Ketten der Liebe
Frühling werde ich dich zum Kalifen von Cordoba bringen«, sagte er zu ihr.
»Und ich bin eine ehrenhafte Frau, mein Gebieter. Ich werde gehen, ohne Fragen zu stellen, und Euch und Donal Righ keine Schande machen«, erklärte Zaynab.
Weiter gab es nichts zu sagen. Sie hatten nur noch so wenig Zeit miteinander. Im stillen schwor sich jeder von den beiden, daß sie diese Zeit nicht verschwenden würden.
Kapitel 8
»Ich glaube, ich habe eine Braut für dich gefunden«, berichtete Habib ibn Malik seinem Sohn. »Sie heißt Hatiba.«
»Wenn du glaubst, daß sie die Richtige für mich ist, mein Vater, dann werde ich sie heiraten«, antwortete Karim. Machte es noch irgendeinen Unterschied? dachte er. Ich werde sie nie so lieben wie Zaynab.
»Sie ist wirklich ein nettes Mädchen«, pflichtete Alimah ihm bei, aber sie bemerkte, daß die Gedanken ihres jüngsten Sohnes abschweiften. »Bist du sicher, daß du jetzt schon heiraten möchtest, Karim?
Vielleicht willst du vorher noch eine Reise mit der I'timad unternehmen.«
»Ich werde diese Reise machen, wenn ich mit Zaynab und ihrem Geleitzug nach Cordoba fahre«, antwortete er, »und dann will ich mich nach Eire aufmachen, um Donal Righ mitzuteilen, wie erfreut der Kalif über seine Geschenke war. Es wird Zeit, daß ich heirate. Legt das Hochzeitsdatum für den kommenden Herbst fest.«
»Laß mich dir über Hatiba berichten«, fuhr sein Vater fort, der nicht ganz so taktvoll wie Alimah war.
»Sie ist Hussein ibn Husseins Tochter.«
»Eine Berberin?« Allah hilf! Berbermädchen waren für ihre Sanftmut bekannt. Sie würde ihm gehorchen und ihn zu Tode langweilen. Aber vielleicht war es genau das, was er brauchte. Wenigstens konnte er sie dann nicht mit Zaynab vergleichen. Zaynab mit den goldenen Haaren, die er so leidenschaftlich liebte.
»Ich habe eine gute Partie für dich ausgesucht, Karim«, erzählte sein Vater. »Hussein ibn Hussein ist ein steinreicher Züchter von edlen Araberpferden. Die Pferde, die du gekauft hast, stammen zweifelsohne von einem seiner Höfe. Er gibt Hatiba den Grundstock für eine Zucht mit: einhundert Stuten und zwei junge Hengste in bester Verfassung als Teil ihrer Aussteuer. Was sagst du dazu, mein Sohn? Ist das nicht be eindruckend?« Habib ibn Malik war mit dem Angebot äußerst zufrieden, denn es würde den Reichtum und das Ansehen seiner Familie steigern.
»Sehr beeindruckend. Ist sie denn so häßlich, daß ihr Vater glaubt, er muß entsprechend großzügig sein?« fragte sich Karim laut.
»Ich habe Hatiba gesehen, und sie ist sehr hübsch«, erwiderte seine Mutter. »Sie hat blaßgoldene Haut, die vor Gesundheit nur so strotzt. Ihr fülliges Haar ist seidig und schwarz wie Elfenbein. Sie hat graue Augen und ein liebliches, schönes Gesicht. Sie ist bescheiden und spricht leise. Ihr Vater ist so großzügig, weil sie sein jüngstes Kind ist und die Tochter seiner Lieblingsfrau. Ich habe selbst mit ihr gesprochen, und sie sagte mir, daß Hussein ibn Hussein völlig in Hatiba vernarrt ist. Deshalb hat er so lange gezögert, einen Mann für sie zu suchen. Aber nun wird sie bald zu alt. Daher hat er endlich nachgegeben.«
»Wie alt ist sie?« wollte Karim wissen.
»Fünfzehn, mein Sohn«, erwiderte sein Vater.
»Genauso alt wie Zaynab«, sagte er leise, aber Alimah hörte es.
Später, als ihr Mann gegangen war, setzte sie sich zu ihrem Sohn. »Du hast dich doch nicht in das Mädchen verliebt, Karim, oder?« Ihr liebliches Gesicht sah ernstlich besorgt aus.
»Ich liebe sie«, sagte er ohne Umschweife, »und sie liebt mich.«
Alimahs Hand fuhr an ihr Herz. »Hat sie dir das gesagt?« fragte sie ihn. All das war die Schuld ihres Mannes. Als sie in Karims Jugend bemerkten, wie sinnlich er war, hatte Habib ihn auf die Schule der Meister der Leidenschaft nach Samarkand geschickt. Seine Söhne Ja'far und Ayyub hatten ihm diesen üblen Rat erteilt, aber die Brüder hatten es nur als Scherz gemeint. Habib hatte sie ernst genommen.
Offensichtlich war Karim ein eifriger Schüler gewesen, denn er hatte eine Zeitlang großen Erfolg in seinem Fach. Aber Karim war sensibel, auch wenn Männer sich solche Gefühle selten eingestanden, wie Alimah wußte. Er hatte sich schuldig gefühlt, als die Liebessklavin Leila sich wegen ihm umgebracht hatte.
Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis so etwas passieren würde. Sie war so erleichtert gewesen, als er beschlossen hatte, seinen Beruf aufzugeben, und ihre Sorgen begannen von neuem, als er
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