Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
wünschte sie sich irgendwie immer noch, Deke hätte ihr Angebot angenommen und sie entjungfert. Hätte er ihr die Unschuld genommen, hätte ihm das sicher geholfen, seine emotionale Barriere zu überwinden. Davon war sie fest überzeugt.
Sie würde es nie erfahren.
Jesse entfuhr ein erleichterter Seufzer. »Folglich haben die beiden dir bloß die Theorie beigebracht?«
»Nein, sie haben mich angefasst. Ich lernte, sie anzufassen.« Sie mochte nicht lügen.
Sie mochte ihm aber auch nicht auf die Nase binden, dass sie sich in einen anderen verguckt hatte.
Jesses Gesicht verfinsterte sich blitzartig wieder. »Angefasst? Wie?«
»Na ja, so in der Art, dass ich weiß, was dich bei einem Dreier anmacht. Ich hab nie erwartet, dass du deine sexuellen Praktiken für mich änderst. Folglich hab ich versucht, mich dir anzupassen.«
Ich hab versucht herauszufinden, ob ein krasser, extrem schwieriger Typ wie Deke auf mich abfuhr, und mir dabei die Finger verbrannt.
Die Antwort schien ihn zu besänftigen. »Das ist … Mann, du bist eine erstaunliche Frau. Du bist nicht wie die Schlampen und die Tussis, die sonst um uns rumschwirren. Ich hatte nie die Absicht, dich mit jemandem zu teilen. Weder mit Ryan noch sonst wem. Wenn ich ein böses Mädchen aus dir mache, wie soll dann das gute Mädchen auf mich abfärben?«
Sein Ton klang halb scherzhaft. Kimber war nicht zum Scherzen aufgelegt. Sie musste unbedingt dieses Jungfrau-Maria-Image loswerden, das er ihr aufdrückte.
»Danke, dass du mich nicht mit Ryan teilen willst.«
Jesse kuschelte sie eng an sich. »Du gehörst mir, Baby. Wir waren so viele Jahre getrennt, da mag ich dich nicht auch noch mit anderen teilen. Du bist die Einzige, die mich wirklich kennt. Die Einzige, für die ich mich ändern würde.«
»Davon war nie die Rede.«
»Ich will mich aber ändern, für dich. Für dich möchte ich ein besserer Mensch werden. Allein deine Nähe macht mich zu einem Gutmenschen.«
Seine Worte berührten … und verwirrten Kimber. Wieso meinte er, sich unbedingt ändern zu müssen? Wann hatte er denn den Geistesblitz gehabt? Und was hatte sie mit seiner Läuterung zu tun?
»Was hältst du von einem Kompromiss? Du wirst ein bisschen Gutmensch, ich ein bisschen böses Mädchen. Ist das okay für dich?«
Er zögerte. »Böses Mädchen, hä?«
»Ich hatte nicht vor, ewig und drei Tage Jungfrau zu bleiben.«
Sprach irgendwas dagegen, dass sie ihre Unschuld an Jesse verlor? Sie hatte sich jahrelang für ihn aufgespart, und Deke wollte da sowieso nicht ran.
Jesse überlegte. »Das macht Sinn. Ich hab auch schon einen Plan. Lass mir noch ein bisschen Zeit. Wart’s ab, wir werden das Kind schon schaukeln, Baby.« Er schenkte ihr das Lächeln, mit dem er häufig für die Kameras posierte.
Es war nicht sein authentisches Lächeln. Sein echtes Lächeln, erinnerte sie sich seit ihrem gemeinsamen Sommer, war jungenhaft und ein bisschen schief. Durchtriebenheit lauerte in einem Mundwinkel, Euphorie in dem anderen. Das Lächeln hier war symmetrisch und aufgesetzt. Kimber zog die Stirn in Falten.
»Quatsch keine Opern, Jesse. Was für ein Plan?«
»Sei nicht so neugierig, Baby. Komm mit mir auf Tournee, dann wirst du schon sehen …«
»Wann fahren wir los?« Nach fünf langen Jahren des Wartens und einem gebrochenen Herzen hatte sie keine Lust, ihre Beziehung weiter auf die lange Bank zu schieben. Sie wollte endlich ihr Leben leben und wenigstens ein bisschen glücklich sein.
Und Deke vergessen. Er war Vergangenheit. Er hatte sie abgewiesen. Jetzt wollte sie voll aufdrehen. Leben, lieben, lustig sein. Hoffentlich kam das mit ihr und Jesse bald in die Gänge.
»Morgen in einer Woche.« Er fasste ihre Hände. »Es wird bestimmt super, wenn du bei mir bist und auf mich aufpasst. Alles wird anders. Ich versprech dir, dein Warten hat sich gelohnt.«
»Wooo bist du?«, polterte ihr Vater am selben Abend ins Telefon.
Auf die Couch in Jesses Suite gekuschelt, umklammerte sie ihr Handy. Die Band hatte gerade Probe. »Ich bin in Houston. Bei Jesse. Er ist die nächsten sechs Monate in den Staaten, und wir verbringen ein bisschen Zeit zusammen.«
Ihr Vater war erst einmal baff. »Du weißt, was in den Medien über ihn berichtet wird? Über sein Sexleben?«
Der Mann war zwar ihr Vater, aber Kimber war kein Kind mehr. »Ja, Daddy. Weiß ich. Und ich komm damit klar.« Zeit für einen Themenwechsel, bevor ihr Dad nachhakte, was sie damit meinte und was sie vor Houston gemacht habe –
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