Ketten der Liebe
hingerichtet werden, meine Liebe, dann solltest du das tun; aber Sheila hat recht. Es wird ein grausamer und schrecklicher Anblick sein.«
»Ich will es sehen«, sagte sie grimmig und wandte sich dann Sheila zu. »Du brauchst mich nicht zu begleiten.«
»So sei es«, sprach der Nasi.
Zaynab begleitete ihn und Karim, um ihnen die beiden Männer zu zeigen, die an jenem Tag Iniga mißbraucht hatten. Außerdem wies sie auf jenen Mann, den Iniga ihr als denjenigen beschrieben hatte, der es liebte, sie zu schlagen, bevor er sie mißbrauchte. Diese drei Männer wurden aus der Menge geholt, und zu dem Platz gebracht, auf dem öffentliche Folterungen und Hinrichtungen stattfanden.
Jeder der drei wurde erbarmungslos aufgepeitscht, jedoch nur so viel, daß sie weder daran starben noch ihr Bewußtsein verloren. Die Folterknechte beherrschten ihre Kunst außergewöhnlich gut. Sie ließen ihre Opfer furchtbare Schmerzen erleiden und streuten dann Salz in die blutenden Wunden, um die Schmerzen noch zu verstärken. Dann wurde jeder der drei
Männer auf eine Folterbank gespannt. Man riß ihnen die Finger-und Fußnägel aus, so daß sie laut aufheulten. Ein Geruch von Blut, Erbrochenem und Exkrementen lag in der Luft, als man die drei Gefangenen schließlich auf die nächste Stufe der Folterung vorbereitete.
Zaynab saß währenddessen bewegungslos auf dem Podium, das man auf dem Platz für Hasdai, Karim und sie errichtet hatte. Sie war blaß, ihre Augen jedoch waren hart und ohne Mitleid. Niemand, der diese Augen gesehen hätte, hätte vermutet, daß sie sich unter ihrem Schleier auf die Lippen biß, um nicht laut aufzuschreien. Sie schaute zu, als ein Chirurg sorgfältig die Hoden aus den Hodensäcken eines jeden Mannes entfernte, nachdem er zuvor leicht betäubt hatte, denn der Schmerz hätte die Männer das Bewußtsein verlieren lassen. Die drei sahen sich somit ihrer Männlichkeit beraubt. Die seelischen Qualen waren dabei weit größer als jeder körperliche Schmerz. Ein kollektiver Schrei löste sich, als drei Henker gleichzeitig allen dreien das Geschlecht abschnitten und einer Meute knurrender Hunde zum Fraß vorwarfen, die eigens zu diesem Zweck zusammengetrieben worden waren. Die schrecklichen Wunden wurden daraufhin mit heißem Pech übergössen, was weitere Schmerzensschreie verursachte. Zaynab unterdrückte den Drang, sich übergeben zu müssen.
Der Prinz erhob sich. »Kommt«, sagte er zum Nasi und zu Zaynab.
Sie folgten ihm, als er eine auf die Mauern von Alcazaba Malina führende Treppe emporstieg. Sie befanden sich nun in ungefähr dreißig Fuß Höhe und schauten auf große, sich wölbende schwarze Haken herab, die zehn Fuß unterhalb der ebenen weißen Mauern angeordnet waren, um Angreifer davon abzuhalten, die hohen Barrikaden zu erstürmen. Die drei halbtoten Männer wurden hinter dem Prinzen und seinem Gefolge die Treppen hinaufgetragen. Auf ein Zeichen Karims warf man jeden von ihnen vorsichtig von der Mauer, ihr Flug endete jedoch schon nach kurzer Zeit auf den spitzen Haken, von denen ihre nackten Körper durchbohrt wurden. Ihre Schreie waren unerträglich. Sie wanden sich auf den Haken und schrien verzweifelt nach Allah, daß er sie mit einem schnellen Tod von ihren unbeschreiblichen Schmerzen befreien möge.
»Je nach körperlicher Verfassung«, sagte Karim ruhig, »werden sie noch einige Stunden oder sogar bis zu einigen Tagen leben. Derjenige, der zuletzt stirbt, wird mit ansehen müssen, wie die Aasgeier seinen Gefährten die starren Augen auspicken.«
»Ich hoffe, es ist der fette Kerl«, sagte Zaynab. »Derjenige, der Iniga geschlagen hat. Er ist der schlimmste von allen. Ich bete, daß er am meisten leidet!«
Der Anblick der drei sterbenden Männer schien den Schmerz in ihrem Herzen zu lindern. Zaynab wußte, daß sie diesen Tag zwar niemals vergessen würde, aber zumindest hatte sie das Gefühl, daß der Gerechtigkeit genüge getan war. Man hatte Iniga gerächt. Ihre Ehre würde durch die Todesqualen der Männer, die sie auf solch schreckliche Art und Weise mißbraucht hatten, wiederhergestellt sein.
Während der nächsten Wochen waren Hasdai ibn Shaprut und Karim damit beschäftigt, eine neue Regierung und deren Verwaltung einzusetzen, da die bisherige durch den Tod Habib ibn Maliks aufgelöst worden war. Zaynab verbrachte ihre Zeit damit, neue Kraft zu schöpfen und Vorbereitungen für Sheilas Hochzeit mit dem Wesir Alaeddin ben Omar zu treffen. In den Tagen von Zaynabs Gefangenschaft
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