Ketten der Liebe
Alba. Ein Wikinger, der das Kloster, in das man sie gebracht hatte, überfallen hatte, brachte sie nach Eire. Wenn du sie danach fragst, wird sie dir ihre Geschichte erzählen, Mutter. Sie schämt sich nicht dafür.«
»Ist sie stolz?« fragte Alimah.
»Sie war die Tochter eines Edelmannes«, antwortete er.
Seine Mutter nickte. Die Tochter eines Edelmannes und jemand, der nicht daran zerbrach, solch veränderten Umständen ausgesetzt zu werden. Alimahs Vater war ein wohlhabender Bauer gewesen.
Sie verstand, was für eine Art Stärke Zaynab besaß, denn sie hatte sie selbst. Nun war sie neugierig, das Mädchen zu treffen.
»Ich werde deinem Gast einige Tage geben, um sich von der Reise zu erholen«, sagte Alimah. »Dann werde ich kommen und sie besuchen.«
»Und wann kann ich kommen und sie kennenlernen?« fragte Iniga fröhlich.
»Wenn ich es dir erlaube«, erwiderte ihre Mutter geschwind, und die anderen lachten. Sie wußten alle, daß Iniga ihren Willen bekommen würde, wenn Zaynab nicht völlig ungeeignet war.
Karim lieh sich eine Sänfte und Träger aus dem Haushalt seines Vaters. Er wies sie an, sich zum Schiff zu begeben, verließ den Garten und ging durch das kleine Tor hinaus auf die Straße, auf der sich nun der tägliche Verkehr tummelte. Verkäufer, die ihre Waren vor sich trugen, liefen durch die Straßen und priesen sie ihren Kunden an. Anständige Frauen und ihre Dienerinnen bewegten sich angemessen verschleiert auf den Basar zu, um die verschiedensten Dinge einzukaufen. Luxusgüter und Alltägliches waren unter den bunten Markisen ausgestellt, die in den offenen Ständen Schatten vor der heißen Sonne spendeten. Als Karim einen Obstverkäufer erblickte, kaufte er eine große, runde Melone und eilte dann zum Hafen weiter.
Alaeddin ben Omar hatte schon damit begonnen, das Entladen der I'timad zu überwachen. Die Ballen und Bündel wurden von einem ununterbrochenen Strom schwarzer Sklaven vom Schiff über eine Planke in das Lagerhaus getragen. Eine Winde mit einem Seilzug hob langsam eine der schweren Achatsäulen aus dem vorderen Laderaum. Karim sah zu, wie sie vorsichtig auf einen offenen Wagen hinabgesenkt wurde, der dann von drei stämmigen Maultiergespannen den kurzen Weg ins Lagerhaus gezogen wurde. Innen wurde sie von einer weiteren Winde mit einem Seilzug vom Wagen gehoben und auf dem Boden auf einem Heupolster abgelegt, das man dort für jede der Säulen vorbereitet hatte, damit sie nicht beschädigt wurden.
Karim ging an Bord und sprach mit seinem ersten Maat. »Laß die kleineren Wertgegenstände, das Gold und die Juwelen, in meine Villa bringen und stelle rund um die Uhr Wachen dort und beim Lagerhaus auf, Alaeddin. Ruf mich, wenn die Sänfte ankommt.«
»Wie geht es deinem Vater?« fragte der erste Maat.
»Gut! Der ganzen Familie geht es gut. Iniga erzählte mir, daß sie sich auf ihre Hochzeit vorbereitet, aber sie hat mir keine Einzelheiten verraten. Dafür werden wir noch Zeit haben, aber bei Allah! Ist sie wirklich schon so alt?«
Der Maat grinste. »Ja, es kommt mir wie gestern vor, als sie noch ein kleines Mädchen mit fliegenden, goldenen Zöpfen war und uns anbettelte, sie mit auf die Reise zu nehmen. Ich erinnere mich daran, sie auf meinen Schultern getragen zu haben. Wer ist der Glückliche? Dein Vater ist reich, und er sollte eine große Auswahl an Bewerbern haben.«
»Er erlaubt ihr, aus Liebe zu heiraten«, antwortete Karim.
»Iniga ist seine einzige Tochter, und wir alle verwöhnen sie. Keiner von uns will sie unglücklich sehen.« Er schlug seinen ersten Maat auf den Rücken. »Du hast hier beim Entladen gute Arbeit geleistet, mein Freund.«
Als er die Kabine betrat, hielt er für Zaynab und Sheila die Frucht hoch. »Dies«, sagte er, »ist eine Melone. Ich habe sie für euch auf dem Markt gekauft, als ich vom Haus meines Vaters zurückkehrte.«
Er legte sie auf den Tisch, zog sein Messer aus seiner Schärpe und schnitt die Melone in Scheiben.
Nachdem er ihnen ein Stück der saftigen Frucht gegeben hatte, blickte er sie erwartungsvoll an.
Zaynab biß in die Melone und kaute. Ein weiteres Stück folgte und dann noch eins. »Mmmmm«, sagte sie begeistert. »Wie lecker!« Sheila nickte zustimmend. Ihre kleine Zunge fing einen Tropfen Saft auf.
»Gibt es bei Euch noch mehr Früchte wie diese Melone?« fragte Zaynab, als sie die Schale auf den Tisch legte und nach einer weiteren Scheibe griff.
»Orangen, Bananen, Granatäpfel, Aprikosen, Feigen und Trauben«,
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