Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
durchs Gesicht. Ein leiser Verdacht keimte in ihm auf.
»Nein, ich will dich nicht abwimmeln. Ich hatte bloß einen höllisch anstrengenden Tag.« Eine Pause schloss sich an. Gefolgt von einem tiefen Schluchzen. »Bitte, sei doch vernünftig. Du liebst mich nicht, Jesse. Du gibst dich der Illusion hin, ich könnte dich aus dem Sumpf von Sex, Drogen und Alkohol ziehen, aber das kann ich beim besten Willen nicht. Ich schaff es ja nicht mal, mir selbst zu helfen.«
Demnach lag er richtig mit seinem Verdacht: Jesse. Der viel umschwärmte Affe rief immer noch bei ihr an? Was wollte er von Kimber?, fragte Deke sich zähneknirschend. Der Idiot wollte sie vermutlich bloß fertigmachen.
Er war fest entschlossen, ins Bad zu stürmen, ihr das Handy aus der Hand zu schnappen und Mr. Teeniepopper die Meinung zu geigen.
Plötzlich wurde Kimbers Stimme zu einem schrillen Kreischen. »Verdammt, nicht jetzt! Hör auf mit dem Scheiß!«
Deke hatte sie noch nie so unkontrolliert, ja fast hysterisch erlebt. Ihm platzte allmählich der Kragen.
Er sprang ins Badezimmer, riss ihr wütend das Handy aus der Hand und brüllte hinein: »Wenn Sie meine Frau noch einmal anrufen und mit Ihrem blöden Gequatsche nerven, brech ich Ihnen sämtliche Knochen, Sie aufgeblasenes Arschloch.«
Er beendete das Gespräch, indem er wütend das Handy zuklappte und das Teil auf das Regal warf. Dann zog er Kimber in seine Arme.
Verdammt, sie zitterte ja. Sie schlotterte am ganzen Körper, klapperte mit den Zähnen und hyperventilierte.
»Kleines, Baby …«
Er streichelte ihr begütigend sanft übers Haar. Dabei spukte ihm Jesse McCall im Kopf herum, den er am liebsten krankenhausreif geprügelt hätte. Im Kämpfen hatte Deke erheblich mehr Erfahrung als im Trösten. Aber Kimber brauchte im Moment seine Zuwendung.
Draußen fuhr Luc eben die Auffahrt hoch. Ein Glück, dachte Deke. Sein Cousin wusste mit Kimbers Emotionen umzugehen und sie moralisch wieder aufzubauen.
»Ich hol Luc …«
»Nein.« Sie umschlang ihn fester. »Deke, ich hab solche Angst.«
Er war erleichtert, aber auch verblüfft, dass sie seine Nähe suchte. Wenn sie ihn lieber mochte als Luc, dann bedeutete er ihr immer noch viel, ungeachtet der harten Wahrheit, die sie bisher nicht kannte.
»Vor Jesse brauchst du keine Angst zu haben. Und wenn ich diesem Wichser eigenhändig …«
»Das ist es nicht.«
Sie begann zu weinen, wieder so unkontrolliert, dass ihm ganz anders zumute wurde. Nachher klappte sie noch zusammen, oder ihr wurde schlecht oder sonst was. Er setzte sich auf den Rand der Wanne und zog sie auf seinen Schoß. Sein Verstand raste.
»Was dann? Wenn es das mit heute Morgen ist, tut es mir leid, Kleines. Aufrichtig leid. Komm, atme mal tief durch und …«
Sie schaute ihn angsterfüllt an, in ihren Wimpern glitzerten Tränen. »Ich bin schwanger.«
Ihre Äußerung war wie ein Schwinger in den Solarplexus. Er schob sie von seinem Schoß und sprang auf. Starrte sie mit großen Augen an. Sämtliches Blut wich spontan aus seinem Gehirn. Hatte er eben richtig gehört?
Großer Gott, bitte nicht!
»Du bi… bist schwanger?«
Kimber griff wie in Trance in die Tasche ihrer Shorts und hielt ihm dann einen weißen Plastikteststick hin. In der Mitte waren zwei blaue Linien erkennbar.
Deke schluckte schwer. Und wich zurück. So etwas konnte und durfte nicht passieren. Ihm war mit einem Mal übel.
»Wie … konnte das passieren? Du nimmst doch die Pille, oder?«
»Die Ärzte im Krankenhaus gaben mir Antibiotika, prophylaktisch, für den Fall einer Wundinfektion. Ich hab nicht daran gedacht, dass sie die Wirkung der Pille herabsetzen … O Gott, du bist ganz grün im Gesicht.«
Er fühlte sich auch so. Speiübel. Sein schlimmster, grausigster Albtraum erwachte zu neuem Leben.
Die Vergangenheit holte ihn ein.
»Ich bin schuld.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte dir niemals die Unschuld nehmen dürfen. Ich hätte es besser …«
Er schnellte herum und lief aus dem Raum. Er hörte noch Kimbers Schluchzen. Bevor er die Eingangstür erreichte, kam Luc ihm schon entgegen.
Nach einem Blick in dessen Gesicht war Deke sonnenklar, dass sein Cousin alles mitbekommen hatte.
Luc packte ihn bei den Schultern. »Atme mal tief durch.«
»Zum Teufel, du hast es doch gehört. Sie ist schwanger, verdammt noch mal!«
Luc hatte damals hautnah mitbekommen, was passiert war. Wieso blieb er so verdammt gelassen?
Deke war fertig mit den Nerven. Schwanger. Wieso zum Henker hatte er
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