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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Baß.
    Menschen konnten den Ausdruck von Regul nicht nachahmen; vielleicht waren auch die Regul nicht dazu in der Lage, Höflichkeit oder das Fehlen derselben bei Menschen zu erkennen. Trotzdem wußte Duncan, daß jetzt Höflichkeit gefordert war. Er verneigte sich. »Gnade«, sagte er in der Regul-Sprache, »ich bin der Jungling Sten Duncan.«
    »Rufe Stavros!«
    Aber die Tür war schon offen. In der Absicht, dem Befehl nachzukommen, drehte sich Duncan um und erblickte Stavros, der unter der Tür stand und nicht näher kam.
    Es fand ein polternder Austausch von Regul Höflichkeiten statt, und Duncan zog sich, vom Fluß der Sprache verwirrt, an die Wand des Raumes zurück. Er erkannte, was er bereits geahnt hatte, daß dies der Bai selbst sein mußte, der gekommen war, um mit ihnen zu sprechen, Bai Hulagh Alagn-ni, Hoher Befehlshaber der HAZAN, Nachfolger des Holn und provisorischer Gouverneur der Zonen von Kesrith während der Übertragung der Macht von Regul auf Menschen.
    Duncan verhielt sich unauffällig; er wollte kein zweitesmal gegen Regul-Verhaltensweisen verstoßen und Dinge komplizieren, die er nicht begriff.
    Der Austausch war kurz. Er wurde mit einer Reihe von Floskeln und Gesten abgeschlossen, der Bai ließ sich wieder in seinen Schlitten sinken und fuhr davon. Stavros schloß selbst die Tür, bevor Duncan sich aus seiner Verwirrung lösen und dies tun konnte.
    »Sir?« wagte Duncan daraufhin zu fragen.
    Stavros ließ sich für seine Antwort Zeit. Schließlich blickte er mit düsterer und besorgter Miene um sich. »Wir sind auf Kesrith gelandet«, erklärte er. »Der Bai versichert uns, daß es für ein Schiff dieser Art ganz normal ist, direkt auf der Planetenoberfläche zu landen, daß es eine Entscheidung in letzter Minute war und aus Gründen, die uns nicht betreffen. Aber ich konnte auch entnehmen, daß es hier eine gewisse Unstabilität gibt, die ich nicht begreife. Der Bai will, daß wir im Schiff bleiben. Vorübergehend, sagt er.«
    »Handelt es sich«, fragte Duncan, »um Ärger wegen dieser Sache mit dem Mri?«
    Stavros schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich weiß es nicht. Ich glaube, daß von der gesamten Mannschaft erwartet wird, das Schiff nicht zu verlassen, bis die Dinge sich selbst geregelt haben. Dies zumindest...« Stavros Augen wandten sich zur Decke, zur Ventilation, zum Licht, zu Einrichtungen, die sie nicht verstanden und denen sie nicht vertrauten. Der Blick warnte, enthielt eine Befürchtung, die er ausgesprochen hätte, wäre er sicher genug dazu gewesen. »Der Bai versichert uns, daß wir am Morgen zum zentralen Hauptquartier gebracht werden. Im Moment herrscht draußen Nacht. Wir unterliegen bereits der Hauptzeit von Kesrith. Der Bai gibt uns bekannt, daß das Wetter gut und die Unbequemlichkeiten gering sind, und man erwartet, daß wir uns unserer Nachtruhe erfreuen und spät aufstehen werden, in der Erwartung einer angenehmen Ankunft auf Kesrith.«
    ›Der Bai ist höflich und förmlich‹, brachte Stavros' Miene durch die Wörter hindurch zum Ausdruck. Man durfte nicht mit Glaubwürdigkeit rechnen. Duncan nickte verstehend.
    »Dann gute Nacht«, sagte Stavros, als sei der Gedankenaustausch laut vor sich gegangen. »Ich glaube, wir können uns darauf verlassen, daß wir für eine beträchtliche Anzahl von Stunden an Bord festgehalten sind und wahrscheinlich genug Zeit für den Nachtschlaf haben werden.«
    »Gute Nacht, Sir«, sagte Duncan und sah dem alten Mann zu, wie er zurück in sein Quartier ging. Die Tür schloß sich hinter ihm.
    Er wünschte sich nicht zum erstenmal, daß er den alten Mann offen fragen könnte, was er über die Angelegenheit dachte, und daß er erfahren könnte, was der ehrenwerte Stavros von dem glaubte, was man ihm gesagt hatte.
    Während der Zeit, in der sie sich geringfügig in der Gunst der Regul befunden hatten, hatte Duncan angefangen, sich dem Studium der Regul-Sprache mit derselben inbrünstigen, verzweifelten Hingabe zu widmen, wie einst den ObTak-Waffen und Überlebensfähigkeiten. Er hatte mit dem Auswendiglernen von Sätzen begonnen und erreicht, sie hinterher mit einer Leichtigkeit bilden zu können, die er sich zuvor nicht hatte vorstellen können. Er war kein Gelehrter, sondern ein erschrockener Mann. Er begann mit der alptraumhaften Konzentration, die die Furcht in ihrer Einsamkeit erreichte, zu denken, daß Stavros wirklich sehr alt war, daß es noch beträchtliche Zeit dauern würde, bis Menschen nachkamen, und daß die

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