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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Frau, und ihre Augen weiteten sich erschrocken. »Ist etwas passiert? Mit meinem Mann?«
    »Nein, es ist nichts passiert«, beschwichtigte Penny sie schnell. »Es geht um den Mord am Samstag. Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«
    »Ja, sicher.« Frau Krüger hielt ihr die Tür auf. »Gehen Sie schon mal durch ins Wohnzimmer. Ich muss mir nur schnell einen Becher Kaffee aus der Küche holen. Ich bin völlig erschlagen. Wissen Sie, unsere Tochter ist erst sieben Wochen alt, und sie hat die ganze Nacht geschrien, Blähungen. Wollen Sie auch eine Tasse?«
    »Nein, danke.«
    Die Frau war schnell zurück. »Tut mir leid, ich stehe ein bisschen neben mir.« Sie ließ sich auf dem Sofa nieder und stellte den dampfenden Becher auf dem Couchtisch ab. Dabei entdeckte sie die Flecken auf ihrem T-Shirt.
    »Du lieber Himmel, ich bin schon wieder ausgelaufen!«
    Sie zögerte, machte dann aber eine wegwerfende Handbewegung und ließ sich in die Polster sinken. »Erst halb zehn, und ich bin schon völlig geschafft. Ich musste heute auch noch unsere Zwillinge in den Kindergarten bringen. Sie sind schon vier und könnten eigentlich alleine gehen, sind ja nur ein paar Meter. Das haben sie sonst auch gemacht, aber seit die Kleine da ist, geht überhaupt nichts mehr ohne Mama.«
    Penny zeigte ihr das Foto. »Kennen Sie den Mann?«
    »Ist das der Ermordete? O Gott! Ja, ich meine, ich habe nicht mit ihm gesprochen oder so, aber ich habe ihn vorige Woche ein paarmal gesehen. Morgens, wenn ich meine Jungs zum Kindergarten gebracht habe. Da kam der Mann immer aus dem Gasthof, packte seinen Laptop ins Auto und fuhr weg.«
    »War er immer allein?«
    »Ja, und er hat immer sehr nett gegrüßt.«
    »Haben Sie ihn auch am Samstag gesehen?«
    »Am Samstag? Nein, bestimmt nicht, samstags ist ja kein Kindergarten. Am Wochenende hat mein Mann frei, da übernimmt er morgens die Kinder. Ich stille die Kleine um sechs, und dann lege ich mich wieder hin.«
    »Ich danke Ihnen.« Penny stand auf und machte sich auf den Weg zur Tür. »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Erst ein knappes Jahr.«
    »Und? Gefällt es Ihnen im Dorf?«
    »Eigentlich schon.« Die Antwort kam zögernd. »Es ist nur, in letzter Zeit habe ich so Horrorgeschichten gehört. Die Niers hat wohl öfter Hochwasser, und wenn sie über die Ufer tritt, gelangt der ganze Dreck in die Baggerseen und dadurch natürlich ins Grundwasser. Da macht man sich doch Sorgen, gerade auch wegen der Kinder. Deshalb überlegen wir, ob wir das Haus nicht doch wieder verkaufen.«
     
    Schnittges ging zum Haus, das gegenüber vom Hoteleingang stand, und schellte.
    Es dauerte lange, bis er schlurfende Schritte hörte und die Tür geöffnet wurde.
    »Herr Willemsen?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Heinz?« Hinter ihm kam eine kleine Frau angewatschelt. Die beiden mussten über achtzig sein.
    »Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Schnittges, ich bin von der Kripo.« Bernie hielt dem Mann seinen Ausweis hin, doch der winkte ab.
    »Lassen Sie es gut sein, ich glaube Ihnen auch so.« Er trug zwei Hörgeräte.
    »Sie sind wohl wegen dem Mord hier.« Die Frau stand jetzt dicht neben ihrem Mann. »Damit haben wir nichts zu tun. In unserem Alter!« Sie guckte kiebig.
    »Ich möchte Ihnen nur ein Foto zeigen und wissen, ob Sie den Mann kennen.«
    Die Alte grapschte sich das Foto und hielt es dicht vor ihr Gesicht.
    Ihr Mann stöhnte. »Jetzt gib mir schon das Bild, du kannst doch sowieso nichts erkennen, blind wie eine Fledermaus.« Er betrachtete das Foto. »Doch, doch, den haben wir ein paarmal gesehen. Das ist dieser Rötzerige, Bertel.«
    »Der rothaarige junge Mann«, korrigierte sie ihn überlaut.
    Willemsens linkes Hörgerät fiepste, er verzog schmerzhaft das Gesicht und fasste sich ans Ohr. »Das macht die extra«, wisperte er, »wegen der Fledermaus.«
    Er trat einen Schritt zur Seite. »Wie gesagt, den haben wir letzte Woche gesehen«, fuhr er lauter fort. »Wir gehen nämlich jeden Mittag spazieren, wissen Sie. Ah, wie hieß der Mann eigentlich?«
    »Finkensieper.«
    »Finkensieper … Finkensieper … nein, sagt mir nichts.«
    »Nach dem Essen sollst du ruhn oder tausend Schritte tun«, rezitierte seine Frau und kicherte.
    »Wann und wo genau haben Sie den Mann denn gesehen?«
    »Auf dem Friedhof, zweimal«, antwortete Willemsen.
    »Weißt du noch, wann das war, Bertel?«
    »Anfang letzter Woche und vor ein paar Tagen.«
    »Das war am Samstag«, erinnerte sich der Alte, »jetzt weiß ich es wieder.

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