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Ketzer

Ketzer

Titel: Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Parris
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Aufschrei, sah erst Thomas und dann mich an und schlug die Hände vor den Mund. Widerstrebend entledigte auch ich mich meiner Kapuze, woraufhin sich ihr Gesicht ungläubig verzerrte.
    »Bruno ?«, flüsterte sie endlich. Ihre Augen flackerten verwirrt. »Wie kommt Ihr denn hierher? Und du, Thomas?« Ihr Kopf fuhr zu Thomas herum. Mir entging nicht, dass die Lady vorgetreten war und den Diener namens Barton zu sich gewinkt hatte. Sie schien die angespannte Atmosphäre im Raum zu spüren.
    Ehe ich antworten konnte, hatte Sophia sich flehend an Thomas gewandt.
    »Thomas, ich weiß, was du denkst, aber du irrst dich. Wenn dir etwas an mir liegt, dann lass mich gehen. Bitte«, fügte sie mit brechender Stimme hinzu, als sie seine unnachgiebige Miene bemerkte.
    »Wer sind diese Leute, Sophia?«, fragte die ältere Frau in einem spürbar schärferen Ton. »Kennst du sie? Wollen sie dich an deinem Vorhaben hindern?«
    Thomas drehte sich zu ihr um und deutete eine knappe Verbeugung an.
    »Lady Tolling, wir sind nur gekommen, um Sophia zu ihrer Familie zurückzugeleiten, die sich große Sorgen um sie macht. Wenn sie uns jetzt ohne jegliches Aufhebens begleitet, wird über diese Angelegenheit kein Wort mehr verloren werden.«
    »Zu derselben Familie, die wegen ihres Glaubens ihr Leben bedroht?«, entgegnete Lady Tolling von oben herab, dabei musterte
sie Thomas von Kopf bis Fuß. »Wir lassen uns nicht so leicht einwickeln, junger Mann.«
    »Aber ich fürchte, genau das ist geschehen, Lady Tolling«, antwortete Thomas mit unerschütterlicher Höflichkeit, aber mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen. »Ich fürchte nämlich, Mistress Underhill hat Euch bezüglich ihres dringenden Wunsches, England zu verlassen, nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
    »Thomas, nein!« Sophia trat mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Du weißt ja nicht, was du da tust! Leg uns keine Steine in den Weg, daraus entsteht nur Unheil. Du wirst nie bekommen, was du willst, aber alles wird verloren sein!«
    Der Diener Barton rückte näher an Thomas heran, der ihn kurz anstarrte, bevor er sich wieder an Sophia wandte und mit zurückgeworfenem Kopf lachte; ein wildes, manisches Lachen, das von den hölzernen Deckenbalken widerhallte.
    »Sophia, Sophia«, sagte er so nachsichtig, als tadele er ein ungezogenes Kind. »Welche Lügen hast du diesen guten Leuten aufgetischt? Hast du Lady Tolling überredet, dir zur Flucht zu verhelfen, damit du in einen französischen Konvent eintreten kannst, weil deine Familie dir wegen deiner Abkehr vom protestantischen Glauben mit Strafe droht?«
    Sophia erbleichte, ihre Züge verhärteten sich, und ich las echte Furcht in ihren Augen. Sie warf Lady Tolling einen verzweifelten Blick zu, dann begannen ihre Beine zu zittern, und sie stolperte nach vorn. Instinktiv machte ich Anstalten, sie zu stützen, doch der Diener Barton stand schon zwischen uns und funkelte mich finster an. Erst jetzt sah ich, dass er eine Art Feuerhaken in seinem Gürtel trug.
    »Komm mit uns«, sagte Thomas etwas weicher. »Diese Sache wird nicht so enden, wie du hoffst, Sophia, und tief in deinem Herzen weißt du das selbst. Er beabsichtigt, dich zu töten.«
    Sophia schüttelte mit fest zusammengepressten Lippen den Kopf.
    »Du bist so blind und halsstarrig, wie du es schon immer warst, Thomas!«, fuhr sie ihn an. »Du hast schon immer übereilt
gehandelt, weil du stets felsenfest davon überzeugt warst, recht zu haben! Aber diesmal unterliegst du einem Irrtum, was ich dir ja schon klarzumachen versucht habe.«
    Lady Tolling verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust. Ihr Blick wanderte von Sophia zu Thomas, aber ihre Stimme klang fest.
    »Was hat das alles zu bedeuten? Wer sind diese Männer, Sophia? Wer will dich töten?«
    »Sein Geist ist verwirrt, Mylady, er weiß nicht, was er sagt«, erwiderte Sophia rasch.
    Thomas drehte sich unbeirrt zu Lady Tolling um. Ihr Rang schien ihn nicht zu beeindrucken; das unterwürfige Gebaren, das er in Oxford an den Tag gelegt hatte, war von ihm abgefallen.
    »Ich spreche von Eurem Gast, dem Priester«, entgegnete er, jedes einzelne Wort betonend. »Von Vater Jerome Gilbert.«
    Wenn Lady Tolling die Anschuldigung, sie würde einen Priester beherbergen, der auch noch einen Mord im Sinn hatte, in irgendeiner Weise beunruhigte, ließ sie sich das bis auf ein leises Zucken der Mundwinkel nicht anmerken.
    »Dann wollen wir ihn doch einmal selbst fragen«, meinte sie gelassen, durchquerte mit raschelnden

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