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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Eure Kapuze hoch und steckt Eure Waffe weg«, zischte Thomas, der sich seinen eigenen Umhang über den Kopf zog. »Und sprecht möglichst nicht, bis wir im Haus sind.«

    Mir blieb keine andere Wahl, und ich folgte ihm, als er nach den Zügeln des Ponys griff und den Karren auf etwas zuführte, das wie ein Dienstboteneingang aussah. Die Tür stand einen Spalt breit offen, und ein hochgewachsener, gebeugter Mann mit schütterem Haar betrachtete uns mit offenkundigem Misstrauen.
    »Ich bin gekommen, um im Auftrag von Lady Eleanor einen Passagier zur Küste zu bringen«, erklärte Thomas mit gedämpfter Stimme. Eine lange Pause entstand, als würde jeder der beiden Männer darauf warten, dass der andere zuerst sprach.
    »Es gibt ein Zeichen«, zischelte der Mann hinter der Tür endlich.
    »Oh. Ora pro nobis .« Thomas biss sich auf die Lippe.
    »Ich wusste nicht, dass ihr zu zweit kommt«, bemerkte der Diener, der uns noch immer mit unverhohlenem Argwohn musterte. »Nun denn, tretet ein.« Er öffnete die Tür etwas weiter und winkte uns in einen schmalen Gang.
    »Wartet hier, ich werde Lady Eleanor melden, dass ihr hier seid.« Er wandte sich abrupt ab und ging mit der Kerze in der Hand den Gang entlang, sodass wir im Halbdunkel zurückblieben. Ich schielte zu Thomas, der nur unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat und nicht wagte, mich anzusehen. Unwillkürlich fragte ich mich, worauf wir uns hier eingelassen hatten, und tastete unter meinem Umhang nach dem tröstlichen Griff von Humphreys Messer.
    Kurz darauf kehrte der hochgewachsene Diener zurück. Er schien immer noch auf der Hut zu sein, als habe Thomas’ Vorstellung ihn nicht überzeugt.
    »Folgt mir«, befahl er knapp, dabei deutete er auf den Gang vor uns. »Sie wünschen euch kurz zu sehen, um die Umstände der Reise zu besprechen.«
    Ich war eher der Ansicht, dass diese Lady Eleanor Verdacht geschöpft hatte, als sie hörte, dass zwei Männer vorstellig geworden waren. Ich warf Thomas einen beunruhigten Blick zu; gerieten wir erst einmal in dieses Labyrinth von Gängen, so waren
wir verloren. Der Diener hielt die Kerze in die Höhe, führte uns eine schmale Treppenflucht empor und in einen wesentlich größeren, holzgetäfelten Gang, dessen Dielen mit duftenden Binsen bestreut waren. Frühes Morgenlicht flutete durch niedrige Fenster. Wir gingen so lange, dass ich zu dem Schluss kam, der Gang müsse entlang des gesamten Hauses verlaufen, und tatsächlich beschrieb er einen scharfen Knick nach rechts, und wir gelangten zu ein paar Stufen, die vor einer mächtigen Holztür endeten. Der Mann klopfte an, und auf ein leises Murmeln hin stieß er die Tür auf und winkte uns hinein.
    Wir betraten einen hohen Raum, der sich zwischen den beiden Türmen des Torhauses erstreckte. An einem Fenster stand eine Frau um die vierzig, die ein elegantes dunkelrotes Satinkleid mit besticktem Mieder und weitem Rock trug und deren Haar unter einer Haube verborgen war. Hinter ihr war eine Tür in die Wand des rechten achteckigen Turms eingelassen, sie war geschlossen, während die Tür zum linken Turm den Blick auf eine Wendeltreppe freigab, die nach oben führte. Der Diener durchquerte den Raum, wobei seine Schuhe auf dem Ziegelfußboden klackten, und flüsterte der Frau etwas zu. Sie nickte und beugte sich vor, um uns mit ruhiger Gelassenheit zu mustern.
    »Ihr kommt von William Napper?«, fragte sie. Thomas nickte vertraulich, aber ich stand nahe genug bei ihm, um zu spüren, wie sein Arm unter dem Umhang zitterte.
    »Wo ist Simon?« Ihr scharfer Blick wanderte von Thomas zu mir.
    »Krank, Mylady«, erwiderte Thomas, fast ohne den Mund zu öffnen.
    »Schließt die Tür hinter Euch.« Sie trat einen Schritt vor. »Wir möchten sichergehen, dass Ihr Eure Anweisungen verstanden habt. Barton, du bleibst hier«, ergänzte sie und nickte dem Diener zu, der sich augenblicklich zwischen uns schob.
    »Mylady«, murmelte er.
    Ich blickte mich um, wohl wissend, dass Lady Eleanor uns eindringlich betrachtete.

    »Ich wäre euch dankbar, Freunde, wenn ihr hier drinnen eure Kapuzen zurückschlagen würdet«, sagte sie leise. »Ich weiß, dass wir alle äußerste Vorsicht walten lassen müssen, aber in diesem Haus können wir einander trauen. Sophia!«, rief sie dann über ihre Schulter hinweg.
    Die kleine Tür des östlichen Turms wurde geöffnet, und Sophia Underhill trat heraus, gerade als Thomas mir einen Blick zuwarf und seine Kapuze abnahm. Sophia unterdrückte einen erstickten

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