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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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er wieder heiratete und Erben zeugte, die sich bei der Verwaltung von Malina den Omajjaden gegenüber als ebenso loyal erwiesen. Es ist hoffnungslos, dachte sie, und weinte still in ihrer verschlossenen Sänfte.
    Sie vergoß erneut Tränen, als man Iniga zwischen ihrer Mutter und ihrem Ehemann begrub. Die ganz in weiß gekleideten angeheirateten Verwandten des Mädchens reisten mit ihrem Enkel an, um mit seiner Mutter gemeinsam zu trauern. Zaynab würdigte die Tapferkeit ihrer Freundin und verteidigte sie, als Inigas Schwiegervater sich an sie wandte. »Ich bin überrascht, daß sie noch am Leben war, als Ihr im Lager Ali Hassans ankamt, Zaynab.« Seine Stimme trug, obwohl sie freundlich blieb, einen leichten Unterton von Verachtung.
    »Sie war am Leben«, erwiderte Zaynab ruhig, »weil sie glaubte, Ali Hassan habe den kleinen Malik in seiner Gewalt. Jeden Tag zeigte man ihr quer über den Lagerplatz einen kleinen Jungen, der ihr zuwinkte, von dem man behauptete, er sei ihr Sohn. Aus Angst um das Kind tat sie alles, was man von ihr verlangte. Nur eine liebende Mutter hätte sich selbst so aufgeopfert.«
    »Ah«, entgegnete Inigas Schwiegermutter mit Tränen in den Augen, »sie ist immer eine gute Mutter gewesen. Wir werden dafür sorgen, daß Malik sie so in Erinnerung behält.«
    Niemand stellte weitere Fragen bis zu dem Abend, als Karim sich zu den Gemächern des Nasi begab.
    »Ich wünsche  Zaynab zu sprechen«, sagte er, und Hasdai nickte zustimmend.
    »Möchtet Ihr, daß ich gehe?« fragte er Karim höflich.
    »Nein, Ihr könnt ruhig bleiben.« Er ließ sich gegenüber von Zaynab nieder. »Erzähle mir jetzt genau, was Iniga widerfahren ist.«
    Sie seufzte. »Was macht es jetzt noch für einen Unterschied, Herr? Iniga ist tot. Ali Hassan ist tot.
    Nichts kann an dem, was geschehen ist, etwas ändern. Warum wollt Ihr Euch quälen?«
    Zaynabs hübsches Gesicht verriet Besorgnis.
    »Sage mir, was passiert ist, Zaynab!« befahl er mit strenger Stimme. »Ich muß es wissen!«
    »Warum?« fragte sie, bemerkte dann aber, daß er sich nicht umstimmen ließ, und begann mit tiefer Stimme ihre Geschichte. Als sie zum Ende ihres Berichts kam, rannen Tränen über Zaynabs schönes Gesicht. »Ich hatte gedacht, wenn sie durchhalten würde, bis Ihr kämt, Karim, würde sie weiterleben wollen; aber sobald sie wußte, daß ich gerettet war ...« Zaynab konnte nicht fortfahren. Ihr Kummer war zu groß. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und weinte bitterlich. Sie würde niemals verstehen, warum Iniga dem Leben den Selbstmord vorgezogen hatte. Für Zaynab war das Leben ein kostbares Gut, und wenn es auch manchmal Verletzungen oder Enttäuschungen mit sich brachte, so stand man doch wieder auf und schaute besseren Zeiten entgegen.
    Sheila, die die ganze Zeit über ruhig dagesessen hatte, kroch an die Seite ihrer Herrin und legte einen Arm um sie. »Es ist schon gut, Herrin, quält Euch nicht«, murmelte sie. »Ich fürchte, es war ihr Schicksal.«
    »Seid Ihr nun zufrieden, mein Herr?« fragte Hasdai den Prinzen kalt. »Ich glaube nicht, daß Zaynab in dieser Angelegenheit noch etwas hinzuzufügen hat.« Er war wütend auf sich selbst, daß er es Karim al Malina erlaubt hatte, ihr solchen Kummer zu bereiten. Zaynab war von zartem Gemüt. Ihr hatte ihre Freundin sehr am Herzen gelegen.
    Karim erhob sich schmerzerfüllt und ließ sie allein. Er hatte gedacht, er wüßte, was Zaynab sagen würde, aber das  Ausmaß der Brutalität, die seine Schwester hatte erdulden müssen, war mehr, als er ertragen konnte.
    Als Zaynabs Kummer schließlich etwas nachgelassen hatte, wandte sie sich zum Nasi. »Ich habe versucht, sie zu retten, Hasdai. Sie hätte nicht sterben müssen, aber sie war der Meinung, Schande sei über sie gekommen, und sie fühlte sich entehrt, weil sie vergewaltigt worden war. Warum um Himmels willen sollte dem so sein, mein Herr? Sie war nicht im Unrecht. Die Männer, die ihr das antaten, waren im Unrecht. Ich kenne einige von ihnen. Sie befinden sich unter Euren Gefangenen, und ich will, daß sie sterben!« Ihre Stimme zitterte nun. »Ich muß sie sterben sehen!«
    »Herrin, Alaeddin sagte mir, ein schrecklicher Tod warte auf sie«, flüsterte Sheila. »Der Prinz brannte schon auf Rache, bevor er Euren Bericht kannte. Nun wird er keine Gnade mehr kennen. Es wird ein zu grausamer Anblick für Eure Augen sein.«
    Der Nasi war jedoch anderer Meinung. »Wenn du zuschauen willst, wie diese Männer gefoltert und

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