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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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geschämt hat. Ich stoße mich an Boskamps Begründung, warum Sabine die Vergewaltigung im Prozess nicht erwähnen soll. ›Das könnte gerade unter den jetzigen besonderen Umständen als Schutzbehauptung verstanden und gegen sie verwendet werden.)«
    Ackermann schaltete sofort. »Dat is’ et doch!«, rief er.
    »Einer von den drei Zeugen muss der Vater sein!«
    »O Gott!« Penny brach der Schweiß aus. »Dennis Pitz, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, an wen er mich erinnert. Er hat rotes Haar, sehr blaue Augen und Sommersprossen.«
    »Du meinst, Adolf Pitz könnte Sebastians Vater sein?«, fragte Schnittges ungläubig.
    »Und der hat den Löffel abgegeben«, konstatierte Ackermann.
    »Dann lasst uns mal Nägel mit Köpfen machen.« Van Appeldorn klang hellwach. »Peter, kannst du herausfinden, wo die Kinder vom Baggerloch heute stecken? Die knöpfen wir uns dann morgen früh als Erste vor.«
    »Gut«, sagte Toppe. »Und schick van Gemmern nach Düsseldorf in Finkensiepers Wohnung. Er soll dort das Unterste zuoberst kehren. Irgendwo müssen die Unterlagen über seine Erbschaft und die anderen Papiere sein.«
    »Wenn Finkensieper ein Wiederaufnahmeverfahren anstrengen wollte, muss er mit seinen Überlegungen und Nachforschungen weiter gewesen sein als wir jetzt«, meinte Cox. »Das wird er sich wahrscheinlich auch irgendwo notiert haben.«
    »Ja, auf seinem Laptop«, knurrte Schnittges. »Den, wenn wir richtigliegen, vermutlich van Beek hat verschwinden lassen.«
    Van Appeldorn rieb sich die Hände. »Dann sollten wir uns in den Häusern der vier Herren einmal gründlich umsehen.«

Zwanzig
    Ich kriege ein Kind.
    Aber ich kann nicht darüber nachdenken.
    Weihnachten steht vor der Tür. Wieder mal, das vierte Weihnachten ohne meine Eltern, ohne Familie. Wie habe ich diese Tage in den letzten Jahren bloß hinter mich gebracht? Na ja, die ersten Male bekifft, und letztes Jahr habe ich es einfach ignoriert. Was schwer war.
    Aber heute hat Karen angerufen. Sie und Stefan haben eine Woche frei, müssen erst Silvester wieder arbeiten. Und sie wollen Heiligabend und den ersten Feiertag bei mir auf dem Hof verbringen! Ich freue mich so.
    Ich habe sofort einen Tannenbaum gekauft und den Christbaumschmuck vom Söller geholt. Er ist völlig verstaubt, denn in der WG haben wir selbstverständlich kein traditionelles Weihnachten gefeiert. Aber das ist mir jetzt schnurz. Ich freue mich einfach.
     
    Ich kriege ein Kind, Ende Juli wohl.
    Zuerst habe ich gedacht, ich müsste sterben.
    Und jetzt?
    Ich kriege ein Kind, mein Kind. Ein Kind ist wunderbar.
    Es bewegt sich noch nicht, ich kann es noch nicht spüren, aber es wächst in mir, und es ist meins, mein Kind.
    Was ich Karen, Renate und den anderen aus der Gruppe erzählen soll, weiß ich noch nicht.
    Es ist auch egal. Da sind das Kind und ich. Nur wir beide.
     
    Zum Frauenarzt traue ich mich nicht.
    Es gibt ja keinen Vater.
    Aber ich habe mir beim Lesering Bücher bestellt und kaufe regelmäßig »Eltern«. Ich lese und lerne alles, was ich wissen muss.
    Und ich bin gesund und stark und achte auf meine Ernährung. Manchmal habe ich wegen der Tiere Angst vor Toxoplasmose, darüber habe ich so einiges gelesen. Aber dann denke ich wieder, wer hat sich denn früher um so was gekümmert? Auf allen Bauernhöfen wurden gesunde Kinder geboren.
    Es macht mir so viel Freude, für das Kind einzukaufen. Wie gut, dass ich mein Auskommen habe. Richtig große Sprünge kann ich nicht machen, aber für mich und mein Kind reicht es allemal. Es wird gut versorgt sein.
     
    Ich gehe viel spazieren. Und jetzt, wo man es schon gut sehen kann, wandere ich mit meinem dicken Bauch stolz durchs Dorf. Lache nur über das Gezischel: »Hat es nicht besser verdient, die Hure. «
    » Gut, dass die armen Eltern das nicht mehr erleben müssen.« Aber wenn ich dann wieder zu Hause bin, muss ich doch manchmal weinen, vor allem auch, weil Tante Maria sich in all den Monaten nicht gemeldet hat. Dabei weiß sie es bestimmt.
     
    Jetzt muss das Kind jeden Tag kommen. Keiner fragt, keiner spricht mich an. Na ja, Renate hat angeboten, bei der Geburt dabei zu sein.
    Aber ich brauche keinen. Das schaffen wir ganz alleine, mein Kind und ich. Wenn die Wehen alle halbe Stunde kommen, fahre ich mit Papas Mercedes ins Krankenhaus.
     
    Ich habe einen Sohn!
    Sebastian ist da, gesund und kräftig. Mein Sohn.
    Ich werde alles dafür tun, dass dein Leben schön wird, mein Kleiner. Du und ich zusammen, wir schaffen alles. Es

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