Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
und mit wem.
»Pass auf dich auf«, sagte er stattdessen.
»Mach ich. Ich bin schließlich erwachsen.«
»Stimmt«, knirschte er, als hasste er es, das zuzugeben. »Manchmal frag ich mich, ob deine Brüder und ich dich nach dem Tod deiner Mutter nicht zu sehr behütet haben. Was weißt du über einen Typen mit einem Lebensstil wie dem von Jesse?«
Oh, sie hatte viel von Deke und Luc gelernt, inklusive Herzschmerz.
»Mach dir bitte keinen Kopf. Nach Moms Tod hast du einen verdammt guten Job gemacht, Dad. Logan und Hunter waren die typisch übervorsichtigen Brüder, die mir sämtliche Dates vermasselten und sich lustig machten, wenn ich bloß mal Lippenstift trug – trotzdem hab ich keinen Schatten weg. Ich komm damit klar.«
Das kehlige Lachen ihres Vaters erwärmte Kimbers Herz.
»Ich kenne Jesse schon sehr lange«, fuhr sie fort. »Wir haben Jahre auf diese Gelegenheit gewartet. Wir müssen das bloß irgendwie gemeinsam hinbekommen.«
»Sorry, aber ich seh dich nicht als Groupie eines Superstars.« Die Kritik in seiner Stimme war unüberhörbar.
Ehrlich gesagt hatte Kimber erhebliche Probleme mit diesem Image. Sie wollte nicht dauernd in Hotels oder aus dem Koffer leben wie Jesse, aber konnte sie ihn einfach mit seiner Band ziehen lassen, um so zu leben, wie er immer gelebt hatte? Selbst wenn er sich »ändern« wollte, würde das Zeit brauchen. Und was wäre, wenn Jesse sie tatsächlich irgendwann heiraten wollte?
Konnte sie jemals aufhören, Deke zu lieben, ihn zu begehren, und zu jemand anderem sagen: Ja, ich will? Wie hatte es dieser Mann bloß geschafft, dass sie innerhalb von ein paar Tagen bereit war, ihre sämtlichen Pläne über den Haufen zu werfen?
»Ich bin nicht sein Groupie. Wir müssen uns ohnehin erst mal beschnuppern. Lass mich mal machen.«
»Das gefällt mir gar nicht. Er war ein guter Junge, aber was man so hört … ich glaube, es ist ein Fehler.«
Kimber hatte mit einem Mal Magendrücken. Dad sagte das mit so viel Überzeugung. Trotzdem, er hatte Jesse jahrelang nicht gesehen, bloß von ihm gehört . Das war nicht dasselbe.
»Wenn, dann ist es mein Fehler, Dad.«
Ihr Vater seufzte. »Ja, schon. Aber … sei immer vorsichtig, hörst du?«
»Wie meinst du das, Dad?«
»Ich bin momentan auf dem Rückflug von Thailand. Wenn ich zu Hause bin, check ich, ob du okay bist, deine Brüder, das Haus.«
»Ist irgendwas, Dad?«
»Ja, kann man so sagen. Irgendwer schickt mir Drohbriefe und obskure E-Mails. Ich hab keine Ahnung, wen ich verprellt hab oder wie ernst die Sache ist. Du kennst diese Knackis, die einem gelegentlich drohen und es dabei belassen. Aber der Freak hier hat deinen Namen erwähnt und behauptet, dass er dir wehtun will, um mir wehzutun.«
»Das ist nichts Neues, mir ist noch nie was passiert.«
»Einmal ist immer das erste Mal. Das hier scheint mir ernst gemeint, folglich wäre es mir lieber, wenn du nicht allein unterwegs bist. Hast du noch deine Waffe? Ich kann dich nicht überreden, sie zu tragen, hm?«
Unbehagen schnürte ihr die Kehle zu. Für manche Typen wurde es zu einer Manie, auf ihre Beute zu lauern, dann wurden sie unvorsichtig und ließen ihre Maske fallen. Keine Ahnung, ob dieser Typ dazugehörte.
»Ich hab keinen Waffenschein. Keine Sorge, ich bin vorsichtig. Hier schwirren außerdem genug Leute um mich herum.«
Ihr Vater grummelte ins Telefon, als wollte er noch mehr dazu sagen, wohl wissend, dass seine Argumente auf taube Ohren stoßen würden. »Du kommst deinen alten Herrn besuchen, wenn du in der Nähe bist, okay?«
»Jesses zweiter Tourneestopp ist in Dallas. Dann komm ich zu dir. Ich freu mich schon darauf, dich wiederzusehen.«
»Geht mir genauso. Pass auf dich auf, mein kleines Mädchen. Du fehlst mir.«
»Mein kleines Mädchen« hatte er sie ewig nicht mehr genannt. Er war seit Jahren nicht annähernd so emotional rübergekommen. »Ist da irgendwas, was du mir verschweigst?«
Er schwieg unschlüssig. »Nein, aber sei bloß vorsichtig, Kleines.«
9
»Und, wie war’s?«, fragte Kimber ein paar Tage später, als Jesse am Spätnachmittag nach den Probeaufnahmen die Hotelsuite betrat.
Er trug kein Hemd, seine langen Haare waren noch nass vom Duschen. Ein Handtuch in der einen, eine Flasche Wasser in der anderen Hand, tänzelte er lasziv-anmutig ins Zimmer. Seine imposante Schultermuskulatur dehnte sich geschmeidig, während er sich die Haare frottierte. Sein anziehendes Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Lächeln.
In den letzten
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