Ketten der Liebe
leuchtete bestätigend.
Dann kicherte sie. »Ich kann mir nicht helfen. Ich muß immer daran denken, wie verärgert diese furchtbare Mutter Eubh wäre, wenn sie von unserem Schicksal erführe, Herrin. Ich bin sicher, sie rechnete damit, daß wir unser Dasein als Sklaven irgendeines Häuptlings in den Bergen von Irland fristen würden. Schade, daß sie niemals von unserem Glück erfahren wird.«
»Das sicherlich weitaus größer ist als das ihre, vermute ich«, antwortete Zaynab ihrer Freundin. »Wir haben wirklich Glück gehabt.«
Hasdai und der Prinz kehrten spät am Abend des folgenden Tages zurück und speisten gemeinsam, bevor sie sich zurückzogen.
»Ich bin unterrichtet, daß Eure Karawane fertig beladen und bereit ist, beim ersten Tageslicht abzureisen, Herr«, ließ der Prinz ihn wissen. »Ihr werdet die Küstenstraße nehmen, die Alcazaba Malina mit Tanja verbindet. Die Reise sollte nicht länger als drei Tage dauern. Ein Schiff wird in Tanja auf Euch warten, das Euch nach Jabal-Taraq bringt. Wenn Ihr erst einmal dort angekommen seid, habt Ihr schon wieder den Boden von al-Andalus betreten. Ich werde nicht bis morgen früh warten, um mich zu verabschieden. Ich möchte Euch jetzt schon meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken.
Wäret Ihr nicht nach Malina gekommen, ich glaube nicht, daß ich überlebt hätte, so tief war mein Kummer.
Mir ist bekannt, daß der Kalif Euch auf einen Ratsbeschluß hin hierher sandte, Hasdai, aber als Ihr erst einmal hier wart, fühltet Ihr meinen Schmerz. Ihr verstandet mich, erlaubtet mir aber nicht, in Selbstmitleid zu schwelgen. Ihr erinnertet mich an meine Pflichten dem Volk gegenüber, so wie mein Vater es sich gewünscht hätte. Dafür, für Eure Freundschaft und für soviel mehr bin ich Euch sehr dankbar.«
»Nun«, erwiderte Hasdai mit einem Lächeln, »ist es Eure nächste Pflicht, Euch eine junge Frau zu suchen und eine neue Generation von Nachkommen der ibn Maliks zu zeugen.«
Karim schüttelte den Kopf. »Ich werde nicht wieder heiraten«, sagte er ruhig. »Der Sohn meiner Schwester wird mein Erbe sein.«
»Aber Ihr werdet doch wohl eine Frau wollen, einen Harem voller schöner Frauen?« drängte der Nasi.
»Ich verliebte mich einst in eine Frau, die unerreichbar für mich war«, entgegnete Karim. »Dann heiratete ich das Mädchen, das mein Vater für mich ausgesucht hatte, weil ich ihm einen Gefallen tun und wenigstens einmal ein pflichtbewußter Sohn sein wollte. Hatiba war Ali Hassan versprochen worden. Sie liebte ihn, so wie ich jemand anderen liebte. Selbst wenn sich die Familientragödie nicht ereignet hätte, so habe ich doch gelernt, daß eine Heirat ohne Liebe wertlos ist, Hasdai. Nein, ich werde nicht noch einmal heiraten.«
»Und wenn Ihr Euch verliebtet?« fragte der Nasi.
Karim heftete seinen Blick auf die Augen Hasdais. »Ich werde nicht mehr lieben«, sagte er entschlossen. »Wie könnte ich eine andere lieben, nachdem meine geliebte ...« Dann lachte er reuevoll. »Außerdem, Hasdai, habe ich wahrlich genug Frauen gehabt, nicht wahr?«
Der Nasi lachte. »In der Tat, Herr, obwohl ein weicher Körper unter dem eines Mannes wirklich das Paradies ist. Ich glaube nicht, daß ich enthaltsam sein wollte.«
»Natürlich, Euch gefällt Zaynab«, sagte Karim unvermittelt, fragte sich jedoch im gleichen Moment, warum in aller Welt er das gesagt hatte. Wollte er wirklich aus dem Munde des Nasi hören, welche Freuden Zaynab einem Mann zu geben imstande war? Er wußte es bereits. Warum quälte er sich dann so?
»Das tut sie«, erwiderte Hasdai knapp. »Mir wäre ein solches Glück, sie ganz für mich allein zu haben, niemals widerfahren, hätte mein Gebieter, der Kalif, einen anderen Ausweg gewußt. Der Kalif betete Zaynab an, und sie ihn auch.«
»Es ist eine Schande«, erwiderte Karim kühl. »Ich denke, ich ziehe mich zurück, Hasdai. Ich sehe Euch dann morgen früh vor Eurer Abreise.«
Der Nasi kehrte in seine Gemächer zurück, wo Zaynab bereits schlief. Er wollte sie über Karim befragen, aber er weckte sie nicht. Hasdai fragte sich, ob der Prinz, als er von der Frau gesprochen hatte, die er liebte, aber nicht haben konnte, Zaynab gemeint hatte. Zwischen den beiden bestand offensichtlich eine Verbindung, obwohl Zaynab ihm niemals einen Grund dafür geliefert hatte, ihre Ergebenheit anzuzweifeln. Er hatte sich vorgenommen, sie danach zu fragen, aber erst, wenn sie in Cordaba angekommen waren. Er würde sich daran halten. Sie mochte zwar sein
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