder er noch sie, sofern körperlich noch beweglich und nicht von Feinden bedrängt, eine Feldflasche in einem Land brauchten, in dem sie jede Pflanze und jeden Stein kannten.
    Er warf das Bündel aus Vorräten vor Duncans Füße.
    »Wo gehen wir hin?« wollte Duncan wissen, ohne sich zu bewegen oder das Bündel aufzunehmen. Es war eine höfliche Frage. Niun zuckte die Achseln und gab ihm dadurch die Antwort, die er ihm zu geben gedachte, mit derselben Höflichkeit.
    »Ich bin nicht euer Lasttier«, sagte Duncan, ein schmales, unterschwelliges Stück Rebellion. Er trat nach dem Bündel, stieß es weg.
    Niun betrachtete es, betrachtete ihn, ohne jede Eile. »Die She'pan arbeitet nicht mit den Händen. Als Kel'en trage ich keine Lasten, solange noch andere da sind, die sie tragen. Wenn du tot wärest, würde ich es tragen. Da du es nicht bist, wirst du es tragen.«
    Duncan schien sich zu überlegen, wie ernst es Niun damit war, und kam zu einem konkreten Beschluß. Er nahm das Bündel auf und steckte die Arme durch die Trageseile.
    Daraufhin entdeckte Niun etwas Mitgefühl für ihn, denn der Mann war eine Art Kel'en und bekannte, daß er nicht zu einer niedrigen Kaste gehörte, aber er würde nicht dafür kämpfen. Das war eine Frage der Yin'ein , des A'ani , des ehrenvollen Kampfes. Niun rechnete damit, daß der Mensch mit Mri-Waffen so hilflos sein würde wie eine Kath'en.
    Vielleicht, dachte er, war es nicht richtig gewesen, auf diesem Punkt zu beharren, und vielleicht hätte die Übernahme eines kleinen Teils der Last seinen Stolz nicht über Gebühr belastet. Gegen die Art des Tsi'mri-Kel'en Krieg zu führen, war eine Sache; eine andere war es, ihn unter dem Gewicht der Arbeit in Kesriths rauher Umwelt zu zerbrechen.
    Trotzdem sagte Niun nichts. Er machte sich Sorgen, während sie gemeinsam hinausgingen, sie alle drei, und das Dus neben ihm

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