Kesseltreiben
einschlafen konnte.
Ihr Haus hatte sie an diesem Abend nicht mehr verlassen.
Die Anklageschrift:
Hier fand Toppe die Namen und das Alter der Kinder, mit denen Sabine Maas am See gewesen war: Dennis Pitz (9 Jahre), Kevin Pitz (6 Jahre), Jörg Goossens (10 Jahre), Heiko Goossens (8 Jahre), Simon und Alexander van Beek (beide 6 Jahre) und Andreas van Beek (4 Jahre).
Toppe blätterte nach hinten, aber er fand nichts. Offensichtlich hatte die Polizei die Kinder nicht vernommen. Auch der Anwalt von Sabine Maas schien keine Vernehmung beantragt zu haben. Seltsam … Wie hieß der Mann überhaupt? Boskamp, nie gehört.
Der Bericht von der Spurensicherung und die Auswertung: Die am Tatort gefundenen Gegenstände konnten eindeutig Sabine Maas zugeordnet werden, alle, auch die Plastiktüte, wiesen unter anderem ihre Fingerspuren auf. Das gefundene Dreirad gehörte ihrem Sohn.
Im Bereich des Badestrandes hatte man ausschließlich Fußspuren von Kindern und von Sabine Maas gefunden. Darüber hinaus Schuhspuren der vier Väter, die den toten Jungen gefunden hatten.
Indizien, dachte Toppe. Und nicht einmal besonders gute. Warum lässt die Täterin quasi ihre Visitenkarte am Tatort zurück? Warum hat sie, nachdem das Kind tot war, die verräterische Plastiktüte nicht entfernt? Auch die Fußspuren waren ein dünnes Indiz. Der Täter hätte doch auch mit einem Boot über das Wasser gekommen sein können. Außerdem hatten die Schuhsohlen der Männer etliche darunterliegende Abdrücke zerstört. Auf den Gegenständen am Tatort, auch auf der Plastiktüte, hatte man Sabine Maas’ Fingerspuren gefunden, unter anderen. Wer, außer ihr, hatte seine Fingerabdrücke hinterlassen? Das war offenbar nicht untersucht worden.
Aber da gab es die Aussagen von drei Zeugen, die alle dasselbe beobachtet hatten: Gegen 18 Uhr 10 an diesem Freitagabend war Sabine Maas mit ihrem Sohn, der auf seinem Dreirad saß, und Kevin Pitz zum Baggerloch gegangen. Sie hatte eine weiße Plastiktüte bei sich gehabt.
Die Zeugen waren: Kurt Goossens, Hans-Jürgen Küppers und Manfred van Beek.
Goossens hatte es von seinem Garten aus beobachtet, Küppers auf der Rückfahrt von einem Waffenladen aus seinem Auto, und van Beek war mit dem Fahrrad unterwegs gewesen.
Dann gab es noch eine vierte Zeugenaussage.
Toppe schüttelte ungläubig den Kopf.
Herta van Beek hatte wiederholt beobachtet, dass Sabine Maas am helllichten Tag mit ihrem Sohn nackt im See gebadet hatte und dass auch andere Kinder – alles Jungen –, wenn sie in Maas’ Garten gespielt hatten, nackt gewesen waren.
Toppe suchte nach weiteren Aussagen, aber er fand keine. Wo waren berechtigte Zweifel angemeldet worden? Wo waren die Entlastungszeugen? Wo war jemand, der etwas Positives über Sabine ausgesagt hatte? Was war das für ein Anwalt? Was hatte er für Sabine getan?
Dieser Prozess stank zum Himmel.
Man hatte einen Psychiater als Gutachter hinzugezogen: Das EEG war unauffällig gewesen, der Intelligenztest bescheinigte einen durchschnittlichen IQ. Darüber hinaus waren noch verschiedene Persönlichkeitstests durchgeführt worden.
»Die übertriebene Sorge um ihr eigenes Kind, das zur Zeit in einem Heim untergebracht ist, weist auf mangelndes Mitleid mit dem Opfer und ein inneres Verleugnen der Tat hin.«
Aus der Tatsache, dass Berichte vom Staatsschutz über Sabines aktive Anti-AKW-Zeit vorlagen, schloss der Psychiater: »Es könnte eine narzißtische Störung vorliegen. Die Probandin möchte der Welt vorschreiben, wie sie zu funktionieren hat. Das sture Beharren auf bestimmten Prinzipien mag der Versuch sein, eine drohende Psychose abzuwenden.«
»Es besteht keine ausgeprägte Form der Aggressivität. Jedoch könnte es sein, daß die Probandin durchaus die Fähigkeit besitzt, die Kontrolle der zweifelsohne in ihr vorhandenen aggressiven Triebimpulse durch die Fassade der bescheidenen jungen Frau‹ vorzutäuschen.«
»Es kann nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass keine Pädophilie vorliegt.«
Dieses Gutachten hatte Sabine Maas wohl endgültig den Hals gebrochen.
Toppe zog sein Telefonregister heran und suchte die Nummer der Anwaltskammer heraus.
Die Firma, die die Überraschungseier herstellte, war außergewöhnlich kooperativ, man hatte extra einen Mitarbeiter freigestellt, der Cox bei der Identifizierung der am Tatort gefundenen Kleinteile helfen sollte.
Cox hatte sieben Fotos hinübergemailt und bekam jetzt viertelstündlich Post
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