Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
hinzu: „Genau, und da der gute Ricardo für uns zur Familie gehört und du ihm am Herzen liegst, gehörst du ab sofort auch zur Familie. Also vergiss diesen ganzen förmlichen Unsinn, solange wir unter uns sind. Schlimm genug, dass ich mich bei offiziellen Anlässen damit herumschlagen muss. Aber jetzt komm, wir müssen uns um dein Kleid kümmern.“ Sie trat von Lucia zurück, nahm sie aber bei der Hand und zog sie mit sich. Lucia konnte Ricardo gerade noch einen hilflosen Blick zuwerfen, dann waren sie auch schon aus dem Raum verschwunden. Das Königspaar hatte sie sich wahrhaftig anders vorgestellt.
Julia hatte sie in ein Schlafzimmer im oberen Stockwerk geführt. Dort hatten mehrere Kleider auf dem Bett gelegen, die Lucia nach der Reihe durchprobiert hatte. Im Moment trug sie ein dunkelblaues Samtkleid. Es verfügte über einen viereckigen Ausschnitt und eine schmal geschnittene Taillierung, die ihren Oberkörper gut betonnte, der Rock hatte mehrere Volants, die neckisch wippten, wenn Lucia sich bewegte. Es war ihr etwas zu lang und ein wenig zu weit, aber sonst passte es ganz gut. Lucia starrte sich selbst ungläubig im Spiegel an. Sie hatte noch nie etwas so Schönes angehabt. Julias Stimme holte sie aus ihrem Staunen. Die Königin sagte sanft: „Du siehst wunderschön aus. Ricardo wird begeistert sein.“ Röte schoss in Lucias Wangen.
Sie protestierte: „Das dürfte ihm nicht so wichtig sein. Wir sind ja nur Freunde. Er will mich nur dabei haben, weil er jemand Vertrautes an seiner Seite haben will.“
Julia erwiderte amüsiert: „Wenn du das sagst.“
„Was willst du damit sagen?“, fragte Lucia verwirrt.
Julia winke ab: „Gar nichts. Ich werde die Schneiderin holen, damit sie die Änderungen festlegen kann. Ich freue mich schon auf das Bankett.“
Lucia sagte unsicher: „Ich habe Angst mich zu blamieren.“
Julia lachte kurz auf und erwiderte dann schmunzelnd: „Glaub mir meine liebe Lucia. Schlimmer als mich, können sie dich gar nicht finden. Ich kümmere mich nämlich so gut wie gar nicht um ihre Etikette.“ Sie stand auf um die Schneiderin zu holen und ließ eine sprachlose Lucia zurück. Hätte ihr jemand vor einem halben Jahr das hier vorausgesagt, sie hätte ihn ausgelacht.
Kurz nach dem Verschwinden der beiden Frauen suchte Sandro ihn auf. Er sagte ernst: „Du wolltest mich sprechen?“
Ricardo nickte, „ja, es geht um heute Abend. Ich denke ich sollte, ehe du mich deinen Höflingen zum Fraß vorwirfst, lieber austesten, wie gut ich mich im Ernstfall unter Kontrolle habe. Ich werde Lucia bitten, mich in eines der Gasthäuser zu bringen. Ich werde heute versuchen mir selbst Beute zu suchen. Erst wenn wir wissen, ob ich dazu in der Lage bin, ohne einen Skandal auszulösen, solltest du öffentlich zugeben mich hier zu haben.“
Sandros Miene wurde noch ernster, er fragte besorgt: „Du willst das wirklich mit Lucia gemeinsam machen?“
Ricardo seufzte: „Ganz ehrlich? Ich hasse den Gedanken, aber völlig ehrlich zu sein, ist meine einzige Chance sie in meiner Existenz zu halten, auch wenn es nur als Freundin ist.“
Sein Freund gab zu bedenken: „Sie ist jung und sehr hübsch, wenn du sie nicht umwirbst, wird es bald jemand anders tun. Kannst du damit leben?“
Ricardo verzog seine Lippen zu einem bitteren Lächeln, als er erwiderte: „Ich liebe sie Sandro, ich würde alles ertragen, um sie bei mir zu haben. Und wenn sie denkt, dass sie mich in irgendeiner Form quält, würde sie gehen.“
„Das wird es nicht leichter machen“, widersprach Sandro.
Ricardo erwiderte ironisch: „Das sagt mir der Mann, der bereit war zu sterben, um Julia vor Schaden zu bewahren.“ Sandros Gesicht nahm einen liebevollen Ausdruck an, als Julias Name fiel.
Er sagte sanft: „Ich verstehe. Aber wenn ich dir irgendwie helfen kann, dass sag es.“
„Das kannst du wirklich. Deshalb wollte ich dich ja sprechen. Falls ich es nicht schaffen sollte und es Ärger gibt, sorge bitte dafür, dass Lucia nicht zur Verantwortung gezogen wird.“ Sandro nickte nur, sah ihn aber besorgt an. Ricardo verstand ihn, trotz aller Erfolge war er sich selbst absolut unsicher, wie die ganze Sache ablaufen würde. Er wusste nur eines ganz sicher, nämlich, dass er Lucia um jeden Preis schützen würde.
Nachdem die Schneiderin an Lucia Mass genommen hatte, war Julia mit ihr durch den Palast gewandert und hatte ihr, unterlegt mit witzigen Bemerkungen, alles gezeigt. Inzwischen hatte Lucia ihre Scheu vor der Königin verloren.
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