Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
den letzten Jahren ein bisschen … skeptischer im Umgang mit Menschen geworden war. Weniger vertrauensselig. Kam es nicht automatisch mit dem Starrummel, dass man seine Privatsphäre schützen musste? Weil die Leute sich für jeden Mist interessierten, den ihr angehimmelter Star verzapfte, mutmaßte sie.
»Ich find’s toll, jemanden von Jesses Freunden kennen zu lernen. Ihr seid bestimmt sehr gute Freunde«, fischte sie im Trüben, auf der Suche nach Informationen, um die Rolle auszuloten, die Ryan in Jesses Leben spielte.
»Ich gehöre seit drei Jahren zu seiner Band.« Ryan beugte sich zu ihr, sah sie direkt an. »Wir machen alles gemeinsam.«
Sex inklusive. Demnach war er der Dritte in Jesses Ménages à trois. Ryans hellblaue Augen kommunizierten das auch ohne Worte. Soweit er und Jesse wussten, hatte Kimber keinen Schimmer von ihren Vorlieben – von wegen, sie verstand die Botschaft auf Anhieb. Und sein Blick signalisierte, dass er fest auf die Erotik-Action gebucht war.
Der Gedanke war ihr unbehaglich. Erwartete Jesse etwa von ihr, dass sie mit diesem Typen Sex hatte? Erstens kannte sie Ryan kaum, zweitens wusste sie nicht, ob sie ihn überhaupt mögen würde. Unbewusst zog sie eine Grimasse. Mmh, sie hatte geglaubt, sie sei etwas Besonderes für Jesse und keine Frau wie alle anderen. Er hatte das immer wieder betont …
Das war jedoch nicht ihr Problem. Deke und Luc waren das Problem. Die beiden verfolgten sie. Ja, die Zeit mit ihnen hatte ihr gezeigt, wie erregend ein Dreier sein konnte. Jesse fuhr mit Sicherheit ebenfalls auf diesen geilen Kick ab. Himmel, nach den paar Tagen mit den beiden Cousins war Kimber viel lockerer drauf. Trotzdem fand sie die Vorstellung ekelhaft, sich von diesem Ryan anfassen zu lassen. Ryan brauchte sie bloß anzusehen, und prompt kam ihr das Mittagessen wieder hoch.
Hau ab! , rief ein Teil von ihr.
Ihr praktischer Verstand beharrte jedoch darauf, dass sie mit Luc und Deke keine Zukunft hätte. Sie musste aktiv werden, immerhin war das mit Jesse seit Jahren beschlossene Sache. Mal sehen, was es mit ihrer jahrelangen Schwärmerei auf sich hatte. Vielleicht konnte die erste große Liebe ihr dabei helfen, sich von ihrem letzten großen Fehler zu erholen.
»Hab schon verstanden«, murmelte sie.
Ryans Grinsen verlor sich. Eine Braue schoss nach oben. »Echt?«
»Ich bin schließlich keine siebzehn mehr, ich bin erwachsen.«
»Und verdammt attraktiv, kann ich dazu nur sagen«, polterte eine Stimme hinter ihr.
Kimbers Blick schoss suchend durch den Raum. Jesse?
Von Weitem sah er fast so aus wie früher. Groß, sonnengesträhnte braune Haare, olivfarbene Haut, dunkle Augen und ein heißer Body, betont von schwarzem T-Shirt und knallenger Jeans. Jesse.
Als er näher kam, sprang sie automatisch auf. Er schloss sie in eine stürmische Umarmung, und sie presste sich an ihn – genau wie damals, in jenem gemeinsam verbrachten Sommer. Ihr Kopf passte zwar nicht mehr exakt unter sein Kinn, trotzdem küsste er noch so zärtlich wie damals. Kimber wartete, aber … Wo waren die Schmetterlinge, die sie sonst immer bei seinen Küssen im Bauch gehabt hatte? Sein Lächeln wirkte aufgesetzt.
Vielleicht war er bloß müde. Und abgelenkt. Nach der Geschichte mit Deke und Luc war sie wahrscheinlich übersensibilisiert. Außerdem hatten sie sich fünf Jahre nicht gesehen. Die Dinge änderten sich. Menschen änderten sich. Sie würde lernen müssen, diesen neuen Jesse zu akzeptieren. Sie und Jesse würden wieder ein Paar werden.
Zu hoffen, dass Deke anrufen, sich entschuldigen und sie bitten würde, zurückzukommen, war absolut hirnrissig.
»Wow!« Er trat zurück, hielt sie auf Armeslänge von sich und betrachtete sie anerkennend. »Du siehst toll aus.«
»Du auch.«
Er winkte ab. »Na und? Schließlich hab ich einen eigenen Friseur, einen Personal Trainer, einen Manager und das ganze Blablabla. Setz dich. Schön, dich zu sehen!« Er schob sie auf das Sofa und setzte sich neben Kimber. »Wir haben seit Wochen keinen Kontakt mehr gehabt. Wie geht es deinem Dad?«
»Du kennst doch den Colonel. Immer in Action. Immer in geheimer Mission. Er reist dauernd in der Weltgeschichte herum. Nächste Woche gönnt er sich eine kleine Auszeit und kommt nach Hause. Er hatte seit über einem Jahr keinen Urlaub mehr.«
Jesse nickte. »Der Mann war immer ein Getriebener. Erinnerst du dich noch an die Woche am See, in dem Sommer, wo er mein Bodyguard war?«
Und ob sie sich noch daran erinnerte! Es
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