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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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könnte und daß man sie benötigen würde, um den Platz ihrer Schwester einzunehmen.
    Nun hatte sie das Leben plötzlich vor die unglaublichsten Möglichkeiten gestellt. Sie war eine Sklavin, sicher, aber sie war jung, schön und blond. Das waren, wie sie wußte, die begehrtesten Sklavinnen in al-Andalus.
    Alaeddin ben Omar hatte ihnen am Morgen erzählt, daß betrügerische Sklavenhändler manchmal einfache Bauernmädchen entführten und ihre Haare bleichten, in der Hoffnung, sie als Gefangene aus dem Norden zu verkaufen. Zumeist wurde der Betrug entdeckt, aber bis dahin war der Sklavenhändler bereits verschwunden. Und wehe dem armen Mädchen, das sich schnell wieder zu einem weit geringeren Preis auf dem Verkaufsstand wiederfand, wenn sie es nicht vorher geschafft hatte, die Zuneigung ihres Herrn zu gewinnen.
    Zaynab würde diese Sorge nicht haben. Sie hatte sich mit ihrem Schicksal angefreundet. Nun mußte sie sich bemühen, die faszinierendste und verführerischste Liebessklavin zu werden, die jemals in der Kunst der Erotik unterrichtet worden war. Sie hatte sich ausgerechnet, daß der Kalif ein sehr mächtiger Mann war. Selbst diese wundervolle Stadt Alcazaba Malina schuldete ihm Tributzahlungen und verehrte ihn, wie sie erfahren hatte. Wenn sie die Zuneigung eines solchen Mannes gewinnen könnte, würde ihr das ein wunderbares Leben sichern. Wäre sie dazu in der Lage? Sie wollte es versuchen, aber wie konnte sie einen anderen Mann lieben, wenn sie bereits Karim al Malina liebte? Da! Sie hatte sich eingestanden, was sie nie vor einem anderen zugeben würde. Sie liebte ihn. Aber er durfte es nie erfahren. Es würde ihn nur erzürnen. Er würde sie wegschicken, vielleicht zu einem anderen Meister der Leidenschaft. Das war ein schrecklicher Gedanke.
    Ein Jahr. Er hatte gesagt, er würde sie ein Jahr lang behalten, bevor er sie nach Cordoba, zu dem Mann, der ihr Herr werden sollte, schicken wollte. Wer wußte schon, was in einem Jahr alles passieren konnte. Vielleicht würde der Kalif sterben. Dann würde Karim nicht verpflichtet sein, sie wegzuschicken. Dann würde er sie vielleicht behalten. Er hatte gesagt, daß er sich eine Frau nehmen und sich niederlassen wollte. Hatte er ihr nicht auf der Reise erzählt, daß seine Mutter auch eine Gefangene gewesen war? Und Sheila. Sie hätte eine Chance, ihren schwarzbärtigen Alaeddin zu heiraten, den sie all diese Zeit so geschickt im Zaum gehalten hatte. Wie anders ihr Leben sein würde, wenn es diesen Abdal Rahman nicht gäbe.
    Weder Zaynab noch Sheila hatten je eine Sänfte gesehen. Es war ein wundervolles Gefährt, in dem für mehr als zwei Mädchen Platz war. Es bestand aus duftendem Kampferholz, das vergoldet und mit zierlichen Blumenornamenten versehen war. Das Innere war mit weichem, honigfarbenem Leder bezogen und voller bunter Seidenkissen. Um die Sänfte hing ein durchsichtiger Seiden Vorhang in blassem Rosa. Zwölf kohlrabenschwarze Sklaven von gleicher Größe standen daneben und warteten geduldig. Sie trugen einfache Lendentücher, ihre Köpfe waren kahlgeschoren und um ihre Hälse lagen Halsringe aus massivem Silber, die mit Türkisen besetzt waren.
    Man half den Mädchen in ihr Gefährt. Die Sklaven hoben es mit Leichtigkeit an. Sie trabten aus dem Hafengebiet heraus, aber sie betraten nicht die Stadt, sondern eilten mit ihrer Last auf der Hafenstraße entlang, die auf das Land hinaus führte. Die Straße, auf der sie reisten, war mit glatten Steinen gepflastert und auf beiden Seiten standen hohe, schlanke Bäume. Karim, der an ihrer Seite auf dem Pferd ritt, das sein Vater ihm geschickt hatte, sagte ihnen, daß man die Bäume Palmen nannte.
    Die nordafrikanische Landschaft um sie herum war eine breite, grüne Küstenebene, die sich meilenweit zu erstrecken schien. Auf zwei Seiten war sie von Bergen umgeben. Im Südosten lagen die Er-Rif-Berge, und das Atlasgebirge war im Nordwesten. Auf den purpurnen, hohen Gipfeln konnte man sogar in der Ferne Schnee erkennen. Ein Fluß, der Oued Sebou, bewässerte die Ebene, die mit ordentlichen Gersten-und Weizenfeldern bepflanzt war.
    Sie folgten einige Meilen lang der Straße aus der Stadt und bogen dann schließlich in eine kleine, ungepflasterte Straße ein. Als sie um eine Kurve kamen, sahen sie Karim al Malinas Villa, ein schönes weißes Marmorgebäude, das inmitten von wundervollen Gärten lag. Dahinter glitzerte die blaue See im Licht der Sonne. Die Träger gingen durch die offenen Tore in einen Innenhof

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