Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
Mit jedem spöttischen Augenzwinkern, wenn einer der Höflinge in einer tiefen Verbeugung versank, mit jedem gequälten Verdrehen eines Augenpaares, wenn sie sich völlig atypisch für eine Königin benahm, hatte Lucia sich weniger befangen gefühlt. Als es dämmerte, plauderten sie gerade angeregt, über die absurde Idee ein Korsett zu tragen. Lucia begann, sich in Ricardos Welt immer wohler zu fühlen. Als die Sonne schließlich hinter den Bäumen verschwand, verabschiedete Julia sich und wünschte ihr noch viel Spaß.
Als Lucia Ricardos Zelle wieder betrat, sah er ihr ernst entgegen. Sie fragte alarmiert: „Ist etwas passiert?“
Er beruhigte sie: „Nein, alles in Ordnung. Ich hoffe du hast dich gut amüsiert. Aber ich muss etwas Ernstes mit dir besprechen.“ Lucias Magen zog sich zu einem Knoten zusammen, sie sah ihn ängstlich an. Er fuhr sanft fort: „Ich möchte, bevor Sandro sich offiziell zu unserer Freundschaft bekennt, austesten, wie gut ich mich wirklich in diese Gesellschaft integrieren kann. Ich möchte heute auf die Jagd gehen.“
„Auf die Jagd?“, fragte sie verwirrt.
Er nickte, „ja, ich möchte, dass du mit mir in eine der Gaststätten gehst. Dort werde ich mir ein Opfer suchen und von ihm trinken. Ich bitte dich nicht gerne darum, aber ich brauche dich dabei, um einzugreifen, falls ich die Kontrolle verlieren sollte. Sandro würde nicht Nein sagen, aber ...“,
sie unterbrach ihn verständnisvoll: „Aber es wäre mehr als peinlich, wenn der König in einen solchen Ärger verwickelt werden sollte. Ist in Ordnung, aber dann sollten wir wohl eher nicht als Liebespärchen auftreten. Das könnte zu peinlichen Situationen führen.“
„ Wieso peinlich?“, fragte Ricardo verwirrt. Lucias Wangen röteten sich.
Sie murmelte: „Wenn man die erotische Wirkung deines Bisses bedenkt, wäre es am vernünftigsten du würdest dir eine Frau als Opfer suchen. Die dürftest du am ehesten täuschen können, vor allem weil die Wunde dann ja recht schnell verheilt. Ich schlage für den ersten Versuch eines der ähm leichten Mädchen vor. Aber das könnte ziemlich peinlich werden, wenn die Leute uns für ein Pärchen halten. Stell mich doch als deine, sagen wir mal Geschäftspartnerin vor.“ Sie hatte recht, aber es störte ihn, dass sie ihn praktisch zu einer anderen Frau schickte, vor allem, wenn er daran dachte wie erregt er nach dem Biss gewesen war. Er wollte, für keine andere Frau so empfinden und vor allem wollte er nicht, dass sie ihn so sah, aber was blieb ihm schon über.
Er gab zu: „Du hast recht, lass uns gehen.“
Lucia hatte ihn zu einem Gasthaus im Außenbezirk der Stadt geführt. Im Vergleich mit ihrem vorigen Ausflug war sie sehr schweigsam gewesen. Jetzt erklärte sie: „In dieses Gasthaus kommen manchmal Männer vom Hof, wenn sie spezielle Vergnügungen suchen.“
„Was meinst du mit speziell?“, fragte er.
Sie antwortete sarkastisch: „Sexuelle Wünsche, die so speziell sind, dass die Frauen hier für ihre Diskretion bekannt sind.“
„Woher weißt du dann davon?“, fragte er.
Sie zuckte die Schultern, „mein Meister kommt manchmal hierher. Ich habe ihn schon ab und zu etwas hergebracht. Ich weiß also, dass sie über ihre Kunden nicht reden. Also, selbst wenn etwas aus dem Ruder laufen sollte, dürfte eine großzügige Spende ausreichen, um sich ihr Schweigen zu erkaufen.“ Ricardos Wut auf ihren Meister wuchs. Eine warmherzige, anständige Frau wie Lucia sollte nicht mal wissen, dass ein solcher Ort existierte, geschweige denn über seine Regeln Bescheid wissen.
Er knurrte: „Lass uns reingehen.“
Gasthaus war eine freundliche Umschreibung gewesen, hier waren mehr Dirnen im Raum als Getränke auf den Tischen. Lucias Gesichtsausdruck hatte sich in eine gleichmütige Maske verwandelt. Eine Maske, die auch nicht verrutschte, als eine Frau um die Vierzig zu ihnen trat. Die Unbekannte fragte, mit einem Blick auf Ricardo: „Ein Freund eures Meisters?“
Lucia erwiderte ausdruckslos: „Das muss dich nicht interessieren, aber er hat eine gut gefüllte Geldtasche und spezielle Vorlieben. Ich habe ihm gesagt, deine Mädchen könnten sie erfüllen.“
Die Fremde antwortete anzüglich: „Wir können alle Vorlieben erfüllen. Führe ihn in das Zimmer, in dem dein Meister immer ist, ich werde euch in Kürze eines der Mädchen schicken.“ Lucia nickte der Frau nur bestätigend zu und ging dann die Treppe hoch. Ricardo folgte ihr ohne ein Wort, aber in ihm brodelte es.
Als sie weit
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