Ketten der Liebe
abends duftendes Öl verbrannt wurde. Der Raum öffnete sich auf einen kleinen, ummauerten Garten.
Von diesem Hauptzimmer aus führte ein Gang zu verschiedenen anderen Räumen: Es gab ein großes Schlafzimmer, zwei kleinere Schlafzimmer und die Bäder. Das Hauptschlafzimmer öffnete sich zum Garten, und ein wunderschönes Bett auf einem Podest stand darin. Seine Matratze war mit türkisblauer Baumwolle bezogen. Die Decke bestand aus grüner Seide und gestreiftem Goldstoff, und goldene und korallenrote Kissen waren darauf verteilt. Auf dem Boden lagen einige kleinere Teppiche. Bei der Tür zum Garten, die man bei schlechtem Wetter schließen konnte, stand ein Diwan, auf dem man ein Nickerchen halten konnte. Die Tische bestanden aus poliertem Kampferholz mit geschnitzten, vergoldeten Beinen. Die Wände waren aus schlichtem Marmor. Das ganze Zimmer wirkte einfach, aber elegant.
Als sie darin standen und es bewunderten, trafen die Sklaven mit ihren Truhen ein. Die Mädchen gingen weiter zu den Bädern, aber nicht, bevor Sheila dafür gesorgt hatte, daß ihre Truhe in das kleine Zimmer gegenüber dem ihrer Herrin untergebracht wurde. Als sie im Bad ankamen, waren die Badefrauen schon bereit und erwarteten sie. Dankbar ließen sie die Sklavinnen ihre Arbeit tun. Sie gestatteten ihnen, ihre Kleidung zu entfernen, ihre Körper mit sauberem, warmem Wasser abzuspülen, sie abzuseifen, zu schrubben und erneut abzuspülen. Sie ruhten sich einige Minuten lang in einem duftenden Becken aus, dann bat die Badefrau sie um Erlaubnis, ihre Haare waschen zu dürfen.
»Mach zuerst Sheila fertig«, sagte Zaynab zu ihr. »Ich genieße das Wasser zu sehr. Es ist schon so lange her ...«
Die Badefrau nickte verständnisvoll und winkte Sheila zu sich. Als das braune Haar des Mädchens gewaschen war, rief sie Zaynab, die widerwillig zu ihr kam. Sie erhob sich geschmeidig aus dem Becken und durchquerte den Raum. Die anderen Sklaven betrachteten das Mädchen bewundernd.
»Ihr seid die schönste Liebessklavin, die unser Herr je ausgebildet hat«, sagte die Badefrau geradeheraus, als sie Zaynabs Haar wusch. »Oh! Schaut euch diese Locken an«, schwärmte sie, als sie zuletzt die Zitronenspülung hineinknetete, die das Haar des Mädchens zum Leuchten bringen sollte.
»So eine Farbe habe ich noch nie gesehen! Es ist golden, aber gleichzeitig auch silbern! Gülden! Euer Haar ist gülden! Was für ein glückliches Mädchen Ihr seid, Zaynab! Wißt Ihr, wer Euer Herr sein wird?«
»Der Kalif«, war die ruhige Antwort. »Der Kalif!« Die Stimme der Badefrau war voller Ehrfurcht und Bewunderung. Die anderen Badehelferinnen hörten Zaynabs Worte mit großen Augen. »Oh! Der Kalif! Natürlich, der Kalif«, fuhr sie fort. »Keinem sonst wäret ihr würdig, Herrin. Allah hat Euch sehr gesegnet, denn Ihr geht nach Cordoba und werdet die Liebessklavin des Kalifen.« Sie bürstete das Haar des Mädchens immer und immer wieder, bis es schließlich fast trocken war. Dann rieb sie es auf die gleiche Art mit einem Seidentuch, bis es leuchtete, und befestigte es mit Schildpattnadeln auf dem Kopf. »Jetzt seid ihr für die Masseuse bereit, Herrin.«
Eine Baumwollmatte wurde auf einen niedrigen Tisch gelegt, und Zaynab legte sich bäuchlings darauf. Die Masseuse, ein großes, slawisches Mädchen, begann in weiten, streichenden Bewegungen Gardenienöl über Zaynabs Körper zu verteilen. Ihre geschickten Finger kneteten die weiche Haut des Mädchens, beruhigten sie und entfernten alle Zeichen der Anspannung.
»Ihr habt eine wunderschöne Haut, Herrin«, bemerkte die Masseuse, als sich ihre Daumen in Zaynabs Rücken preßten. »Sie ist stramm, aber gleichzeitig weich. Bis Ihr zum Kalifen geht, werde ich sie noch feiner für Euch machen. Ich werde Euch auch beibringen, wie Ihr sicherstellt, daß die Masseuse im Harem des Kalifen sich richtig um Euch kümmert. Die Lieblingsfrauen im Harem bestechen ständig die Sklaven, damit sie ihnen helfen, ihre Gegnerinnen zu vernichten, oder um für sich selbst bessere Behandlung zu bekommen. Das darf Euch nicht passieren.« Sie klopfte Zaynab ab. Die Kanten ihrer Hände trommelten schnell Zaynabs Körper hinauf und hinab. »Diese Technik bringt das Blut an die Oberfläche der Haut, und das ist gut, Herrin«, erklärte sie. »Dreht Euch jetzt bitte um.«
Die Masseuse bearbeitete Zaynabs Schultern und ihren Hals. Ihre geschickten Hände schienen wie durch Zauberkraft die verspannten Stellen zu finden. Ihre Arme, Hände, Beine,
Weitere Kostenlose Bücher