Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
Sie könnte mich ihnen ja vorstellen. Natürlich erst, wenn wir den armen Ricardo erlöst haben.“ Lucia konnte nicht anders sie lachte fröhlich auf, das war wieder typisch Raphael. Sollte die Gilde doch zur Hölle fahren, sie war hier unter Freunden. Noch nie, seit ihre Eltern getötet worden waren, war sie so glücklich und voller Hoffnung gewesen.
19.Kapitel
Einige Tage später
Sie hatten sich nur noch solange im Palast aufgehalten, wie es gedauert hatte die abgedunkelte Kutsche bereit zu machen. Selbst zu Pferde hätte es drei Tage bis zu den Ruinen des alten Palastes gedauert, aber am Tag musste Ricardo sich vor der Sonne verbergen, also hatte die Reise noch länger gedauert. Zum Glück war das Innere der Kutsche sehr bequem, so hatten Lucia und Raphael des Nachts darin geschlafen, während er sie gelenkt hatte. Auch jetzt, nur noch einige Kilometer vom Ziel entfernt, saß wieder er am Kutschbock. Ricardos Augen durchdrangen die Dunkelheit mühelos und die Gerüche der Nacht liebkosten seine Sinne. Ein leichtes Lächeln glitt auf seine Lippen, das war das Einzige was er vermissen würde, sobald er wieder ein Mensch war, das und die Gesellschaft seiner Krähen und Fledermäuse. Die Mauern seines selbst gewählten Kerkers hatten sie in den vergangenen Monaten von ihm ferngehalten, aber nun hörte er wieder ihr Wispern in seinem Kopf. Naxaos Fluch hatte ihn nicht nur zum Vampir, sondern zu einem Vampirfürsten gemacht. Diese Geschöpfe dienten ihm nicht nur, sie liebten ihn und er vermochte durch ihre Augen zu sehen und ihre Ohren zu hören, sie waren all die Jahrhunderte sein Fenster zu der Welt der Menschen gewesen. In der ersten Nacht hatten ihn die Fledermäuse freudig umflattert und am Tag waren einige Krähen am Dach der Kutsche gelandet und hatten einen Höllenlärm veranstaltet. Er beneidete sie, ihre Gehirne waren zu einfach um Gefühle wie Reue oder Angst um die Zukunft zu empfinden. Sie lebten nur für die Gegenwart. Er befahl ihnen, das Ziel für ihn zu untersuchen. Die Fledermäuse umflatterten ihn noch mal und verschwanden dann in der Ferne. Bald würde er wieder ein Mensch sein, aber davor musste er einen Menschen töten, und zwar Naxaos. Es würde das erste Mal in seiner Existenz sein, aber diesmal empfand er keine Gewissensbisse deswegen. Dieser Ausbund an Bosheit hatte so vielen Leid und Tod gebracht, es wurde Zeit es zu beenden. Er hatte seinen Geist mit dem der Fledermäuse verbunden. Ein Teil von ihm hatte sich auf das Lenken der Kutsche konzentriert, der andere hatte ihren Weg zur Ruine verfolgt. Vor einem Jahr war die ganze Ebene, auf der sich einst der königliche Palast erhoben hatte, eine von Flammen überzogene Ödnis gewesen. Die Flammen waren mit dem Höllenportal verschwunden, aber es war immer noch eine Wüste. Nun tauchte vor seinem inneren Auge der Trümmerhaufen, der einst der Palast gewesen war, auf. Nach Sandros Erlösung war er über den verschlossenen Portalen eingestürzt. Es hatte Monate gedauert, die Portale wieder freizulegen. Die Arbeiter hatten die Brocken genutzt, um eine künstliche Höhle anzulegen. Die bot den Magiern, die sich nun mit dem Portal zu Julias Welt beschäftigten, Schatten und ein Dach über dem Kopf, außerdem hielt sie die Hitze am Tag besser draußen. Die kleinen Geschöpfe umkreisten die künstliche Höhle. Das Portal hätte sich davor befinden müssen, aber es war offenbar immer noch geschlossen. Er biss die Zähne aufeinander, er würde noch länger warten müssen. Er dankte den Fledermäusen und zog sich aus ihrem Kopf zurück. Er blickte zum Himmel, die Nacht würde noch einige Stunden dauern. Er fuhr weiter, aber die Vorfreude war Unruhe gewichen. Was wenn es nicht gelang das Portal zu öffnen?
Die erste Nacht hatte Lucia noch kaum ein Auge zugetan, aber inzwischen hatte sie sich an das Geruckel der Kutsche gewöhnt und war gut ausgeruht, als der Ruck, mit dem die Kutsche anhielt, sie weckte. Sie streckte sich und stand dann auf, um den Holzladen hinter ihr aufzudrücken. Er verbarg ein Fenster zum Kutschbock. Sie lehnte sich nach vorne, um Ricardo einen guten Morgen zu wünschen. Sein grimmiger Ausdruck ließ sie innehalten. Sie fragte besorgt: „Was ist los?“
Er antwortete düster: „Das Portal ist noch immer geschlossen. Und von den Magiern ist nichts zu sehen.“ Sie richtete ihren Blick nach vorne, es war noch immer stockdunkel. Das Portal war tatsächlich noch zu, denn das hätte leuchten müssen, sonst konnte sie nicht viel
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