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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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hatte er sie bei sich«, schlug Cox vor. »In seinem Hotelzimmer in Kessel, meine ich.«
    »Wo sie dann zusammen mit seinem Laptop und seinen anderen Sachen verschwunden sind«, spann Schnittges den Faden weiter.
    »Verschwunden is’ gut!«, rief Ackermann. »Aber ma’ ehrlich, ich weiß et nich’. Würdet ihr so wichtige Papiere mit euch rumschleppen? Ich bestimmt nich’! Ma’ wat ganz anderes, guckt euch doch ma’ die Zeitungsartikel an. Der kleine Sebastian is’ bei dem Mord damals dabei gewesen.«
    »Mir wird übel.« Penny sprach es aus.

Dreizehn
    Jetzt ist er weg, der Kai. Ich musste ihn nicht einmal rausschmeißen, er ist freiwillig gegangen.
    Hatte schon wochenlang davon geredet, dass er nach Berlin geht, wo er sein Abi nachmachen und dann studieren will.
    Wie soll das gehen, wenn man an der Nadel hängt?
    Er hat versucht, mir meinen VW-Bus abzuluchsen, der wäre doch sowieso nichts mehr wert. Aber ich habe ihm was gehustet.
    Er musste erst noch nach Krefeld, um ein paar Sachen bei sich zu Hause abzuholen, und hat sich von Karen mitnehmen lassen, als sie am Sonntag ihre Eltern besucht hat.
    Nachts stand dann auf einmal Volker in meinem Zimmer, meinte, ich könnte wohl ein bisschen Trost gebrauchen, und kroch zu mir ins Bett. Ich war gar nicht traurig, dachte dann aber: Warum nicht? Es war auch ganz nett, aber ich weiß nicht, ich glaube, ich bin einfach nicht der Typ für freie Liebe. Ich hätte gern Kinder und einen Mann, der zu mir steht, wie mein Vater immer zu meiner Mutter gestanden hat. Das habe ich Volker erzählt, und der ist vor lauter Panik sofort aus meinem Bett geflüchtet. Dabei war das völlig unnötig, ich würde mich nie in Volker verlieben, dafür kenne ich ihn viel zu gut.
     
    Ich bin immer noch vollkommen fertig. Karen hatte mit ihrer Mutter telefoniert und erfahren, dass Kai seinen Eltern über zweitausend Mark gestohlen hat. Und ich hatte sofort so eine Ahnung, und tatsächlich: Die Plätzchendose im Küchenschrank, in der ich immer etwas Geld für Notfälle aufbewahre, war leer. Da müssen an die vierhundert Mark drin gewesen sein.
    Aber was viel, viel schlimmer ist: Er hat auch die Eheringe meiner Eltern mitgenommen, die in dem kleinen Kästchen auf meinem Nachttisch lagen.
    Ich habe so furchtbar weinen müssen wie schon lange nicht mehr.
     
    In der WG geht es immer chaotischer zu. Ständig wohnen irgendwelche Leute hier, die ich gar nicht kenne, Freunde von jemandem, der mal ein paar Tage bei uns war, und alle möglichen Mädchen, die Ronald und Volker anschleppen, und deren Freundinnen. Das geht mir ziemlich auf die Nerven.
    Das Einzige, was vernünftig läuft, ist unsere »Stop Kalkar«-Gruppe. Aber die Leute sind ja auch alle erwachsen und haben was auf dem Kasten.
     
    Die Pfingstdemo war wunderbar, ganz anders als die vor zwei Jahren. Keine Kontrollen, keine Straßensperren, obwohl wieder sehr viele A KW-Gegner gekommen waren, um die zehntausend Leute. Wir konnten ganz friedlich zur Brüterbaustelle wandern und unseren »Atomfriedhof« anlegen mit Kranz und Holzkreuzen. Viele waren wie ich mit dem Fahrrad gekommen, besonders die Holländer. »Lieber ein schnelles Fahrrad als ein Schneller Brüter«.
    Obwohl in der WG so viel los ist und alles drunter und drüber geht, bin ich irgendwie schrecklich alleine. Mit keinem kann ich über meine Eltern sprechen. Ins Dorf gehe ich fast gar nicht mehr. »Na, wie läuft dein Puff? «
    » Setz dich doch in Amsterdam ins Schaufenster!« Und die kleinen Blagen singen:
    » Sabinchen war ein Frauenzimmer« und lachen sich dann halb kaputt. Wenn ich mal was einkaufen muss, fahre ich fast immer nach Holland rüber.
    Gestern habe ich Tante Maria besucht, aber die war nicht begeistert, meinte, ich könnte ja machen, was ich wollte, aber sie möchte nicht, dass ich irgendeinen Einfluss auf ihre beiden Töchter hätte. Aber sie wäre ja trotzdem meine Tante, und deshalb sollte ich sie demnächst lieber anrufen, dann könnten wir uns irgendwo in einem Café treffen. Wenn ich bei ihr zu Hause aus und ein ginge, würden sich ihre Nachbarn das Maul zerreißen. Ich habe sie gefragt, woher denn wohl ihre Nachbarn in Elten wüssten, dass ich in Kessel in einer WG wohne, wenn nicht von ihr persönlich. Da ist sie ziemlich hektisch geworden und hat auf einmal einen Marmorkuchen aus dem Schrank geholt, aber ich habe dankend abgelehnt und bin nach Hause gefahren.
     
    Renate kam heute Abend überraschend vorbei. Ich war gerade in der Küche und habe ein

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