Ketten der Liebe
Manneskraft, wie ich vor Freude über seine kernigen Aufmerksamkeiten heulen werde.«
»Ich habe solche Angst«, weinte Iniga und umklammerte sich selbst, um nicht länger zu zittern.
»Solange Ali Hassan fort ist, werden wir die Nächte nutzen, um gemeinsam durch das Lager zu schleichen«, schlug Zaynab vor. Sie war nicht gewillt, die Befürchtungen ihrer Freundin zu teilen. »So hast du die Möglichkeit, dich mit deiner Aufgabe vertraut zu machen und dir die Umgebung einzuprägen. Du wirst sehen, es gibt nichts, wovor du dich fürchten müßtest, Iniga. Meine Aufgabe ist viel gefährlicher und beschwerlicher als deine. Ich muß diesen Banditen nur lange genug bei Laune halten, um dir die nötige Zeit zu verschaffen. Ich muß ihn glauben machen, daß er der begehrenswerteste Mann auf Erden ist und daß meine Lust der seinen in nichts nachsteht. Das würdest du doch nicht tun wollen.«
»Nein«, gab Iniga zu. »Das würde ich nicht. Oh, Zaynab, ich habe solche Angst um dich! Er ist ein grausames Ungeheuer, wenn er es mit einer Frau treibt! Er besitzt ein riesiges Glied! Viel größer als das von Ahmed. Er hat mir furchtbar weh getan. Ahmed hat niemals solche Dinge mit mir gemacht wie Ali Hassan es tat. Er hat mich sogar von hinten genommen und lachte, als ich vor Schmerz schrie.
Ich bin dazu nicht tapfer genug, aber ich wünschte, ich könnte ihn umbringen. Ich hasse ihn so!« Ihr hübsches Gesicht war gerötet.
»Es ist schon gut, Iniga«, tröstete Zaynab ihre Freundin und legte ihren Arm um das ängstliche Mädchen. »Ich bin in mehr Stellungen ausgebildet worden, als du dir auch nur vorstellen kannst. Ali Hassan kann mich nicht verletzen, weil ich genau weiß, wie ich ihn davon abhalten kann, mir Schmerz zuzufügen. Wenn du deinen Teil des Plans erfüllst, ist es unwahrscheinlich, daß er mich überhaupt in irgendeiner Form antasten wird.«
»Ich werde es versuchen«, versprach Iniga aufrichtig. »Ich will, daß mein Bruder dich findet. Ich will, daß Karim Ali Hassan tötet!«
»Dein Wunsch wird sich erfüllen«, erwiderte Zaynab ernst. »Unserer beider Leben hängen davon ab, daß du erfolgreich bist, Iniga.«
Das Lager blieb während der folgenden Woche ruhig. Die beiden Frauen gingen jede Nacht für eine Weile in die pech schwarze Nacht hinaus, um sich Gespenstern gleich lautlos im Lager vorzutasten, bis Iniga völlig mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut war.
»Warum können wir nicht einfach von hier fliehen?« fragte Iniga eines Abends, als sie darauf warteten, mit ihrem nächtlichen Ausflug beginnen zu können.
»Kennst du denn einen Weg, der aus diesem Gebirge führt?« hielt Zaynab dagegen. »Ich habe während meines Rittes von der Stadt hierher versucht, mir die Landschaft einzuprägen, aber als wir erst einmal in den Bergen waren, schien mir alles gleich auszusehen. Es gibt weder eine Straße noch eine Spur, der wir folgen könnten. Außerdem haben wir viele Biegungen und Windungen gemacht.
Auch wenn wir versuchen würden, von hier zu entkommen, könnten wir genausogut Ali Hassan in die Arme laufen, statt auf den Nasi und deinen Bruder stoßen. Selbst wenn es uns schließlich gelänge, den Banditen zu entkommen und der Saqalibah den Weg zurück zum Lager zu zeigen, wäre Ali Hassan längst über alle Berge. Iniga, ich will, daß er dafür bestraft wird, was er deiner Familie angetan hat.
Der Kalif hat ebenfalls ein Interesse daran, daß andere seinen schlechten Vorbild nicht nacheifern. Es ist also weit besser, daß wir als Köder im Lager bleiben. Solange Ali Hassan glaubt, meinen Körper besitzen zu können, wird er hierher zurückkehren«, schloß Zaynab zuversichtlich.
Die sieben Tage gingen für Iniga viel zu rasch vorbei. Zaynab kümmerte sich mit einer Lässigkeit, die Iniga Ehrfurcht einflößte, um die Vorbereitungen für die Rückkehr Ali Hassans. Sie ließ die Frauen des Lagers antreten, um das Zelt ihres Anführers, das einem Saustall glich, reinigen zu lassen. Sogar alle seine Gewänder mußten sie im nahegelegenen Fluß waschen. Dann brachte Zaynab sie dazu, ihm eine neue Matratze anzufertigen, die sie mit frischem Heu und süßen Kräutern füllten.
»Ich habe keine Lust, von Wanzen gebissen zu werden«, ließ sie Iniga wissen.
Dann entdeckte sie einen Faßmacher unter den alten Männern. Sie überredete ihn mit süßen Worten und einem der kleinen Ringe, die sie am Finger trug, ihr eine große hölzerne Wanne anzufertigen, die sie anschließend in Ali Hassans Zelt
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