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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Jahre abgesessen hat, ist sie um 99 herum entlassen worden. Was macht sie heute? Wo lebt sie?« Er ging zur Tür.
    »Ich muss noch etwas erledigen. Ruft mich auf meinem Handy an, wenn ihr etwas herausgefunden habt.«
    »Et könnt’ wohl auch nix schaden, wenn wir wüssten, wie dat damals mit dem Kindermord gewesen is’. Soll ich ma’ rüber zum Archiv vonne ›Niederrhein Post‹?«, fragte Ackermann.
    »Gute Idee.« Toppe nickte.
     
    Sie arbeiteten zügig, und als Ackermann kurz vor Mittag mit Zeitungsberichten über den Mord an dem sechsjährigen Kevin Pitz zurückkam, hatten sie ein ziemlich klares Bild gewonnen:
    Die Tat war 1983 begangen worden – Ackermann hatte sich geirrt –, am 12. August 1983.
    Sabine Maas, damals fünfundzwanzig Jahre alt, war die einzige Tatverdächtige gewesen und noch am selben Tag in Haft genommen worden. Ihren damals dreijährigen Sohn Sebastian hatte man in ein Gocher Kinderheim gebracht.
    Am 18. Oktober 1984 war die Frau zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt worden, und unmittelbar danach hatte sie ihren Sohn zur Adoption freigegeben. Noch vor Weihnachten 1984 hatte das Ehepaar Finkensieper das Kind zu sich genommen. Jeder in Radevormwald wusste, dass Sebastian ein Adoptivkind war, aber über seine leiblichen Eltern war dort nichts bekannt.
    »Das ist doch auch nicht verwunderlich«, hatte Penny gemeint. »Ich wette, dass Sebastian selbst nichts über seine richtigen Eltern gewusst hat. Wer würde seinem Sohn schon erzählen, dass seine wirkliche Mutter eine Kindermörderin ist?«
    Sabine Maas war es während ihrer Haftzeit nicht gut gegangen. Sie hatte schwere Depressionen bekommen, und als sie 1999 im Alter von einundvierzig Jahren entlassen worden war, hatte sie immer noch starke Medikamente genommen.
    Noch während ihrer Haftzeit hatte sie den Bauernhof in Kessel, der nach dem Tod der Eltern an sie gefallen war, über den Anwalt, der sie im Prozess verteidigt hatte, an die KGG verkaufen lassen, und zwar für umgerechnet sechshundertachtzigtausend Euro.
    Nach ihrer Haftentlassung hatte sie sich in Krefeld eine Eigentumswohnung gekauft.
    Wie es Sabine Maas in den darauffolgenden fünfeinhalb Jahren ergangen war, hatten sie noch nicht herausgefunden.
    Erst 2005 tauchte sie wieder in den Akten auf. Seit August jenes Jahres war sie sozialpsychiatrisch betreut worden. Sie hatte zwar nach wie vor in ihrer eigenen Wohnung gelebt, war aber mit der Bewältigung ihres normalen Alltags überfordert gewesen.
    Am 23. Februar 2007, ihrem neunundvierzigsten Geburtstag, hatte sie sich mit einer Überdosis Alkohol und ihrer Medikamente das Leben genommen.
    Nur wenige Tage vorher war sie bei einem Notar gewesen und hatte ein Testament aufsetzen lassen, in dem sie ihrem Sohn Sebastian ein Vermögen von über fünfhunderttausend Euro hinterließ.
    Die Gerichte hatten ungewöhnlich schnell gearbeitet. Schon wenige Wochen nach dem Tod von Sabine Maas hatte man Sebastian Finkensieper als Sebastian Maas identifiziert, und am 30. März 2007 waren ihm die Benachrichtigung über seine Erbschaft und persönliche Unterlagen der Mutter an seiner Arbeitsstelle in der Kanzlei Wehmeyer zugestellt worden.
    »Und am 15. April taucht Finkensieper in Kessel auf«, schloss Cox.
    »Un’ ich kann euch sagen, wo er am 5. April gewesen is’«, ließ Ackermann sich vernehmen. »Et war doch am 5., wo er sich dat erste Mal freigenommen hat, wa? Also, an dem Tag war er nachmittags im Archiv vonne ›Niederrhein Post‹, wo er sich dieselben Artikel fotokopiert hat, die ich da eben anne Tafel gepinnt hab.«
    »Dann muss er zwischen dem 30. März und dem 5. April herausgefunden haben, dass seine leibliche Mutter ein Kind ermordet hat«, stellte van Appeldorn fest.
    »Das dürfte für einen Anwalt nicht allzu schwierig gewesen sein«, meinte Toppe. »Um wie viel Uhr war er im Archiv?«
    »Kurz nach dem Mittagessen«, antwortete Ackermann. »Ein sehr freundlicher junger Mann, haben die mir erzählt.«
    »Wisst ihr, was ich nicht verstehe«, sagte Schnittges.
    »Wir haben in Finkensiepers Wohnung keine Papiere gefunden, nichts über die Adoption, keinen Brief vom Gericht über die Erbschaft, kein Testament, schon gar keine persönlichen Unterlagen der Mutter, einfach gar nichts.«
    »In seinem Büro in der Kanzlei war auch nichts?«, hakte van Appeldorn noch einmal nach.
    »Nein, das weißt du doch«, antwortete Penny. »Weder in seinem Schreibtisch noch in den Schränken waren irgendwelche privaten Papiere.«
    »Vielleicht

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