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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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und ich werde lachen, lachen, lachen, bis mir die Tränen übers Gesicht laufen, und dann werden die Gefängniswärter deine Zellentür öffnen, und du wirst so froh sein wie nie zuvor und aus dem Todestrakt tanzen, und zu Hause wird deine Frau auf dich warten, ohne eine einzige Stichwunde.
    Lass uns für einen Moment daran glauben, dass es wirklich so sein könnte. Du schließt die Augen, und ich schließe die Augen, und dann träumen wir denselben Traum, über den Atlantik hinweg, und erleuchten die Dunkelheit. Siehst du uns, Stu? Siehst du uns da oben, das Licht in der Dunkelheit?
    Ich auch nicht.
    Ich glaube nicht, dass die Nonne dich retten wird, weil ich nirgendwo bei Google etwas darüber finden konnte. Vielleicht habe ich auch nie wirklich daran geglaubt, weil ich jetzt gar nicht so erschüttert bin, dass sie nicht mit einer Petition vor deinem Gefängnis steht. Vielleicht habe ich nicht damit gerechnet, dass wir ein Happyend bekommen. Aber wir haben uns, zumindest noch einige Tage. Machen wir also das Beste daraus und fahren fort, wo wir aufgehört haben. Mit nassen Füßen in quietschenden Schuhen, auf dem Rückweg zur Bücherei.
    TEIL DREIZEHN
    Als Aaron und ich uns im Vorraum verabschiedeten, hatten wir uns schon einen Plan zurechtgelegt. Aaron würde Max an diesem Wochenende alles erklären, und wenn ich ihn dann in der Schule sah, würde ich mich persönlich bei ihm entschuldigen, weil ich ja nicht feige war. Dann würden Aaron und ich es langsam angehen lassen, um Max nicht zu stressen, und ich würde erst wieder zu ihnen nach Hause kommen, wenn Max das Ganze verkraftet hatte. Bis zum Ende meiner Schicht in der Bücherei hatte ich mir dann selbst eingeredet, dass es nicht mal zwei Wochen dauern würde, bis er mit einem der zig interessierten Mädchen aus der Schule zusammen wäre.
    »Du siehst ja so glücklich aus«, sagte Mum, als ich mit regenfeuchten Haaren ins Auto stieg.
    Ich grinste. »Die Arbeit hat heute richtig Spaß gemacht.«
    »Nun hör aber auf! Wenn man so aussieht, kann es nur einen Grund dafür geben.«
    » Mum !«
    »Ich erinnere mich schon noch daran, wie es war, jung zu sein, weißt du«, sagte sie. »Zumindest ein bisschen. Wie heißt er denn?«
    »Niemand!«, rief ich aus, aber meine Ohren wurden heiß.
    »Dieser Niemand scheint ja sehr nett zu sein«, sagte Mum und blickte in den Rückspiegel. »Sei aber vorsichtig, ja? Ich möchte nicht, dass du dich von Jungen ablenken lässt.«
    »Ich bin nicht abgelenkt.«
    »Gut. Jungs kommen und gehen nämlich, weißt du. Nicht wie Prüfungsnoten. Die bleiben für immer.«
    »Wie romantisch«, murmelte ich. Es hatte aufgehört zu regnen, aber es waren große Pfützen entstanden, und ich fand das Platschen schön, wenn wir hindurchfuhren, und den grauen Himmel über den Bäumen und die Autos und die Läden und die ganze gewöhnliche und außergewöhnliche Welt.
    »So ist es aber, mein Schatz. Du hast später noch genug Zeit für Jungs, aber du hast nur diese eine Chance, die Schule gut zu machen und …« Sie unterbrach sich, als ich seufzte. »Entschuldige.«
    Ich schaute sie überrascht an. »Schon okay.«
    »Nein, ist es nicht.« Sie blies die Wangen auf und stieß die Luft aus. »Vielleicht hat dein Dad doch recht, was das Loslassen angeht.« Sie klopfte mir aufs Knie. »Aber verrate ihm nicht, dass ich das gesagt hab, ja?«
    Den Rest der Fahrt blieben wir beide stumm, in Gedanken versunken. Als wir vor dem Haus parkten, spähte Soph aus ihrem Fenster, reagierte aber nicht auf mein Winken, sondern zog die Vorhänge zu.
    »Was ist los mit ihr?«, fragte ich beim Aussteigen.
    »Ich fürchte, sie ist nicht gut drauf«, antwortete Mum. »Diese Mädchen in ihrer Schule …«
    »Ist es schlimmer geworden mit denen?«
    Mum schüttelte den Kopf. Sie sah besorgt aus. »Kann man nicht sagen.« Sie öffnete den Kofferraum und reichte mir eine große weiße Schachtel, Dots Geburtstagstorte. »Nicht fallen lassen, die war teuer.« Sie holte noch drei Tüten aus dem Wagen, folgte mir und sagte, ich solle an der Haustür die Schuhe ausziehen. »Ich hab gestern mit Sophs Lehrerin gesprochen.«
    »Hast du ihr von Portia erzählt?«
    »Ja.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Dass es keine Portia in Sophs Klasse gibt«, sagte Mum mit gedämpfter Stimme.
    »Na, dann ist die in einer anderen …«
    »Es gibt an der ganzen Schule keine«, fuhr Mum fort, und ich hätte fast die Torte fallen lassen. »Sie hat das erfunden, Zo. Alles.«
    Bevor ich das verdaut

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