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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Geheimnis um seine Herkunft gemacht hat«, sagte er. »Wenn ich erfahren hätte, dass meine Mutter ein Kind umgebracht hat, hätte ich mich vermutlich in dem Dorf, in dem es passiert ist, auch nicht zu erkennen gegeben.«
    »Gehen wir ruhig einmal davon aus, dass Finkensieper in Kessel auf der Suche nach seiner eigenen Vergangenheit war«, sagte Toppe. »Ich jedenfalls hätte genau das getan, mich auf die Suche gemacht. Nur, wie erklären wir uns dann, dass er sterben musste?«
    »Er muss auf wat gestoßen sein«, antwortete Ackermann sofort. »Irgendwat, wat er nich’ wissen durfte. Er könnt’jemand gefährlich geworden sein.«
    »Was ist mit seinem Vater?«, fiel Penny ein. »Sabine Maas hat ihn doch als unbekannt angegeben. Vielleicht wollte Finkensieper ja wissen, wer sein leiblicher Vater war.«
    »Ja, und der wollte lieber unbekannt bleiben«, beendete Cox den Gedankengang grimmig, »und zwar um jeden Preis.«
    Bernie Schnittges, der die ganze Zeit auf der Stuhlkante balanciert hatte, lehnte sich zurück. »Mal eine ganz andere Frage: Wer erbt jetzt eigentlich Finkensiepers Vermögen? Fünfhunderttausend Euro sind kein Pappenstiel, oder?«
    »Es sind schon Leute für viel weniger umgebracht worden. Habgier«, nickte Cox und machte sich eine Notiz, »auch ein gutes Motiv. Ich finde heraus, ob Sabine Maas noch andere leibliche Verwandte hat.« Dann kratzte er sich am Hinterkopf. »Ich würde gern noch einmal auf den Kies zurückkommen. Die Maas hat doch ihren Grundbesitz an die KGG verkauft, für die Finkensieper gearbeitet hat. Was wäre denn, wenn er entdeckt hat, dass seine Mutter damals übers Ohr gehauen wurde? Vielleicht hat sie viel zu wenig Geld bekommen.«
    Toppe nickte zustimmend.
    »Katasteramt« schrieb Cox auf seinen Block und »Kaufvertrag prüfen«.
    »Wie auch immer«, sagte van Appeldorn. »Wir drehen wieder eine Runde durchs Dorf, und jetzt müssen wir ein bisschen tiefer graben.«
    Ackermann war schon auf den Beinen. »Ich fahr zu Goossens. Wenn einer wat weiß, dann der.«
     
    Van Appeldorn machte sich nicht gleich auf den Weg, sondern ging in die Teeküche und goss sich ein Glas Bananensaft ein. Er musste sich erst einmal sammeln. In letzter Zeit hörte man so oft von Vätern und Müttern, die ihre Kinder verhungern ließen, erstickten, totprügelten, ertränkten. Seit Paul auf der Welt war, waren ihm diese Nachrichten noch unerträglicher geworden. Mütter, die ihre eigenen Kinder töteten … Aber eine Frau, die ein anderes Kind, ein sechsjähriges Kind, langsam erdrosselte, während ihr eigener kleiner Junge dabei zuschaute – was für ein Ungeheuer musste das sein?
     
    Kurt Goossens kniete im Garten und setzte Gurkenpflänzchen. Als er Ackermann kommen sah, stand er auf und lüpfte seine Kappe. »Tag, Jupp. Noch mehr Fragen?«
    »Du sagst et.«
    »Na, dann komm.« Goossens ging vor zur Hintertür.
    »Wenn du nichts dagegen hast, in der Küche zu sitzen.«
    Er schlüpfte aus seinen gelblackierten Holzschuhen und stapfte auf Socken ins Haus. »Sonst muss ich mich nämlich extra umziehen.« Seine weiten Cordhosen waren an den Knien lehmverschmiert, am verwaschenen Flanellhemd fehlten Knöpfe. »Lene ist da pingelig.«
    Er setzte sich an den Resopaltisch. »Was gibt es denn diesmal?«
    Ackermann sagte es ihm.
    Goossens wurde blass. »Sebastian Maas? Maas! Dass der sich hertraut!«
    »Is’ ihm ja auch nich’ gut bekommen.« Ackermann setzte sich ebenfalls.
    Goossens ging nicht darauf ein. »Was hatte der hier zu suchen?«
    »Vielleicht wollt’ er wissen, wo er herkommt, wer seine Mutter war.«
    »Eine verdammte Kindermörderin, das war sie, eine Perverse, eine Verrückte! Der Skandal damals, die Schande, davon hat sich das Dorf jahrelang nicht erholt.«
    »Vor zwei Monaten hat Sabine Maas sich umgebracht.«
    Goossens funkelte ihn an. »Erwartest du von mir, dass ich in Tränen ausbreche?«
    »Nein, aber ich erwarte, dat du so langsam ma’ wieder von der Palme runterkommst un’ mir wat über die Frau erzählst un’ wat damals genau passiert is’.«
    Goossens schob seinen Stuhl zurück. »Ich brauche erst mal einen Schnaps.«
    Er holte ein Glas und eine Flasche Wacholder aus dem Küchenschrank und kippte im Stehen zwei Schnäpse.
    Als er zum Tisch zurückkam, war er deutlich ruhiger.
    »Sie hat sich also umgebracht, nach all den Jahren. Dann ist sie doch nicht wieder auf die Füße gekommen. Das hätte ich mir auch nicht vorstellen können.« Er blickte ernst vor sich hin. »Die

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