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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Volk in Sicherheit wiegen. Seht her, die Polizei ist da, und sie tut was! Hier am Niederrhein hatten sich die meisten WGs in den Dörfern angesiedelt, und die Leute hatten sich diebisch gefreut, dass den »arbeitsscheuen Gammlern«, denen man alles zutraute, sogar, dass sie Schwerverbrecher bei sich unterkriechen ließen, mal so richtig Feuer unterm Hintern gemacht wurde. Wasser auf die Mühlen von Goossens und Konsorten.
    In der Zeit hatte Ackermann sich oft gefragt, ob er tatsächlich Polizist werden wollte.
    Und dass er sich gerade in dem Jahr in Guusje verliebt hatte, eine eingefleischte Kernkraftgegnerin, die Deutschland ganz offen einen »Polizeistaat« nannte, hatte ihm die Berufsentscheidung nicht gerade erleichtert. Aber die Zeiten waren allmählich besser geworden.
    Obwohl, wenn man Goossens zuhörte, konnte man daran zweifeln.
    »Läufig geworden« – Ackermann mochte sich immer noch schütteln. Sabine Maas, ein »ordentliches Mädchen«, kommt über den Schock nicht hinweg, dass die Eltern bei einem Unfall sterben. Deshalb lässt sie sich mit Männern ein, macht eine Kommune auf, wird politisch, macht die Kommune wieder zu, kriegt ein, zwei Jahre später ein Kind. Lockt kleine Jungs zu sich, mit denen sie »was anstellt«. Und bringt dann einen von denen brutal um? Wie passte das alles zusammen?
     
    Schnittges hatte seine liebe Mühe, ruhig zu bleiben, als Manfred van Beek wieder einmal buckelnd um ihn herumscharwenzelte. Der Mann ging ihm grässlich auf die Nerven.
    »Ich würde zu gern erfahren, wieso Sie Finkensieper Unterkunft geboten haben, obwohl Sie, wie mir etliche Leute versichert haben, schon lange keine Zimmer mehr vermieten«, sagte er denn auch brüsk.
    »Na, meine Güte!« Van Beek nestelte an seinen Fingern herum. »Ich habe mir eben gedacht, fünfundzwanzig Euro haben oder nicht haben, macht fünfzig. Wir haben es nämlich nicht so dicke. Dieser Mann stand vor der Tür und wollte ein Zimmer. Und er hatte nichts dagegen zu warten, bis ich eins hergerichtet hatte. So einfach war das.«
    Bei Bernies Enthüllung zeigte van Beeks Gesicht blankes Erstaunen, dann Ungläubigkeit. »Der Sohn von Sabine Maas? Das ist doch Quatsch! Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Was sollte der hier gewollt haben?«
    »Was können Sie mir über Sabine Maas erzählen?«
    »Die war eine Verrückte«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Die hat den kleinen Kevin Pitz umgebracht!«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sabine Maas geisteskrank war?«
    »Ja, was denn sonst?«
    »Ich habe gehört, dass die Maas am Tag des Mordes mit mehreren Dorfkindern am Baggerloch gewesen ist. Haben Sie auch Kinder, Herr van Beek?«
    »Drei Jungs, der kleine war damals vier und die Zwillinge sechs.« Van Beek schossen die Tränen in die Augen.
    »Es hätte genauso gut einer von meinen sein können. Die waren alle mit am Baggerloch an dem Nachmittag.«
    »Und wieso lassen Sie Ihre Kinder in der Obhut einer geisteskranken Frau?«
    Bernie konnte kein Mitleid verspüren.
    Van Beek blickte verstört. »Aber die Sabine war doch nicht immer so. Das war mal ein nettes Mädchen. Hat eine Lehre gemacht bei Küppers im Landgasthof, als Köchin. Aber dann sind ihre Eltern bei diesem Unfall ums Leben gekommen, und da ist sie komisch geworden. Hat eine Kommune aufgemacht, ist rumgelaufen wie … ich weiß nicht … rote Haare und so lange Kleider. Na ja, verdenken kann man es ihr nicht. Die hatte ja bloß die Eltern, keine Geschwister und nichts. Wenn man mit gerade mal achtzehn auf einmal ganz alleine dasteht.«
    In diesem Moment kam eine ältere Frau an zwei Gehstöcken hereingestakst. Man sah, dass ihr jeder Schritt Schmerzen bereitete.
    »Manfred?« Matte Stimme. »Hast du meine Tabletten abgeholt?«
    »Noch nicht, Herta. Ich bin aufgehalten worden, Kripo.« Dann wandte er sich wieder Schnittges zu.
    »Meine Frau«, erklärte er. »Rheuma.«
    Herta van Beek war am Tisch angekommen. »Bitte, Manfred, du weißt doch, ich brauche die Tabletten.«
    »Jetzt setz dich erst mal hin, ich fahre gleich.«
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Ich habe keine Fragen mehr«, sagte Schnittges, »jedenfalls heute nicht. Aber mit Ihnen würde ich gern kurz reden, Frau van Beek.«
    Manfred van Beek sah besorgt aus. »Geht es dir denn gut genug, Herta?«
    »Seit wann interessiert dich das?«, sagte sie schnippisch.
    Van Beeks Säufernase verfärbte sich bläulich. »Dann fahr ich jetzt zur Apotheke. Wo hast du das Rezept?«
    »Neben dem

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