Ketten der Liebe
»aber es wird ihm nicht gelingen, Lady Regan, nicht, bis ich verführt werden will.«
»Ich habe den Namen Zaynab angenommen«, sagte ihre Herrin nun. »Es ist dumm, sich diesen Mauren zu widersetzen, denn sie werden uns in ihr al-Andalus bringen, wo wir den Rest unseres Lebens verbringen sollen. Ich werde dich nicht mehr Morag nennen, meine gute Sheila. Halte mich nicht für feige, weil ich ihnen nachgegeben habe.«
»Ich halte Euch nicht für feige, Mylady Zaynab. Ich halte Euch für sehr weise«, sagte Sheila.
»Alaeddin sagt, wir werden auch ihre Sprache lernen müssen, wenn wir zurechtkommen wollen.«
»Ich werde Karim al Malina bitten, daß man uns zusammen unterrichtet«, antwortete Zaynab, »aber wir werden von Zeit zu Zeit unsere eigene Sprache sprechen, damit wir sie nicht völlig vergessen.
Außerdem ist es unwahrscheinlich, daß noch jemand anders sie versteht. So können wir über Geheimnisse reden, wenn es nötig ist, Sheila.«
Früh am Abend gingen die Mädchen zu den Bädern, wo Erda sie erwartete. »Habt ihr schon gehört?« fragte sie sie. »Ihr sollt in sieben Tagen nach al-Andalus aufbrechen. Ich hörte, wie der Herr heute nachmittag mit dem hübschen maurischen Kapitän Karim al Malina gesprochen hat.« Sie blickte Zaynab genau an. »Ist er so ein wunderbarer Liebhaber, wie alle behaupten, mein Mädchen? Du solltest das doch inzwischen wissen.« Sie kicherte.
»Fürst Karim hat den Liebesakt mit mir noch nicht vollzogen, du neugierige, alte Frau«, sagte sie zu Erda. »Die Kunst der Verführung dreht sich nicht nur darum, daß das Geschlecht des Mannes sich in den geheimen Garten der Frau begibt. Das ist das letzte Ziel, aber man muß am Anfang beginnen«, verkündete sie hochnäsig.
Sheila war über Zaynabs Worte so überrascht, daß sich ihre Augen weiteten.
Erda rollte mit den schwachen, braunen Augen. »Hört euch die an«, sagte sie empört. »Vor drei Wochen wußte sie noch nicht einmal, was ein Bad ist, und nun hält sie sich für die Königin von Saba!
Du hast noch eine Menge zu lernen, Mädchen! Ein bißchen Bescheidenheit wäre ein guter Anfang.«
»Oh, Erda«, lenkte Zaynab ein. »Ich wollte dich nicht beleidigen. Alte Frau, wirst du mir vergeben?
Bitte!«
»Na ja, vielleicht«, gab Erda geschmeichelt nach. »Sei nicht enttäuscht, Mädchen. Er wird schon früh genug mit dir schlafen.«
Sheila fiel vor Lachen fast um, als sie Zaynabs Gesichtsausdruck sah, und sogar Zaynab konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
»Du bist einfach unmöglich, Erda«, schalt sie die Bademeisterin, die zahnlos vor sich hin kicherte.
Sie badeten und nahmen dann ein schlichtes Abendessen in den Frauengemächern ein. Als sie in ihre Zimmer zurückkehrten, zögerte Sheila. »Mir wurde gesagt, Ihr sollt Euch ausziehen und schlafen gehen. Erda sagte, das seien ihre Anweisungen für Euch.«
»Wird Fürst Karim heute Nacht kommen?« überlegte Zaynab laut.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Sheila, während sie ihrer Herrin half sich ihrer Kleider zu entledigen und ins Bett zu gehen. »Schlaft gut, Mylady.« Die Tür zwischen ihren Zimmern schloß sich.
Zaynab lag ruhig im Bett. Das Haus schien heute nacht sehr still zu sein. Unten im Garten hörte sie das leise Zirpen der Zikaden. Wenn sie ihre Augen schloß, konnte sie sich vorstellen, wieder daheim in Ben MacDui zu sein. Zum ersten Mal seit Wochen machte sie diese Erinnerung nicht mehr traurig. Ihr Schicksal würde sich nicht im Land ihrer Geburt erfüllen. Das war ihr nun klar. »Auf Wiedersehen, meine liebe Gruoch«, flüsterte sie. »Mögest du glücklich werden.« Dann schloß sie die Augen und fiel in einen leichten Schlummer.
Er stand am Bett auf dem Podest und blickte auf sie hinab. Er hatte in seinem Leben und auf seinen Reisen viele schöne Frauen gesehen, aber dieses Mädchen war wahrscheinlich die schönste von allen.
Er fragte sich, ob alle Mädchen aus Alba so hübsch waren wie diese hier, denn er hatte noch nie ein Mädchen aus diesem Land gesehen.
Sie hatte Donal Righ die Geschichte ihres Lebens erzählt, und Donal Righ hatte sie wiederum an ihn weitergegeben. Es war erstaunlich, daß ihr Geist unversehrt war, dachte er. Ihre Angst vor Männern und ihre Unfähigkeit zu lieben überraschten ihn nicht. Sie war nie geliebt worden. Jetzt würde er ihr all sein Wissen über die Leidenschaft vermitteln, damit sie die Gunst des Kalifen von Cordoba gewinnen könnte. Er fragte sich, ob Abd-al Rahman Zaynab zu schätzen
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