Ketaria - Die Liebe des Verfluchten (German Edition)
Verbündeten war an ihr vorbei gerauscht. Nur als Wulfric auf den Platz gekommen war, hatte eine Regung ihren Kummer durchbrochen. Sie hatte seinetwegen ein schlechtes Gewissen. Es erschien ihr, als ob Albinus noch aus dem Grab ein letztes Opfer holen würde. Je mehr Zeit verstrich, desto näher rückte der Moment, in dem sie ihre Entscheidung verkünden musste. Es würde das Schwerste sein, was sie jemals tun würde. Aber erst kam noch die Verhandlung. Sie betete, dass Sandro wenigstens das Todesurteil abwenden konnte.
Sandro, der noch immer stand, hob erneut die Hände, bis die Leute wieder verstummten. Er sah in die Menge und sagte: „Wie der Großmeister gerade verkündet hat, sollten wir uns jetzt um die Strafe dieses Mörders kümmern. Aufgrund der besonderen Umstände werde diese Entscheidung weder ich noch Großmeister Celsus treffen.“ Lucia schluckte nervös, wieso gab er seine Möglichkeit Einfluss auf das Urteil zu nehmen, aus der Hand? Sandro fuhr fort: „Ich will, dass ihr entscheidet, wer von uns das Urteil fällen soll und ihr müsst ihm zustimmen.“ Ein erstauntes Raunen überzog den Platz. Sandro deutete auf Wulfric. „Wie er uns eben gestanden hat, hat er den Magier Meister Albinus getötet. Genauer gesagt hat er ihn zerfleischt. Aber, bevor ihr eure Entscheidung trefft, sollt ihr auch die Motive seiner Tat erfahren.“ Celsus Kiefer spannten sich an und er verkrallte die Hände in der Lehne, seines Sitzes. Sandro winkte einen Diener herbei. Der reichte ihm eine Kiste voller Papiere. Sandro stellte sie vor sich am Boden ab und erklärte: „Nach Albinus Tod, bekam seine Erbin und Schülerin diese Papiere in ihre Hände. Zum Glück ist sie eine gute Seele und hat, obwohl es für sie von Nachteil sein könnte, mir diese Papiere überreicht. Jeder von euch, der es wünscht, darf Einsicht darin nehmen. Aber für jetzt kurz zusammengefasst. Dies ist eine lange Liste von Dingen, mit denen viele Bürger unserer Stadt erpresst wurden. Das Opfer dieses Mordes hat sich daran bereichert. Und auch das Rudel dieses Mannes war Opfer seiner Verbrechen. Wie viele von euch haben sie sich lange erpressen lassen. Bis er zu weit gegangen ist. Deshalb hat er ihn ermordet. Er hat es wie ein Tier getan, weil er niemand in Verdacht bringen wollte. Er hat sein Problem auf diese Art gelöst, weil wir Menschen sie aufgrund ihrer Natur vorverurteilt haben. Weil wir das getan haben, sind sie überhaupt erst erpressbar geworden. Das hat heute geendet. Aber ich frage euch, soll dieser Mann, der ehrenwert genug ist, keinen anderen für seine Verbrechen büßen zu lassen, deshalb, wie die Magier es fordern, auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden? Ich sage Nein, aber die Entscheidung darüber müsst ihr treffen.“ Er verstummte und sah in die Menge. Celsus stand nun ebenfalls auf und trat an Sandros Seite.
Er sagte hart: „Ihr habt den König gehört, er will diesem Mörder den Feuertod ersparen. Aber er hat uns nicht gesagt, wie er ihn bestrafen will.“ Wieder machte sich Gemurmel breit. Lucia biss hart die Zähne aufeinander, wie hatte sie nur so lange unter diesen falschen Schlangen leben können? Celsus war auf seine Art kein Stück besser als Albinus. Ricardo zu verlassen, war nie eine Option für sie gewesen. Aber sie hatte nach einer Lösung gesucht dennoch eine Magierin werden zu können, allerdings ohne Erfolg. Das hatte sie verzweifeln lassen. Aber wenn sie Celsus nun so ansah, wollte sie gar nicht mehr in diese Kloake einer Gilde zurück. Albinus Verbrechen, Celsus Lügen, all das war einfach nur widerlich. Sie sah zu Wulfric, obwohl sein Leben auf dem Spiel stand, zeigte er keine Gefühlsregung.
Eine Stimme aus der Menge lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne: „Was also fordert ihr für eine Strafe Hoheit?“
Sandro erwiderte fest: „Er hat eine falsche Entscheidung getroffen, weil er uns nicht vertaut hat, und zwar aus guten Gründen. Ich halte es für das Richtige, dass er eine Chance erhält, das Gegenteil zu lernen, und mit ihm alle Wesen, die neben uns existieren. Wenn wir diese Welt wieder aufbauen wollen, müssen wir es gemeinsam tun. Er wird mir dienen, um seine Strafe abzubüßen und um zu begreifen, dass wir nicht alle so sind, wie Albinus.“ Er blickte kurz in die Menge und fügte dann hinzu: „Jeder, der mit diesen Papieren erpresst worden ist, auch jene von euch die heute nicht hier sind, können sich bei mir melden und werden aus dem Nachlass von Albinus eine Entschädigung erhalten.“
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