Ketten der Liebe
dreitausend Golddinare zurückgeben müssen, aber ich habe sie doch schon ausgegeben«, zischte Hussein seiner Frau zu, als ob niemand sonst im Zimmer wäre.
»Wenn Hatiba nicht schwanger ist, Hussein ibn Hussein«, sagte Karim ruhig, »werde ich sie behalten.
Aber wenn der Samen ihres Liebhabers aufgegangen ist, muß ich sie Euch zurückschicken. Ich mache das Mädchen nicht für dieses Un glück verantwortlich. Ihr tragt die alleinige Schuld daran. Versteht Ihr mich?« Karims Gesicht war vor Wut entstellt.
»Herr«, bat Qahiba um ihrer Tochter willen, »Hatiba ist wirklich ein gutes Mädchen, aber sie hat einen Dickkopf und hat immer ihren Willen bekommen. Als ihr Vater sie nicht Ali Hassan heiraten lassen wollte, hat sie sich so verändert, daß ich sie nicht wiedererkannte.« Die Mutter ähnelte der Tochter sehr, aber während Qahibas Augen weich waren, hatten Hatibas einen harten, kalten Ausdruck, außer wenn sie Angst hatte.
»Ihr werdet die nächsten zwei Monate bei Eurer Tochter bleiben«, erklärte Karim seiner Schwiegermutter. »Ich erwarte, daß Ihr in dieser Zeit ihr Benehmen streng überwacht und sie täglich daran erinnert, was ihre Pflichten als meine Frau sind. Wenn ich am Ende dieser Zeit ganz sicher bin, daß sie nicht von ihrem Liebhaber ein Kind erwartet, werde ich nach Hause zurückkehren und unser gemeinsames Leben beginnen. Ich werde Euch dann zu Eurem Gatten zurückschicken.«
Hussein ibn Hussein öffnete den Mund, um zu protestieren, aber ein ärgerlicher Blick seiner Frau brachte ihn zum Schweigen. Sein Mund klappte mit einem hörbaren Schnappen zu. »Ihr seid mehr als großzügig, Herr«, sagte er, aber er klang nicht gerade dankbar.
Karim funkelte ihn an. »Ihr solltet besser diese Gnadenzeit, die ich Eurer Tochter gewähre, dazu verwenden, die dreitausend Dinar wieder aufzutreiben, die ihr so leichtsinnig verschwendet habt. Das Gold gehört Hatiba und nicht Euch, Hussein ibn Hussein. Es ist für ihre Sicherheit und zu ihrem Schutz bestimmt, sollte sie sich je ohne Mann finden. Ich will, daß es in zwei Monaten entweder an mich oder an meine Frau zurückgegeben wird.«
Sein Schwiegervater wand schuldig die Augen ab. »Ja, Herr«, war alles, was er sagen konnte, aber sein oberflächlicher Geist überlegte schon, wie im Namen des Propheten er das Geld zurückbekommen sollte. Vielleicht würde sein neuer Schwiegersohn einen tragischen Unfall haben.
Dann würde die junge Witwe ihrer Familie zurückgegeben, und so wohl Brautpreis als auch Aussteuer wären noch vollständig, um sie wiederzuverheiraten.
Karim beobachtete, wie Hatibas Vater seine schwarzen Augen verengte und über seinen nächsten Zug nachdachte. Zweifellos würde er falsches Spiel betreiben. Er hoffte, daß das junge Mädchen nicht zu ihrem Vater zurückgehen müßte. Nicht, daß er irgendwelche Gefühle für das Mädchen entwickelt hätte, aber da er jetzt seinen Schwiegervater etwas besser kennengelernt hatte, tat sie ihm leid. Er drehte sich zu seinem Vater um. »Wirst du bitte dafür sorgen, daß Qabiha noch heute nacht in mein Haus gebracht wird?«
Habib ibn Malik nickte. »Sofort.«
Qahiba zog in der Villa ihres Schwiegersohnes ein. Bei ihrer Ankunft sah ihre Tochter wütend und mürrisch aus. Qahiba gab ihr eine Ohrfeige und fuhr sie streng an. »Dein Vater ist nicht länger hier, um dein schlechtes Benehmen in Schutz zu nehmen, Mädchen. Er mag ja das Gegenteil behaupten und sagen, daß er an der ganzen Angelegenheit unschuldig ist, aber er wußte, was du tatest, als du in die Hügel rittest. Er wußte es! Und trotzdem hat er dich in diese Situation gebracht, weil er die dreitausend Golddinare und eine Gelegenheit, sich mit der Prinzenfamilie von Malina zu verbinden, haben wollte.
Du solltest beten, mein Kind, daß du kein Kind von Ali Hassan bekommst. Wenn du schwanger bist, wird dich dein Vater umbringen. Was kann er sonst mit einer Tochter machen, die solche Schande über ihre Familie gebracht hat, ohne seine Ehre zu verlieren? Du hast Glück mit deinem Mann, Hatiba, wenn er überhaupt dein Mann bleibt. Er sagt, er will dich behalten, wenn du nicht schwanger bist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein anderer Mann so großzügig wäre.«
»Großzügig«, spottete sie. »Er liebt eine andere, die er nicht haben kann, Mutter. Meine verlorene Ehre bedeutet ihm gar nichts. Wenn er mich behält, dann tut er das für sich selbst und nicht um meinetwillen. Er wird mich nie lieben.« Die Tage gingen schnell
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