Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
zog eine Grimasse.
»Du Vollidiot«, schnaubte Luc. »Und, bist du jetzt zufrieden?«
»Nein«, meinte sein Cousin gedehnt, »aber es ist für alle Beteiligten besser so.«
»Für wen? Für mich jedenfalls nicht!« Luc tippte sich auf die Brust. »Sie war das Beste, was uns je passiert ist, aber du magst ja nicht wahrhaben, dass sie nicht wie Heather ist. Sie hat Recht, du bist eine feige Socke.«
Luc schnellte zur Tür und lief mit elanvollen Schritten zu seinem Zimmer.
Deke ließ den Kopf hängen. Er war feige. Und er hasste sich dafür. Er hatte überall auf dem Globus Aufträge erledigt, machthungrige Generäle zu Fallgebracht, Geiseln aus Terroristenhand befreit, Bomben in letzter Sekunde entschärft.
Kimber machte ihm weit mehr Angst.
»Nein, Schätzchen. Pack wieder aus, und bleib hier«, hörte er Lucs beschwörende Worte durch den Flur. »Deke ist und bleibt ein Arsch. Bleib bei mir. Ich begehre dich. Ich …«
»Luc, es funktioniert nicht. Ich … ich muss fahren …«
Ihre tränenerstickte Stimme zerriss Deke fast das Herz. Er hörte, wie sie mit den Autoschlüsseln klimperte und die Haustür aufriss. Er stahl sich heimlich in den Eingangsflur und beobachtete die beiden.
»Geh nicht«, versuchte Luc begütigend auf sie einzureden.
»Sag mir, warum er so ist.« Sie wischte sich die Tränen von der Wange. »Wieso versucht er mit allen Mitteln, mich zu vergraulen? Was hat er bloß?«
Deke versteifte sich. Es war verdammt noch mal nicht Lucs Bier, ihr Dekes Geheimnisse auf die Nase zu binden, um sie so zum Bleiben zu bewegen. Und dann würde sie sehen, was für ein Monster er war …
»Das muss Deke dir schon selbst sagen«, knurrte Luc.
»Dann kann ich nicht bleiben.« Sie marschierte zur Tür.
Luc packte sie am Arm. »Bitte, geh nicht. Kümmer dich einfach nicht um ihn. Bleib meinetwegen, okay?«
»Deke will das nicht. Das hat er von Anfang an gesagt, und ich hätte auf ihn hören sollen. Ich hab meine Lektion gelernt.« Kimber streichelte seinen Arm, stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Danke für alles. Ich denke, ich weiß alles, was ich für eine Beziehung mit Jesse wissen muss, und mehr wollte ich schließlich nicht.«
»Jesse ist ein Popstar mit einem ausschweifenden Lebensstil und einem wilden Ruf. Du bist die Art Mädchen, die eine stabile Beziehung, viel Liebe und Zuneigung braucht. Ich mag dich und möchte …«
Kimber brachte ihn mit einem zärtlichen Kuss zum Verstummen. Deke hätte sich ohrfeigen mögen. Dann tat sie schniefend einen zittrigen Atemzug. »Luc, ich muss fahren. Ich mag dich auch, aber ich pack das nicht, hier mit ihm in einem Haus. Es tut zu weh.«
O Scheiße.
Sie zog die Tür auf und fuhr zurück. Dekes Blick traf auf ihren, und es war wie ein Frontalangriff auf sein Herz. Seine malträtierte Wange brannte vor Schmerz. Ihm war sonnenklar, dass sie ihm keinen Abschiedskuss geben würde.
Kimber sagte keinen Ton. Sie lief kopfschüttelnd an ihm vorbei ins Freie. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.
Dekes Knie waren mit einem Mal weich wie Pudding. Er sank seufzend gegen die Wand und schloss die Augen vor diesem beschissenen Dilemma.
Luc erging sich in leise gezischten Flüchen, ein hässlicher Wortschwall, wie Deke es ihm nie zugetraut hätte. Klar, dass sein Cousin jeden Grund hatte, sauer zu sein, weil Kimber ihm den Laufpass gegeben hatte.
Sie hasste ihn – aber bestimmt nicht so abgrundtief, wie Deke sich in diesem Moment selbst hasste.
8
Kimber strich nervös ihre Jeans glatt, schüttelte ihre Haare nach hinten und klopfte an die Tür.
Vor fast fünf Jahren hatte sie Jesse McCall das letzte Mal in natura gesehen. Sicher, sie hatte Fotos von ihm gesehen, sie hatten telefoniert und einander E-Mails geschickt. Sie hatten sich darüber ausgetauscht, wie es war, ohne den weiblichen Einfluss der Mutter aufzuwachsen oder über Nacht ein Star zu werden. Über Kimbers Ausbildung. Ihre Wünsche. Seine Träume und seine Tourneen.
Sie plante seit Monaten, ihn endlich persönlich zu treffen und womöglich sogar für immer mit ihm zusammenzubleiben.
Jetzt war sie mit gemischten Gefühlen hergekommen, weil sie sich nicht mehr sicher war, ob sie auch richtig handelte. War ihr Entschluss letztlich unrealistisch?
Zumal ihr Deke nicht mehr aus dem Kopf ging.
Kimber spürte ein unangenehmes Kribbeln in der Magengrube. Nein, bloß jetzt nicht kneifen.
Reiß dich zusammen. Atme ein paar Mal tief durch. Siehst du, du wirst gleich
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