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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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neues Brotrezept ausprobiert, aber auf der Tenne stieg mal wieder eine laute Party. Renate war ein bisschen geschockt und wollte wissen, woher denn auf einmal die ganzen Leute kämen. Und da hab ich ihr mein Herz ausgeschüttet. Sie hat nur den Kopf geschüttelt und mir geraten, mich durchzusetzen und die ganze Bande rauszuwerfen.
    Dann rückte sie damit raus, dass unsere AKW-Gruppe ihre Zentrale ab jetzt in einer Klever WG einrichten soll. Kessel läge einfach zu weit ab vom Schuss, es wäre für die meisten zu viel Fahrerei. Ich sehe das natürlich ein, aber es hat mich trotzdem traurig gemacht, obwohl ich natürlich weiter mit dabei bin.
     
    Zwei Tage habe ich Anlauf genommen und dann eine Krisensitzung einberufen und erklärt, dass ich hiermit die WG auflöse und dass alle innerhalb einer Woche ausziehen müssen. (Außer Karen und Stefan, mit denen hatte ich das schon vorher besprochen.) Volker war total beleidigt und ist sofort abgehauen – mit meinem Mofa, das jetzt wahrscheinlich irgendwo am Gocher Bahnhof steht. Und Ronald hat mich angeschnauzt, das wäre total undemokratisch, ich wäre genauso spießig wie der Rest vom Dorf. Egal.
     
    Jetzt, wo endlich Ruhe ist, habe ich wieder richtig Spaß an meiner Arbeit. Ich werde mir eine Genehmigung für einen Marktstand besorgen, wo ich nicht nur Gemüse, Kartoffeln, Obst und Eier verkaufen will, sondern auch mein Brot, meine Butter, meinen Käse und meine Marmeladen.
    Karen und Stefan sprechen davon, sich eine Stelle im Ausland oder auf einem Kreuzfahrtschiff zu suchen. Sie wollen Erfahrung sammeln und dann in ein paar Jahren ihr eigenes Restaurant aufmachen.
    Komisch, es macht mir irgendwie gar nichts aus, wenn die zwei auch noch gehen. Ich glaube, ich brauche wohl einfach mal Zeit für mich selbst.

Vierzehn
    Der erste Artikel war am Samstag, dem 13. August 1983, erschienen: »Kindermord in Kessel«. Ein Foto von Kevin Pitz, einem zierlichen Jungen mit hellem Haar und hellen Wimpern, der unbekümmert in die Kamera grinste. »Wie an jedem Tag in diesen Sommerferien treffen sich auch gestern alle Kesseler Kinder zum Schwimmen an ihrem Baggersee. Und wie jeden Tag kommen sie brav zum Abendbrot nach Hause. Nur einer fehlt: der sechsjährige Kevin Pitz. Um 19 Uhr trommelt der besorgte Vater Adolf Pitz ein paar Freunde, alle selbst Familienväter, zusammen, um den Erstklässler zu suchen. Am Baggersee machen die Männer einen grauenhaften Fund. Kevin liegt leblos am Ufer. Jemand hat ihm eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und um den Hals herum mit einer Schnur zusammengebunden. Das Kind ist qualvoll erstickt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.«
    Der nächste Artikel stammte von Montag, dem 15. August: »Wie erst heute bekannt wurde, hat die Polizei im Mordfall Kevin Pitz bereits am vergangenen Freitag eine Verhaftung vorgenommen. Der Tat dringend verdächtig ist die fünfundzwanzigjährige Sabine Maas aus Kessel. Die arbeitslose, ledige Mutter soll mit den Kesseler Kindern im Baggerloch gebadet haben. Laut Polizei liegen erdrückende Indizienbeweise sowie mehrere eindeutige Zeugenaussagen gegen die Frau vor. Eine ältere Dorfbewohnerin berichtet: ›Ich habe es kommen sehen. Die hat sich doch immer an die Kinder herangemacht, besonders an die kleinen Jungs.)«
    An jedem Tag der folgenden zwei Wochen waren weitere, auffallend kurze Artikel erschienen. Offenbar hatte sich die Polizei bedeckt gehalten, und auch die Dorfbewohner waren nicht besonders redselig gewesen. Bekannt geworden war, dass Sabine Maas am Freitagnachmittag mit einer Gruppe kleiner Jungen zum Schwimmen an den See gegangen war. In einer Plastiktüte hatte sie Getränke und »andere Gegenstände, die eindeutig der Maas zugeordnet werden können« mitgenommen. Am späten Nachmittag waren die Kinder ins Dorf zurückgelaufen, und auch Sabine Maas war nach Hause gegangen. Mehrere Zeugen hatten aber beobachtet, wie die Frau am frühen Abend noch einmal zum See gegangen war, diesmal nur in Begleitung von Kevin Pitz und ihrem drei Jahre alten Sohn Sebastian.
    »Fingerspuren auf der Plastiktüte und besonders die Fußspuren am Ufer sprechen eine eindeutige Sprache.«
    Bernie Schnittges lief ein Schauer über den Rücken.
    »Glaubt ihr, Finkensieper hat sich auf einmal wieder an den Mord erinnern können?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete Penny.
    »Er war doch damals erst gerade drei geworden.«
    Van Appeldorn schaute sie an. »Ich kann schon verstehen, warum er so ein

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