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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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schwarzen Reihe ein, als einer unter vielen. Kel'anth Eddan jedoch faßte ihn am Ellenbogen und führte ihn an die Spitze der Gruppe.
    »Hier«, sagte Eddan, kein Wort mehr. Niemand würde dem Kel in solcher Stimmung belanglose Fragen stellen. Niun schwieg, und sein Herz krampfte sich angesichts von Eddans Geste vor Angst zusammen. Selbst in seinem Alter war er noch ein Novize und gehörte nicht hier zwischen Eddan und Kel Pasev, die ältesten Meister des Kel, in die vorderste Reihe des Frage-und-Antwort-Spieles mit Regul.
    Solange er nicht persönlich betroffen war.
    Oder ein Verwandter.
    Plötzlich wußte er, daß durch den Sen-Turm eine Botschaft ins Edun gelangt sein mußte, daß das Edun von Ereignissen erfahren hatte, während er an diesem Tag alleine dasaß und eine vergebliche Erwartung von Freude gehegt hatte.
    Irgend etwas schrecklich Falsches mußte passiert sein, da Regul zwischen Mri-Verwandte getreten waren.
    Die Regul-Karawane, deren Motorengeräusch jetzt hörbar war, suchte langsam ihren Weg bergauf. Die blaßrote Sonne sank dem Horizont entgegen. Draußen in der Ebene spie ein Geysir: Elu, einer von denen, die mit gefährlicher Zufälligkeit ausbrachen, die keinen Plan einhielten. Der Ausbruch dauerte eine Zeitlang an, erreichte in seiner charakteristischen Schrägneigung die zehnfache Größe eines Mannes und zerteilte sich dann rasch. Es war möglich, jeden der Geysire auf den Ebenen an seinem charakteristischen Muster und seiner Örtlichkeit zu erkennen. Niun rechnete damit, daß nun, nachdem Elu ausgebrochen war, Uchan nur wenig später dasselbe tun würde. Es war ein wunderbarer Moment der Ablenkung, an dem es nicht nötig war, über die bedrohliche Reihe der dunklen Fahrzeuge nachzudenken, die sich den Hang heraufarbeiteten.
    Eines – zwei – drei – vier – fünf – sechs.
    Sechs Landschlitten. Niemals zuvor waren mehr als zwei auf einmal zum Edun gekommen. Niun traf diese Feststellung schweigsam. Das Kel umstand ihn vollkommen steif, wie Statuen, an denen Gewänder im heftigen Wind flatterten. Jeder Kel'en hielt die rechte Hand mit den Fingern in den Gürtel geklemmt, an dem die As'ei in der Scheide steckten. Andere Kel'ein würden dies als Warnung erkennen. Als bloße Tsi'mri hatten die Regul wahrscheinlich nicht den Sinn dafür. Nichtsdestotrotz war es eine Frage der Höflichkeit, Eindringlinge darauf hinzuweisen, daß sie unerwünscht waren, ob der Eindringling nun den Verstand dazu hatte, die Warnung zu erkennen, oder nicht.
    Die Schlitten hüpften über die letzten Unebenheiten der ansteigenden Straße und hielten schließlich gegenüber dem Kel und auf gleicher Höhe mit dem Vordereingang des Edun in einer Staubwolke an. Die Motoren wurden abgeschaltet und hinterließen eine plötzliche Stille. Regul öffneten die Türen und stiegen geschäftig aus: volle zehn Junglinge, finster und freudlos, sogar ohne ein sichtbares Zeichen von Arroganz. Eines von ihnen war der Nom-Wächter Hada Surag-gi. Niun erkannte ihn an den Abzeichen und an den Gewändern, was die beste Methode war, einen einzelnen Regul zu identifizieren. Auch war es wahrscheinlich, überlegte Niun bitter, daß der Regul Hada Surag-gi seinerseits ihn am sichtbaren Fehlen von Abzeichen erkannte. Aber das Jungling trat Eddan – und damit zwangsläufig auch Niun – gegenüber, ohne ein Zeichen des Erkennens zu geben. Hadas Augen verweilten nicht einmal auf ihm. Es gab auch kein Zeichen von Überheblichkeit. Hada Suraggi sog Luft ein und wiegte sich nach vorne – bei Regul eine Höflichkeitsbezeugung.
    Es gab eine angemessene Mri-Antwort darauf, eine Geste des guten Willens auch auf ihrer Seite. Aber Eddan machte sie nicht, und demzufolge regte sich keiner der Mri. Die Hände blieben in der Nähe der As'ei.
    »Gnade«, sagte Hada Surag-gi. »Wir überbringen äußerst tragische Nachrichten.«
    »Wir sind darauf vorbereitet, deinen Worten zuzuhören«, erwiderte Eddan.
    »Wir gehen davon aus, daß unser Ältester euch informiert hat...«
    »Bringt ihr uns Medai?« fragte Eddan rauh.
    Mit einem Heben der Füße, einer für Regul merkwürdigen Bewegung, drehte sich Hada um. Er schloß die Hände zu einer Geste, die seine Assistenten zur Ausführung ihrer Pflichten aufforderte. Sie schlurften um den zweiten Schlitten herum, öffneten seinen Laderaum und hoben auf einer Bahre eine weiße, in Plastik gehüllte Gestalt heraus. Sie trugen sie herbei und setzten sie zu Füßen von Hada Surag-gi vor dem Kel vorsichtig auf den

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