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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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war, die noch kommen würden, daß die She'pan die Aktion angeregt hatte und es in der Zukunft des Volkes noch Bewegung gab.
    Schon an tausend vorangegangenen Tagen hatte er da gesessen, wo er jetzt wieder saß und nach der winzigen Ablenkung suchte, die seinen Geist beschäftigen konnte: das Zappeln eines Insektes, das langsame und gefährliche Erblühen einer Anemone, der Start oder die Landung eines Schiffes auf dem Hafen; er wünschte diesen Schiffen Schlechtes, stellte sich Katastrophen und wichtige Landungen vor, die irgendwie das Muster seiner Existenz verändern würden. Schon so oft hatte er das getan, daß ihm jetzt die Erkenntnis schwerfiel, es mit der Wirklichkeit zu tun zu haben, daß das Spiel an diesem Morgen, der tausend anderen Morgen so sehr ähnelte, Substanz besaß. Selbst die Luft schien lebendig zu sein. Sein Herz klopfte so heftig und seine Muskeln waren so verkrampft, daß ihm Brust und Bauch schmerzten und er beinahe das Atmen vergaß, wann immer ihm seine Augen die Illusion einer Bewegung vorspiegelten.
    Aber im vollen Mittagslicht erhob sich in der Ebene am Anfang des Straßendammes ein Federbusch aus Staub, zeigte sich eine Reihe dunkler Gestalten, die langsam emporkamen. Niun saß auf dem Felsen am Gipfelpunkt des Straßendammes und senkte seinen Sichtschutz, um sich vor dem Dunst des Tageslichts zu schützen und die Gestalten einzeln erkennen zu können.
    Vor Jahren hatte er schon einmal zugesehen, wie Fahrzeuge die Straße heraufgekommen waren. In Anbetracht der Entfernung, der Größe des Objekts und der Staubmenge schien diesmal genau dasselbe zu geschehen. Ein Empfinden von Falschheit wuchs in ihm, ein Klumpen in seinem Magen bildete ein Gegengewicht zum Schlagen seines Herzens. Er preßte die Glieder zusammen, schlang die langen Arme um die Knie und beobachtete. Er hatte keine Lust, loszulaufen und den anderen Bescheid zu sagen. Regul. Regul kamen herauf.
    Früher einmal hätte er sich über solch einen ungewöhnlichen Besuch gefreut, aber an diesem Morgen war das anders. Jetzt freute er sich nicht. Nicht, wenn Mri-Angelegenheiten im Gang waren, wichtiger als alle Regul.
    Nicht, wenn Mri-Angelegenheiten im Gang waren und die Regul sich vielleicht einmischen würden.
    Plötzlich fiel ihm ein, daß die She'pan unbedingt erfahren mußte, was da den Hügel heraufkam. Er erkannte sechs Fahrzeuge und einen sich bewegenden Punkt weiter in der Ferne, von dem er noch keine Einzelheiten erkennen konnte – aber es schien ein siebtes Fahrzeug zu sein.
    Soweit er sich erinnern konnte, hatte noch nie zuvor eine solche Zahl von Regul das Edun besucht.
    Er glitt von dem Felsen herunter und lief mit langen Schritten, die sich schnell in unkontrolliertes Rennen verwandelten, bergabwärts; würdelos zwar, aber er war zu alarmiert, als daß er sich um Äußerlichkeiten gekümmert hätte. Atemlos rannte er auf das Edun zu.
    Bevor er jedoch mit seiner Warnung dort ankam, kamen bereits andere zur Tür heraus – nur schwarze Gewänder des Kel, keine goldenen. Niun verlangsamte seinen Schritt und erreichte sie atemlos, wobei er versuchte, seine Schmerzen zu verbergen. Schweiß bedeckte seine Haut und trocknete rasch wieder, als ihn die feuchtigkeitshungrige Luft aufsog. Auf Kesrith rannte man nicht, das hatte man Niun schon hundertmal beigebracht. Die düsteren Notwendigkeiten der Welt wogen schwerer als die Natur der Jugend.
    Niuns Lungen schmerzten; die Luft, die er atmete, wies den scharfen Geruch des Blutes auf. Keiner der Kel'ein wies ihn wegen seiner Hast zurecht; er spürte ihre Stimmung und fand sie auch in der Haltung der Dusei wieder, die mit dem Kel aus dem Edun gekommen waren. Eines der Dusei erhob sich auf die Hinterbeine und schnupperte im Wind. Schwer fiel es wieder auf alle viere herab, wirbelte dabei den weißen Staub auf und schnaubte vor Schmerz.
    »Yai, yai!« rief Kel Dahacha den Dusei jenes bedeutungslose Wort zu, das zwischen Dus und Kel'en tausend verschiedene Bedeutungen besaß. Alle neun scheuten unter der Abweisung zurück und liefen dann mit gespitzten Ohren neben dem Edun eine Schleife. Einige setzten sich. Hin und wieder stand eines von ihnen auf und lief den Kreis der Dusei Gruppe ab, jedesmal ein anderes, und ständig beobachtete dieses eine die herankommende Karawane von Regul-Fahrzeugen und stieß leise Warnlaute hervor.
    Das Kel war verschleiert, da es Außenstehende treffen wollte. Niun schob seinen Mez einen angemessenen Grad höher und nahm seinen Platz in der

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